Die Breslauer Markthalle an der Ulica Piaskowa ist bei Einheimischen ebenso beliebt wie bei Touristen. Das liegt nicht nur an der Architektur des Gebäudes mit einem offenem Dachstuhl aus Stahlbeton, mit einer Außenwand aus Backstein, mit zwei Türmen und einer Uhr; auch das emsige Treiben rund um die 200 Geschäfte, die sich auf die zwei Ebenen des Innenbereichs verteilen und alles für den täglichen Bedarf liefern, lockt die Besucher an. Für Kunden öffnet die Halle morgens um 8, doch dann sind die Händler schon lange auf den Beinen, denn frisches Fleisch und Blumen werden manchmal bereits um 3 Uhr in der Früh angeliefert.
Direkt im Eingangsbereich befindet sich eine Milchbar im Kantinenstil, in der gute polnische Hausmannskost serviert wird. Milchbars, auf Polnisch „Bar Mleczny“, wurden zur Zeit des Sozialismus als SB-Restaurants gegründet und boten ursprünglich nur fleischlose Produkte an. Heute ist die Bar „Karmazyn“ in der Breslauer Markthalle besonders für ihren Hackbraten beliebt und wird gerne von Studenten des gegenüberliegenden Instituts für Polnische Philologie besucht.
Der Bau der Halle begann 1906. Die Hauptportale aus Sandstein, die Balustraden und Treppen, sogar die Gitter der Fleischständer spiegeln den exotisch anmutenden Jugendstil der damaligen Epoche wider. Nach der Eröffnung am 5. Oktober 1908 entwickelte sich die „Markthalle 1“ zu einer der beliebtesten Einkaufsmöglichkeiten der Stadt; ein Ruf, dem sie bis heute treu blieb.
Während die „Markthalle 2“, die zur gleichen Zeit in der Ulica Kolejowa entstand, im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, anschließend nicht wieder instand gesetzt und 1973 schließlich vollkommen abgerissen wurde, wurde die „Markthalle 1“ kurz nach dem Krieg provisorisch wieder hergerichtet und später zwischen 1980 und 1983 umfassend restauriert.
Wer Lust auf einen Bummel durch beeindruckende Architektur verspürt und sich inmitten eines frischen und hochwertigen Angebots in die Warteschlangen vor Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Blumen und Naschwerk, Porzellan und Kleidung einreihen möchte, dem sei ein Besuch in der „Markthalle 1“ wärmstens ans Herz gelegt.
Fotos: Michael Iwanowski
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