Zeit, US-Reisepläne schmieden!
Seit dem 3. März 2022 gelten keine Staaten mehr als Hochrisikogebiete, und damit ist auch die USA wieder unbeschwerter zu bereisen. Jedoch sind für die Einreise in die USA weiterhin eine vollständige Impfung sowie (noch) ein negativer Corona-Test (Antigen genügt, 24 Std. vor Reiseantritt) Voraussetzungen. Die aktuelle Inzidenz sinkt in den USA seit Wochen stetig und ist wesentlich niedriger als hierzulande – derzeit liegen die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern drüben deutlich unter 100.
Nach einer jüngsten Umfrage zufolge wollen im dritten Jahr der Pandemie mehr als 50% der Deutschen wieder längere Reisen unternehmen. Gerade in den USA sieht man deshalb auch hoffnungsvoll einer größeren Zahl an internationalen Touristen – auch aus Deutschland – entgegen. Zeit, sich Gedanken zu machen und Pläne für eine USA-Reise zu schmieden!
NEUES AUS SAN FRANCISCO
In den amerikanischen Metropolen spürt man das Aufatmen nach der Pandemie deutlich. Gerade in San Francisco tut sich mittlerweile wieder viel. Abgesehen von den neuen Stadtparks (siehe ausführlich in den letzten News #21), wie den Presidio Tunnel Tops oder dem Salesforce Park in Downtown, steht ein neues Museum, das Institute of Contemporary Art im angesagten Dogpatch District, kurz vor der Eröffnung.
Die Parklab Gardens im angrenzenden Mission Bay-Viertel bieten außer Spielplätzen, einem Minigolfplatz und einem Community Garden auch Kulinarisches: ein Foodtruck-Park lädt mit Spezialitäten aus aller Welt und mit gemütlichen Sitzarealen ein. Der nahe Uber Mission Bay Campus – mit interessanter Architektur – und das Chase Center, ausgestattet mit Wandbildern u.a. Kunstwerken, und verbunden mit Thrive City (Läden, Cafés, Restaurants) befinden sich im selben Areal. Das Chase Center ist seit 2019 die neue Heimat der Profi-Basketballer Golden State Warriors, fungiert jedoch auch als vielseitige Konzert- und Veranstaltungshalle. Verbunden ist das Areal durch eine Uferpromenade mit dem Oracle Park, dem Baseballstadion der Giants in South Park. Übrigens: Diese Promenade zieht sich weiter um die Bucht bis hin zur Golden Gate Bridge.
Natürlich ist die Restaurantszene in San Francisco weiterhin unschlagbar und hat glücklicherweise auch nur wenig durch Corona gelitten. Unter den zahlreichen Lokalen finden sich viele ungewöhnliche Küchen bzw. neue Konzepte, nachfolgend zwei davon:
FOG HARBOR FISH HOUSE
Das Fog Harbor Fish House liegt am immer von Touristen umlagerten Pier 39, ist alteingesessen und seit Jahrzehnten in Familienbesitz. Auf den Tisch kommen nur frische Meeresfrüchte und Fische aus zu 100 % nachhaltigem Fang. Ein weiteres Plus des Lokals ist die Lage direkt am Wasser, mit grandiosen Ausblicken auf die Bay und die Golden Gate Bridge. Das berühmte San Francisco Sauerteig-Brot wird hier im Hause selbst gebacken, Fisch und Meeresfrüchte aber auch Fleisch stammen weitgehend aus der Region.
Gründer Warren Simmons war es auch gewesen, der vor über 40 Jahren den Pier 39 als Touristenattraktion ins Leben gerufen hat. Noch heute befindet sich das Fish House in Familienbesitz: Sohn Scooter und Familie führen hier und in weiteren Lokalen, z.B. dem Eagle Café oder dem Crab House, die Regie. Am Herd steht Adolfo Soto und er ist stolz darauf, nicht nur saisonal zu kochen, sondern ein Seafood-Menü kreiert zu haben, das zu 100 % aus „sustainable seafood“ besteht, gemäß den Richtlinien des Monterey Bay Aquarium Seafood Watch Program und jenen des nebenan liegenden Aquarium of the Bay.
Höhepunkte auf der Speisekarte sind z.B. Dungeness Crab, Scallop & Crab Risotto oder Seafood Cioppino (eine Art Fisch/Meeresfrüchte-Topf) sowie die Shellfish Platter mit Lobsterschwanz. Die Clam Chowder hat sogar schon mehrere Auszeichnungen erhalten. Die Preise sind in Ordnung, die Portionen groß und die Weinliste umfangreich.
LE COLONIAL
Le Colonial bietet dagegen vietnamesisch-französische Küche in besonderem Ambiente. Auch hier kommen wieder frische und qualitativ hochwertige Produkte regionaler Herkunft und zumeist ökologischer Herkunft auf den Tisch. Seit Kurzem ist dort Geoffrey Deetz Chefkoch – in der Restaurantszene kein unbeschriebenes Blatt. Er hat schon in vielen hochgepriesenen Restaurants gearbeitet bzw. sie zusammen mit seiner vietnamesischen Frau betrieben.
Vorspeisen wie Phò (Suppe), Crispy Rolls, knusprige Teigröllchen (Fotos) oder Spring Rolls (Frühlingsrollen) empfehlen sich ebenso wie die Hauptgerichte, z.B. Lachs aus dem Tontopf (Foto), das gegrillte Huhn (Lemongrass Chicken) oder der gedämpfte Zackenbarsch in Bananenblättern. Dazu kommt eine geniale Weinliste mit über 100 edlen Tropfen aus aller Welt. Die Atmosphäre ist elegant, sie soll die Stimmung in Vietnam in den 1920ern nachempfinden – mit Rattan-Möbeln, alten Fotos, Deckenventilatoren und Kerzenlicht. Im Obergeschoss des Restaurants befindet sich die dazugehörende 721Lounge (Barfood/Cocktails).
Spektakulär Übernachten
Mitten im Grün des Presidio, dort wo gerade auch der neue Tunnel Tops Park entsteht, ist in der „Infantry Row“, in einem der historischen Gebäude der Montgomery Street Barracks, die zwischen 1895 und 1897 von der US Army gebaut worden waren, eine einzigartige Unterkunft zu finden.
Die Lodge at the Presidio ist ein Boutiquehotel der besonderen Art, harmonisch in die Natur eingepasst. Von vielen Zimmern aus bietet sich ein unvergleichlicher Blick auf die Bay und die Golden Gate Bridge. In der „Golden Gate National Recreation Area“, wie das einst vom Militär genutzte Areal heißt, werden inzwischen mehr und mehr der alten Gebäude renoviert und neuen Zwecken zugeführt. Von den über 800 Bauten, die sich auf den etwa sechs Quadratkilometern verteilen, stehen mehr als die Hälfte unter Denkmalschutz. Die parkartige Anlage ist seit 1994 Teil des National Park Service und wird vom privaten Presidio Trust verwaltet.
In der Lodge wurde besonderes Augenmerk auf die historischen Details einerseits, aber auch auf „grüne Praktiken“ gelegt, von Energiesparmaßnahmen über Müllvermeidung bis hin zu den verwendeten Farben, Bodenbelägen, Möbeln oder Putzmitteln. Aus diesem Grund hat die Lodge auch bereits die LEED Gold-Zertifizierung erhalten.
Hotelgästen stehen modern ausgestattete, helle Zimmer mit historischen Reminiszenzen und netten kleinen Details zur Verfügung. Zum Beispiel wurden als Vorhänge alte Armeedecken umfunktioniert und hängen überall alte Fotos und andere Dokumente. Es gibt am Abend Wein und Käse für die Gäste, die man auch an der Feuerstelle im Freien – mit Blick auf die Golden Gate Bridge – genießen kann, und im Living Room lässt sich am Morgen gut frühstücken. Die Gemeinschaftsräume sind freundlich eingerichtet und laden zum Sitzen und Plaudern ein, ebenso verlockend sind die Schaukelstühle auf der Porch. Direkt benachbart befindet sich übrigens das höchst interessante Walt Disney Family Museum (im empfehlenswerten San Francisco CityPASS enthalten) und, ebenfalls sehr umweltfreundlich: Vor der Türe gibt es eine Bushaltestelle! Der PresidiGo Shuttle bringt Besucher kostenlos in die Stadt.
Das neu renovierte Clift Royal Sonesta Hotel liegt hingegen mitten in Downtown, von Wolkenkratzern umgeben, nahe dem umtriebigen Union Square. Es wirkt auf den ersten Blick schick, modern und elegant, hat jedoch ebenfalls Geschichte: 1913 hat es Frederick C. Clift erbauen lassen, im Beaux Arts-Stil. Es eröffnete 1915 zur Panama-Pacific International Exhibition und wurde als erstes feuer- und erdbebensicheres Hotel beworben. Als 1924 drei weitere Stockwerke hinzukamen, war es lange das höchste Hotel in Kalifornien.
Legendär war und ist der Redwood Room (1933 zugefügt) im Art-decó-Stil, verschalt mit Redwood-Holz von einem einzigen Baum! Die Cocktails hier gelten als legendär, die Atmosphäre ist gediegen. „Fredericks“ heißt die zugehörige neue Eatery & Café. Hier gibt es delikates Frühstück und andere Leckereien tagsüber. Philippe Starck gestaltete Anfang des 21. Jh. die Lobby neu mit Möbeln der Eames-Brüder und von Salvator Dali.
NEUES AUS OKLAHOMA
Der „Boss“ kommt nach Tulsa/Oklahoma! Das Woody Guthrie Center hat sich mit den Bruce Springsteen Archives & Center for American Music (Monmouth University, West Long Branch/NJ), und dem GRAMMY Museum (L.A.) zusammengetan um die ursprünglich in Los Angeles konzipierte Ausstellung „Bruce Springsteen Live!“ vom 16. April bis zum 25. September in Oklahoma zu zeigen.
In der Ausstellung geht es dabei vor allem um die Person Springsteen, um seinen künstlerischen Werdegang und um die E Street Band. Artefakte, Livekonzert-Mitschnitte, Instrumente und Kostüme, Interviews, Poster und Fotos werden im Woody Guthrie Center gezeigt, das erst 2021 den „Woody Guthrie Prize“ an den Boss verliehen hat.
Im Mai kann sich die Musikstadt Tulsa auf gleich zwei weitere Highlights freuen. Anlässlich der Eröffnung des Bob Dylan Centers gibt es im Vorfeld ein besonderes Konzert in Cain’s Ballroom: Am 7. Mai gastiert dort der legendäre britische Musiker Elvis Costello mit seiner Band The Imposters und präsentiert sein inzwischen 32. und hoch gelobtes neues Album „The Boy Named If“.
Am 10. Mai folgt die weltweit mit Spannung erwartete Eröffnung des neuen Bob Dylan Centers. Der dreistöckige Bau in Tulsas Arts District wurde von dem renommierten Architekturbüro Olson Kundig aus Seattle entworfen. Anhand von modernster Technologie und mit viel Multimedia, mit Textmanuskripten, Briefen, Liedern, unveröffentlichten Aufnahmen, Filmausschnitten, Fotos, Kunstwerken, Memorabilien und persönliche Dokumente und Objekten wird Dylans einzigartige Karriere dargestellt. Einerseits wird es im Center eine Dauerausstellung geben, andererseits Wechselausstellungen; dazu kommen Konzerte, Lesungen und andere öffentliche Veranstaltungen.
Wie das Woody Guthrie Center gehört auch das Bob Dylan Center zu den „American Song Archives“, einem Projekt der George Kaiser Family Foundation. Diese hatte 2016 das Dylan-Archiv erworben.
Text: ©Drs. Brinke-Kränzle, http://travelingtramps.blogspot.com
Fotos: ©M. Brinke mit Ausnahme Innenaufnahmen Fog Harbor Fish House (©Fog Harbor Fish House) und Le Colonial (©Le Colonial) und Lodge at the Presidio, Zimmer und Lobby: ©Paul Dyer