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Prärie-Kultur: Unterwegs im Cultural Corridor South Dakota

Über eine kaum bekannte, hochinteressante Region im Osten von South Dakota berichten die Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Westen“ und „USA-Texas Mittlerer Westen“, Margit Brinke – Peter Kränzle, Jan. 2019

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„Endlos grüne Weite, … das stete Auf und Ab; … alles in der Prärie ist heiter, anmutig und lebendig.“ Wie viele frühe Forschungsreisende war auch der französische Mathematiker und Geograph Joseph Nicolas Nicollet, der im Auftrag der US-Regierung in den 1830er-Jahren drei Erkundungsreisen in die Region zwischen Mississippi und Missouri unternahm, von der nordamerikanischen Prärie beeindruckt.

Leben in der Prärie von Terry Redlin

Wein und Gesang in Vermillion

Doch nicht nur die Natur fesselt, der Streifen um die Autobahn I-29 im östlichen South Dakota (SD) gilt auch als „Cultural Corridor“. Die Region beginnt im Süden, in der Ortschaft Vermillion mit rund 11.000 EW. Am Missouri River, in der Südost-Ecke von SD gelegen, ist die Kleinstadt Heimat der 1862 gegründeten University of South Dakota und diese bestimmt das kulturelle (und sportliche) Leben mit. Aushängeschild ist das National Music Museum mit einer beachtlichen Instrumentensammlung (http://nmmusd.org), während sich das W.H. Over Museum (www.whovermuseum.org) der regionalen Geschichte widmet. Auf dem Unicampus befindet sich die Oscar Howe Gallery mit Werken des gleichnamigen Künstlers (1915-1983), eines Dakota-Indianers, der einst hier studierte.


Mit den Valiant Vineyards & Winery (www.valiantvineyards.us, mit Bed & Breakfast) befindet sich in Vermillion auch das erste und älteste Weingut von South Dakota. Eldon Nygaard betreibt es zusammen mit seiner Familie und hat inzwischen eine zweite Winery mit Distillery in Hill City (www.stonefacewinery.com) in den Black Hills eröffnet. Nygaard war maßgeblich daran beteiligt, dass mit dem „Farm Winery Act“ 1996 der Startschuss für den Weinanbau im Staat fiel.

Viel Wasser und viel Landwirtschaft

Über die I-29 dauert es nur etwa eine Autostunde ehe die größte Stadt South Dakotas, Sioux Falls (siehe Blog-Beitrag vom 10.12.2018) erreicht ist. Ein Naturschauspiel der besonderen Art mitten im Stadtzentrum sind die Wasserfälle des Big Sioux River (https://visitsiouxfalls.com), doch auch die Innenstadt hat viel zu bieten und südöstlich der Stadt lohnt der Good Earth State Park at Blood Run. Hier hat sich vom 13. bis 17. Jh. eine blühende Stadt und ein Handelsknotenpunkt der indianischen Oneota-Kultur befunden.

Eine weitere Fahrstunde auf der I-29 nordwärts erreicht man ein weiteres Universitätsstädtchen, Brookings (www.visitbrookingssd.com). Hier befindet sich die 1881 gegründete South Dakota State University (SDSU).
Im interessanten SDSU Agricultural Heritage Museum (www.agmuseum.com) erfährt man mehr über diesen Schwerpunkt der Hochschule, ebenso besuchenswert sind die McCrory Gardens (www.mccrorygardens.com), der Botanische Garten der Uni.

Wenn sich der Tag dem Ende entgegen neigt, lohnen die Brauereien in der Stadt, z. B. Wooden Legs (https://woodenlegsbrewing.com) – wo es auch gute Pizza gibt!– und Eponymous Brewing Co. (www.eponymousbrewing.com). Ein Hamburger bei Nick’s (www.nickshamburgers.com), einem seit 1929 existierenden Familienbetrieb, ist ebenfalls „Pflicht“.


Vielseitiges Städtchen: Watertown

Watertown (www.visitwatertownsd.com), ca. 80 km nördlich Brookings, kann man nicht verpassen: Auf einem Hügel am Stadtrand fällt gleich ein prunkvoller tempelartiger Bau mit mächtigen Säulen ins Auge: das Redlin Art Center (https://redlinart.com).


Der von einem großzügigen Park umgebene Bau widmet sich dem hier aufgewachsenen Künstler Terry Redlin (Foto, 1937–2016). Ursprünglich Werbegrafiker, startete er seine Karriere mit „Wildlife“-Bildern, wurde dann aber vor allem mit „Americana“ – romantische Szenen amerikanischer Dorf-/Kleinstadtidyllen – zu „America’s Most Popular Artist“ und stiftete seinem Heimatort dieses Museum. An den ersten Gouverneur von South Dakota (1889-1893) erinnert hingegen das historische Mellette House (www.mellettehouse.org). In den 1880ern war Arthur C. Mellette (1842-1896) mit seiner Familie aus Indiana ins Dakota-Territory gezogen und hatte dieses Wohnhaus am Hochufer des Big Sioux River errichten lassen. 1889 wurde South Dakota in die Staatenunion aufgenommen.

Stärkung gefällig? Dempsey’s Brewery Restaurant & Pub (https://dempseybrewpub.com) bietet sich mit hausgebrautem Bier und deutsch-österreichischen Spezialitäten an.


Alles begann 1999 mit Bill Demseys Liebe für gutes Bier, dazu kamen eine österreichische Mutter und ein irischer Vater sowie ein längerer Aufenthalt in Augsburg/Bayern beim Militär. Mittlerweile hat sich Bill aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen und unterhält die Gäste mit Geschichten und Dudelsackspiel.
Bills Sohn Sean ist für das Lokal und die Pizza (für die er schon mehrere Preise bekommen hat!) zuständig; Chris Borns ist der Brewmaster.
Absacker? In einer Lagerhalle am Ortsrand bietet die Glacial Lakes Distillery unter der Ägide von Phil und Cindy Klein erstklassige Spirituosen wie Wodka oder Gin an.

Leben in der Prärie

Coteau des Prairie

Auf der Weiterfahrt nach Norden wird die Landschaft hügeliger und bewaldeter, man erreicht das Coteau des Prairie, ein Plateau im östlichen SD, 320 km lang und 160 km breit. Den Namen erhielt es von den ersten französischen Trappern, die hier mit den Dakota-Indianern Handel trieben. Noch heute leben die Sisseton Wahpeton Oyate (SWO) um die Ortschaft Sisseton im Grenzgebiet zwischen South und North Dakota in einem großen Reservat. Einen guten Überblick bekommt man auf dem Plateau des 25 m hohen Nicollet Tower (www.sissetonmuseums.org/nicollet-tower) – eines hölzernen Aussichtsturms im äußersten Nordosten des Bundesstaats South Dakota.

Zwischen 1864 und 1889 sollte das in Fort Sisseton (https://gfp.sd.gov/parks/) stationierte Militär für Ruhe und Ordnung sorgen. Da es jedoch kaum Probleme gab, galt das Fort als eher gemütlicher Arbeitsort, mit gesellschaftlichen Events und Unterhaltung.


Als State Park gewährt es heute aufgrund seines exzellenten Erhaltungszustands einen Einblick in Funktionsweise und Leben auf einem Militärposten im „Wilden Westen“.

INFORMATIONEN
South Dakota ist Teil des „Great American West“:
• The Great American West, Bavariaring 38, D-80336 München, Tel. 0821/689063841, https://greatamericanwest.de
• South Dakota: www.travelsouthdakota.com
• Cultural Corridor: http://southeastsouthdakota.com/journey/i-29-cultural-corridor

© Text: M. Brinke – P. Kränzle
© Fotos: M. Brinke mit Ausnahme Foto Music Museum Vermillion (SD Tourism)

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