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USA-Texas: San Antonio feiert seinen 300. Geburtstag

Ein Reisetipp von den Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Texas Mittlerer Westen“, „USA-Westen“ und „USA-Nordwesten“, Margit Brinke – Peter Kränzle, Juni 2018

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Vor 300 Jahren, im Frühjahr 1718, entschlossen sich Pater Antonio de Olivares und seine franziskanischen Mitbrüder an der Schleife des San Antonio River die spanische Mission San Antonio de Valero zu errichten und legten damit den Grundstein für die heutige Metropole San Antonio. Diese Stadtgründung wird in diesem Jahr mit großem Pomp und vielen Veranstaltungen gefeiert.

„Remember the Alamo“

Wie andernorts in der „Neuen Welt“ war die Errichtung von Missionsstationen, die meist von Soldaten geschützt wurden, eine Art der Landnahme durch die spanische Kolonialmacht. Zugleich diente sie der Missionierung der regionalen Indianer, von denen sich viele jedoch freiwillig in den Schutz der Mission begaben, da sie hier vor Übergriffen der Apaches und Comanches sicher waren. Wenig später, 1720, entstand flussabwärts die Mission San José y San Miguel de Aguayo (Foto rechts) und mit der Umsiedelung von drei älteren Missionen aus Ost-Texas – Concepción (Foto unten), San Juan Capistrano und Espada – 1731, mauserte sich San Antonio zum spanischen Zentrum in Texas.
Die Mission San Antonio, besser bekannt als „The Alamo“ (Titelfoto), spielte im texanischen Unabhängigkeitskrieg eine zentrale Rolle: Am 6. März 1836 eroberten zwar mexikanische Truppen die zum Fort umgebaute Mission, doch nur Wochen später wurden die Mexikaner nahe dem heutigen Houston von den texanischen Freiheitskämpfern mit dem Ruf „Remember the Alamo“ vernichtend geschlagen.

Alt und Neu liegen nebeneinander

The Alamo, im modernen Stadtzentrum gelegen, gilt heute als Pilgerstätte, als „Shrine of Texas Liberty“, als Hauptattraktion und als Weltkulturerbe. Die alte Kirche, der Park und Ausstellungen in Nebenbauten informieren über die historischen Ereignisse. Die anderen Missionen reihen sich entlang des Mission Trail auf und stehen ebenfalls als Nationalpark unter Denkmalschutz.
Auf den ersten Blick präsentiert sich San Antonio modern, und das, obwohl eine Skyline mit modernen Wolkenkratzern fehlt. Lediglich der Tower of the Americas im zentralen HemisFair Park, eine Reminiszenz an die Weltausstellung 1968, überragt die Innenstadt. Was in „San Antone“ überall auffällt, ist das mexikanische Flair, gleichermaßen was die Architektur, als auch was die kulinarische Szene, die Musik und die Bevölkerung angeht.

Freizeitangebot am Riverwalk

Der begrünte Riverwalk, der Paseo del Rio, zieht sich, quasi im „Untergrund“, vertieft entlang des San Antonio River durchs Zentrum.


Dieser Wasserlauf mit seinen Booten – ebenfalls zum 300. Geburtstag wurden neue Taxi-Boote in Betrieb genommen – , gerahmt von Cafés und Lokalen und geschmückt mit Installationen und Kunstwerken, hat San Antonio zum Beinamen „American Venice“ verholfen.
Doch auch außerhalb des Stadtkerns wurde der Flussverlauf neu gestaltet, teilweise renaturiert und, besonders südlich der Stadt, wurde die Promenade zum Naturpark mit Trails und Freizeitangebot ausgebaut.

Deutsche Wurzeln in Texas

Mit zahlreichen Veranstaltungen und Sonderausstellungen feiert die Stadt ihre 300-jährige Geschichte. Erstes Programm-Highlight war die Commemorative Week vom 1. bis 6. Mai. Dabei standen die spanisch-mexikanischen Wurzeln im Mittelpunkt, allerdings war San Antonio einst auch wichtiger Anlaufpunkt für deutsche Einwanderer.
Dass 1860 San Antonio mit 8.200 Einwohnern die größte Stadt von Texas war, war vor allem den zahlreich siedelnden Deutschen zu verdanken. Bis Ende des Jahrhunderts stellten sie sogar die Mehrheit der Bevölkerung. Es gab einen Schützen- und einen Turnverein, die Lone Star Brewery und die Pearl Brewery, das Menger Hotel oder die Pioneer Flour Mills (heute „Guenther House“, s. Foto), alle in deutschem Besitz.
Während eines der ältesten Lokale der Stadt, Schilo’s, seit 1917 im Stadtzentrum deutsch-texanische Gerichte serviert, trifft sich jeden Dienstag mit dem Beethoven Maennerchor einer der ältesten deutschen Gesangsvereine in Nordamerika. Heimatbühne ist die Beethoven Halle, die sich im King William Historic District befindet.
Dieses Viertel südlich der Innenstadt um die King Wilhelm Street – benannt nach dem König von Preußen – war um die Mitte des 19. Jh. von deutschen Immigranten gegründet worden und wurde deshalb auch „Sauerkraut Bend“ genannt. 1968 wurde das Areal als erstes der Stadt unter Denkmalschutz gestellt. Noch heute erinnern viele Familiennamen an die deutsche Herkunft, es gibt die Heusingers oder Guenthers, die Groos’ oder Wulffs. Auf sie geht auch die zentrale St. Joseph Catholic Church zurück, in der noch heute jeden regelmäßig ein Gottesdienst in deutscher Sprache stattfindet.
San Antonio ist stolz auf 300 Jahre Geschichte – unter spanischer, mexikanischer, texanischer und amerikanischer Flagge – und feiert mit Ausstellungen, Workshops und Projekten, Musik-Events und historischen Reenactments.

INFOS:
• San Antonio: www.visitsanantonio.com
• 300 Jahr-Feier: www.sanantonio300.org

Einen vorhergehenden Beitrag zu San Antonio finden Sie hier.

© Text: Dr. M. Brinke – Dr. P. Kränzle, Fotos: © Visit San Antonio (v.a. Bob Howen) mit Ausnahme Detail The Alamo und Mission La Concepcion (MB).

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