Bereits im ersten Teil des Reiseberichtes erzählt Dominika Klingenthal, was sie mit Ihrem Kind in Londons Norden alles erlebt hat, welche Märkte wann am besten zu besuchen sind und wo man eine Buchhandlung auf dem Wasser findet. Nun geht der Kurztrip durch London weiter …
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Auf dem Belsize Walk nach Hampstead
Der Belsize Walk startet in etwa am Primrose Hill und führt an architektonisch und historisch bemerkenswerten Straßen und Gebäuden entlang. Mit einer Wegbeschreibung in PDF-Format (http://www.hampsteadheath.net/files/050913-belsize-walk_3ngb998b.pdf) auf meinem Handy ausgestattet, machten wir uns also am nächsten Tag auf in Richtung Norden. Obwohl man einige Steigungen bewältigen muss und der Gehweg manchmal etwas holprig ist, ist der Belsize Walk generell für Kinderwagen geeignet. Und er lohnt sich! Er führt unter anderem durch wunderschöne viktorianische Wohngebiete, an Wohnhäusern (mir leider meist weniger) bekannter Persönlichkeiten – darunter z. B. Friedrich Engels – vorbei, und endet im Hampstead Heath, einer riesigen Grünanlage mit Teichen, Waldgebieten und Spielplätzen. Von der Anhöhe, dem „Parliament Hill“, hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt. Da das Wetter etwas milder war, konnte ich im Kinderwagen wickeln. Im Park gibt es aber auch barrierefreie Toilettenanlagen.
Köstliche Backwaren im Ginger and White
Wer dem Ortskern von Hampstead einen Besuch abstatten oder vielleicht von der Underground-Haltestelle Hampstead den Rückweg antreten möchte, dem sei ein kleines Café ganz in der Nähe der Station empfohlen. Das sympathische „Ginger and White“ (4a-5a Perrins Court) begeisterte mich mit Wolldecken auf den Außenstühlen, kostenlosem WLAN und leckerem Gebäck und Getränken.
Der Camden Market – ein Muss für jeden
Ähnlich wie der Flower Market in der Columbia Road ist auch der Camden Market an den Wochenenden heillos überfüllt. Unter der Woche bzw. am Abend kurz vor Ende (18 Uhr) ist der Markt weniger trubelig und eignet sich daher vielleicht besser für einen Besuch mit Baby. Zumindest war dies im kalten November der Fall.
Das Marktareal ist teilweise mit Kopfstein gepflastert und erstreckt sich über mehrere Ebenen, die nur über Treppen zu erreichen sind. Um also den gesamten Markt begehen zu können, sollte man entweder ohne Kinderwagen kommen, ihn in der Nähe des Marktes stehen lassen (für diesen Zweck habe ich immer ein kleines Kinderwagenschloss dabei) oder sich einfach mit den ebenerdigen Bereichen begnügen.
Tolle Stände für Jedermann
Ich war froh, dass das Hotel fußläufig zu diesem Markt liegt. Andernfalls wäre ich wohl verhungert, da ein Restaurantbesuch allein mit Baby eben nicht besonders gut planbar ist. Ich habe auf dem Markt fast täglich entweder zu Mittag oder zu Abend gegessen. Das Angebot an Gerichten ist hier grandios vielseitig und besonders.
Die wahren Besuchermagneten sind aber wohl weniger die Essensstände als die unendlich vielen kleinen Shops mit Kleidung jeder (wirklich: jeder) Stilrichtung, Accessoires, Schmuck, Einrichtungsgegenständen, Geschenkartikeln, Antikem, Modernem, Nützlichem und Kuriosem. Ein Muss für jeden, der das Außergewöhnliche mag.
Energie auftanken bei Chloe’s Espresso
Auf dem Weg vom Primrose Hill zum Camden Market kann man über die Regent´s Park Road die Bahnschienen Richtung Chalk Farm Underground Station überqueren. Direkt an der Brücke befindet sich „Chloe´s Espresso“, ein klitzekleines Café, vor dem auch bei spätherbstlichen Temperaturen ein paar Stühle standen und dazu einluden, bei einem Heißgetränk das Treiben auf der Brücke zu beobachten. In meinen Augen definitiv einen kleinen Abstecher wert.
Das beschauliche St. John´s Wood und der Regent´s Park
Nordwestlich vom Regent´s Park und etwa einen halbstündigen Spaziergang durch nette Wohnstraßen vom Hotel entfernt, befindet sich der kleine Stadtteil St. John´s Wood. Wer mag, kann hier den berühmten Zebrastreifen überqueren, der auf dem Cover des Beatles-Albums „Abbey Road“ zu sehen ist. Er befindet sich in etwa an der Ecke Abbey Road/Grove End Road.
Die St. John´s Wood High Street hat mir persönlich recht gut gefallen. Sie hat eine überschaubare Länge, einige nette Läden und vormittags mit einem Kinderwagen unterwegs, fühlte ich mich fast wie eine einheimische Mommy.
Am Ende der Straße Richtung Regent´s Park befinden sich eine kleine Gartenanlage, die St. John´s Wood Church Gardens. Der ursprünglich zur angrenzenden Kirche gehörende Friedhof wurde als „wildlife area“ erhalten. Mit nett angelegten Blumenbeeten, Rasenflächen, einem kleinen Spielplatz und unzähligen Eichhörnchen ist es nun ein schönes Plätzchen für eine Pause. Auch kinderwagengerechte Toiletten gibt es hier.
Der kleine Park liegt nur einen Steinwurf vom Regent´s Park entfernt. Der Queen Mary‘s Rose Garden, mehrere Spielplätze und nicht zuletzt der Londoner Zoo sind Grund genug, sich hier mit Kindern einen ganzen Tag aufzuhalten.
Bus oder Underground?
Mit einem Kinderwagen in London in den Bus zu steigen ist ähnlich unkompliziert wie in Deutschland – und zudem angenehm günstig. In jedem Bus gibt es im Mittelbereich genügend Platz für zwei Kinderwagen. Wenn ein Fahrgast im Rollstuhl einsteigen möchte, sollte man den Platz allerdings räumen und den Kinderwagen zusammenklappen.
Die U-Bahn-Linien in London sind die ältesten der Welt. Im 19. Jahrhundert machte sich natürlich noch niemand Gedanken darüber, dass in fast zweihundert Jahren auch Eltern mit Babys in den Genuss dieses Transportmittels kommen wollen. Deshalb sind die wenigsten Stationen mit einem Kinderwagen zu erreichen; eine Nachrüstung, besonders auf den älteren Strecken, ist schlicht nicht mehr möglich. Jeder normale Underground-Plan zeigt aber die Stationen an, die gänzlich barrierefrei sind. Zusätzlich habe ich im Internet eine sehr hilfreiche Übersicht entdeckt, die alle Informationen enthält, die man benötigt (und noch ein paar mehr): http://content.tfl.gov.uk/step-free-tube-guide-map.pdf.
Als ich mich bei Canary Wharf zum Mittagessen verabredete, blieb der Kinderwagen also im Hotel. Die Fahrt war sehr entspannt. In den Bahnen sind extra Plätze für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ausgewiesen, zu denen ich mich mit Baby auf dem Bauch eindeutig zählte.
Um die Mittagszeit sind die U-Bahnen angenehm leer. Zu den Stoßzeiten morgens und nachmittags (etwa 6–10 Uhr und 16–19 Uhr) würde ich sie mit kleinen Kindern definitiv meiden. Abhängig von der Linie ist eine Fahrt zu diesen Zeiten schon für mich allein eine Herausforderung. Einem Kind würde ich es nicht zumuten.
Was ich ganz niedlich finde, sind die kleinen „Baby on Board“-Anstecker, die man sich auf der „Transport for London“-Homepage kostenlos bestellen kann (https://tfl.gov.uk/transport-accessibility/pregnant-women-and-pushchairs), um Mitreisende darauf aufmerksam zu machen, dass man ein Baby erwartet.
Big Ben – oder was man derzeit davon sieht
Eigentlich versuche ich die Londoner Innenstadt generell zu meiden. Zu voll, zu touristisch, zu wenig britisch. Da der Kleine nach unserem Mittagsmeeting aber zufrieden in der Bauchtrage hing, beschloss ich ganz kurzfristig, zumindest am Big Ben einen kleinen Fotostopp zu machen.
Der Anblick des Turms mit der großen Uhr war jedoch etwas ernüchternd. Er war von oben bis unten verhüllt. Bereits seit 2017 werden Renovierungsarbeiten an ihm durchgeführt, bis 2021 soll die Generalüberholung noch dauern. Hätte man wissen können. Ich wusste es nicht. Das obligatorische Tourifoto wurde natürlich trotzdem geschossen.
Windeln, Babynahrung und Medikamente
Windeln, Babygläschen und Milchpulver bekommt man in allen gängigen Supermärkten, teilweise auch die uns bekannten Markenprodukte. In Drogeriemärkten (z. B. Boots) ist die Auswahl allerdings sehr viel größer. Hier erhält man auch freiverkäufliche Arzneimittel. Gerade für kleine Kinder würde ich jedoch auch auf Reisen immer eine Apotheke aufsuchen und mich beraten lassen, bevor ich Medikament verabreiche!
Was nicht jeder weiß: Zäpfchen sind in Großbritannien eine nicht besonders beliebte Arzneiform und dementsprechend auch nicht ohne Weiteres zu bekommen. Wenn man damit beim Sprössling gute Erfahrungen gemacht hat, sollten diese in der Reiseapotheke nicht fehlen.
Fazit
Meine erste London-Reise als Mama hat mir ein weiteres Mal bestätigt, wie grandios diese Stadt ist. Durch den begrenzten Zugang zu den U-Bahn-Stationen und die zuweilen etwas unebene Beschaffenheit der Gehwege kann es mit einem Kinderwagen allerdings manchmal etwas anstrengend werden.
Mein genereller Tipp für die Unterkunft: Besonders wichtig sind eine gute Lage und Barrierefreiheit. Die Möglichkeit, ein schlafendes Kind bis ins Hotelzimmer schieben zu können, ist nahezu unbezahlbar.
Die lange Anreise, die unbekannte Schlafumgebung und auch die Zeitverschiebung (selbst wenn es nur eine Stunde ist) können für ein Baby und einen selbst anstrengender sein, als man denkt. Daher würde ich gerade den ersten Tag langsam und entspannt angehen und erst einmal in aller Ruhe die Gegend um das Hotel erkunden.
Was ich zudem im Vorfeld nicht bedacht hatte war, dass Babys sich auch während einer kurzen Reise weiterentwickeln und ihre Gewohnheiten ändern können. (Wer hätte das gedacht …?) Daheim war Fortbewegung noch kein Thema – und plötzlich wird die Bettkante im Hotel zum gefährlichen Abgrund.
Gestern noch war der Kinderwagen der beste Freund – und heute muss es unbedingt die Bauchtrage sein …
Wenn man aber in der Tagesplanung immer flexibel bleibt, sich nicht zu viel vornimmt und sich möglichst nach den Bedürfnissen der Kleinsten richtet, ist ein Städtetrip mit einem kleinen Kind ein tolles Erlebnis.
Mit Baby nach London? Anytime!
Über die Autorin Dominika Klingenthal
Sie liebt Giraffen, kleine Cafés, Bibliotheken und den Geruch von Regen.
Bereits in unserem Blog erschienen:
Lesen Sie Ihren Beitrag über Tipps, Tricks und Tücken beim Fliegen mit kleinen Kindern.
Gibt es Fragen und Anmerkungen direkt an die Autorin?
Gerne an: D.Klingenthal[at]gmx.de
© Texte und Bilder: Dominika Klingenthal
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