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Wilkommen in der „Bierhauptstadt der Welt“ – Neues aus der Brewery-Szene Oregons

Ein paar besondere Getränketipps von den Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Westen“ und „USA-Nordwesten“, Dr. Margit Brinke – Dr. Peter Kränzle, Juli 2018

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Oregon ist neben Colorado (siehe Beitrag: Prost! Auf Bierprobe in Denver/Colorado ) ein Bierparadies und die Metropole Portland gilt sogar als die „Bierhauptstadt der Welt“. Fast 80 Kleinbrauereien soll es allein auf dem Stadtgebiet geben, über 130 im Großraum. Zu den ältesten Craft Breweries Oregons gehören z. B. die 1984 von der legendären Winzerfamilie Ponzi gegründete BridgePort Brewing Co. oder die Widmer Brothers Brewery im Osten der Stadt.

Pioniere in Oregon

Bereits wenige Jahre später schwappte der Craft-Beer-Boom aus der Metropole Portland hinaus aufs Land. So wurden 1987/88 gleich drei der heute berühmtesten Kleinbrauereien Oregons gegründet: Jack Joyce, Rob Strasser und Bob Woodell – alle in führenden Positionen bei NIKE tätig – eröffneten im Hafenstädtchen Newport Rogue (www.rogue.com). Braumeister John C. Maier setzte zu Anfang vor allem auf Rauchbiere nach Bamberger Brauart (Titelfoto) und gilt heute als einer der innovativsten Braumeister der USA.
Auf der Ostseite der Cascades Mountains entstand gleichzeitig in Bend eine zweite wegweisende Craft Brewery: Deschutes (www.deschutesbrewery.com), heute eine der Top 10 in den USA. Kaum eine Autostunde westlich von Portland, in einer alten Obstkonservenfabrik im Städtchen Hood River, war schließlich mit Full Sail (https://fullsailbrewing.com/), die dritte wegweisende Kleinbrauerei gegründet worden. Full Sail füllte als erste Brauerei im Nordwesten in Flaschen ab und befindet sich heute als „Co-op“ im Besitz der Angestellten.

pFriem – in kurzer Zeit an die Spitze

In Sichtweite von Full Sail braut seit 2012 die pFriem Family Brewery, die innerhalb weniger Jahre nicht nur viele Auszeichnungen eingeheimst hat, sondern mit Recht als eine der besten und vor allem innovativsten Brauereien des Nordwestens gilt.
Es ist nicht nur die Topausstattung der Brauerei und der gemütliche Pub mit gutem Essen (wie die Bratwurst auf dem Foto), es sind vor allem die Biere, die den Besuch lohnen. Chef und Braumeister Josh Pfriem und 15 Mitarbeiter verbinden Hightech mit Handarbeit, Tradition mit Kreativität und Innovation.
Das zeigen die Lagerbiere und Pilsener, die Ales ebenso wie die in Wein-, Sherry, Whiskey- oder Brandy-Fässern ausgebauten Spezialbiere, viele davon „Sours“ im belgischen Stil, aber auch Gose oder Berliner Weiße.


Hood River ist ein kleines Städtchen am gleichnamigen Fluss, auf der Strecke auf Hwy. 30 bzw. I-84 entlang dem Columbia River von Portland Richtung Osten.

 

Auf der Fahrt nach Pendelton, Spokane oder Idaho bzw. Richtung Yellowstone (siehe Routenbeschreibungen in den Bänden „USA-Der Nordwesten“ oder „USA-Westen“) könnte man hier gut einen Stopp einlegen.

Hood River bietet eine attraktive Hauptstraße mit kleinen Läden und Lokalen sowie zwei weiteren kleinen Brauereien (Double Mountain, Big Horse).
Zum Übernachten bietet sich das schön renovierte historische Hood River Hotel (https://hoodriverhotel.com) von 1912 an.
Mitten in der Ortschaft gelegen, kann man von hier aus Downtown und die Uferpromenade mit „Beach“ (Foto) gut zu Fuß erkunden – und die ausgezeichneten lokalen Biere ausgiebig probieren.

Gilgamesh Brewing – Traditionen und Experimente

Bleiben wir beim Bier: Wie pFriem ist auch Gilgamesh Brewing (www.gilgameshbrewing.com) in Oregons Hauptstadt Salem ein reiner Familienbetrieb. 2009 wurde die Brauerei, die unscheinbar in einem Industrieviertel im Süden der Hauptstadt residiert, von Lee Radtke zusammen mit seinen drei Söhnen gegründet. Das Besondere hier ist die Verwendung einer Kammerfilterpresse, die den Brauvorgang beschleunigt.


Auch bei Gilgamesh gibt man sich traditionsbewusst und experimentierfreudig zugleich. Das schmeckt man an Bieren wie dem „DJ Jazzy Heff“, einem American Wheat mit Jasmin Tea, dem „Vader IPA“, dem Kaffee zugesetzt wird, oder dem „Classic Lager“. Bei Gilgamesh sieht man in den derzeit angesagten „Hazy IPAs“ (unfiltrierte IPAs) eine Zukunft, versucht sich jedoch auch an Sours und an Fasslagerung. Verkosten kann man die Biere – zusammen mit schmackhaften Gerichten von Burger bis Pizza – in der gemütlichen Kneipe, die malerisch am Pringle Creek liegt, wo man in einer Art Biergarten ebenfalls sitzen kann.

Braukunst am „Edge of the Universe“

Kaum ein Küstenabschnitt Nordamerikas präsentiert sich landschaftlich so dramatisch wie derjenige in Oregon: Klippen mit einsamen Leuchttürmen, kleine Fischerorte, versteckte Künstlerkolonien, wildromantische Strände und Sanddünen lassen am „Edge of the Universe“ eine ganz besondere Stimmung aufkommen.
Auch an historisch interessanten Orten fehlt es nicht: Astoria war 1811 als erste dauerhafte amerikanische Siedlung westlich des Mississippi, genauer, als Pelzhandelsstation, im Auftrag des deutschstämmigen Händlers Johann Jakob Astor, gegründet worden. Wer, vorbei an liebevoll restaurierten viktorianischen Wohnhäusern, die steilen Sträßchen hinauf zum Coxcomb Hill erklommen hat, versteht den Beinamen „Little San Francisco of the Northwest“. Auch Astoria hat sich zuletzt zu einem Zentrum der Craft Beer-Szene entwickelt.
Der North Coast Craft Beer Trail
(www.oregoncoastbeer.com) ist dabei für Besucher der Nordwestküste Oregons der ideale Leitfaden zum Kennenlernen der zahlreichen Kleinbrauereien im Umkreis der malerischen Hafenstadt Astoria. Buoy, Fort George, Reach Break, eine Filiale von Rogue oder die kleine Astoria Brewing Co. (www.wetdogcafe.com) laden in Astoria zur Bierprobe. Letztere wurde 1995 unter dem Namen „Wet Dog“ gegründet und befindet sich in einer alten Lagerhalle am Hafen und braut nicht nur hervorragende Biere, darunter zahlreiche excellente IPAs. In der gemütlichen „Bierhalle“ direkt neben der Brauerei gibt’s auch gutes Essen.

© Text: Dr. M. Brinke – Dr. P. Kränzle, Fotos: M. Brinke.

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