News aus South Dakota zusammengestellt von den Autoren des Bandes „USA-Texas & Mittlerer Westen“ M. Brinke – P. Kränzle, November 2013
In den USA sind ihre Geschichten Teil des Lehrplans, hierzulande sind die Bücher von Laura Ingalls Wilder nur „Eingeweihten“ ein Begriff. Vielleicht wird sich jedoch der/die Eine oder Andere an die TV-Serie „Unsere kleine Farm“ erinnern: Zwischen 1974 und 1983 wurden in über 200 Episoden mit Michael Landon in der Hauptrolle, bekannt als „Little Joe“ aus der TV-Western-Serie „Bonanza“, die Bücher von Laura Ingalls Wilder verfilmt und weltweit bekannt gemacht.
„Unsere Kleine Farm“ – Familienleben im Mittleren Westen
Für Fans ist ein kleiner Ort in den Weiten der nordamerikanischen Prärie, in South Dakota, heute ein Pilgerort: die „Little Town on the Prairie“, De Smet. Würde die kleine Ortschaft mit ihren rund 1500 Einwohnern nicht in einem der Bücher eine Hauptrolle spielen und hätte hier nicht Laura Ingalls Wilder und ihre Familie prägende Jahre ihres Lebens verbracht, wäre das Nest eines von unzähligen Bauerndörfern im Mittleren Westen der USA.
Auf den Spuren von Laura Ingalls Wilder Unter dem Motto „Experience the ‚Wilder‘ Life“ kann man in De Smet den Lebensstationen der Autorin und ihrer Familie durch den Ort folgen und zugleich eine Zeitreise in die Pioniertage des Mittleren Westens unternehmen. Idealerweise beginnt man die Erkundung im Visitor Center der Laura Ingalls Wilder Memorial Society. Dort gibt es nicht nur Tickets, Touren und Informationen, sondern auch Souvenirs und die Bücher der Autorin zu kaufen, und dazu eine Ausstellung zu Leben und Werk.
Nächste Station ist, gleich nebenan, das Surveyors’ House, das die Eisenbahn errichtete und das 1879 als erstes Wohnhaus der Familie in den Dakotas diente. Anschließend steht ein Besuch im ersten Schulhaus der Ortschaft an, ehe man quer durch den Ort zum Ingalls Home fährt. Dieses Wohnhaus errichtete Lauras Vater 1887 und es blieb fast unverändert. Letzte Station auf der Zeitreise ist Ingalls Homestead, knapp einen Kilometer südlich der Ortschaft. Auf dem Land, das die Familie, die zu den ersten Siedlern der Region zählte, erhielt und wo sie sieben Jahre eine Farm betrieb, befindet sich heute ein Freiluftmuseum. Nachgebaute historische Häuser und Nebengebäude sind zu besichtigen, alte Handwerke (wie die Seilmacherei) werden von Museumsmitarbeitern demonstriert, es gibt Kutschfahrten, eine alte, original ausgestattete Schule und verschiedene Haustypen zu sehen.
Jene Zeiten, als sich die Ingalls und andere Siedler in der Prärielandschaft eine neue Heimat aufbauten, wurden hier zu neuem Leben erweckt.
Die Familie Ingalls Die Ingalls zählten zu den ersten Siedlern in den Dakotas, die im Zuge des Eisenbahnbaus hierher gekommen waren. „Pa“ Ingalls hatte ab 1879 die Versorgungsstation der Dakota Central Railroad geleitet und man wohnte im Surveyors’ House, um das herum die Ortschaft De Smet – benannt nach einem belgischen Jesuitenpater – entstand. Zu diesem Zeitpunkt war die Familie bereits mehrfach umgezogen, von Wisconsin über Kansas und Minnesota nach Iowa, um schließlich in De Smet zu enden. Gemäß dem Homestead Act von 1862 hatte jeder Siedler, so auch „Pa“ Ingalls, 160 acres (ca. 64 ha) Land erhalten – unter der Bedingung ein Haus zu errichten und fünf Jahre lang Landwirtschaft zu betreiben.
Charles Ingalls und Caroline Quiner – Pa und Ma in Lauras Bücher – hatten vier Töchter, Mary, Laura, Caroline und Grace, sowie einen früh verstorbenen Sohn. Laura, geboren 1867 in Pepin, Wisconsin, war zwar sehr schüchtern, doch sehr wissbegierig. Sie schloss 15-jährig ihre Ausbildung ab, wurde Lehrerin und heiratete 1885 den Farmersohn Almanzo Wilder. 
Bald darauf kam Tochter Rose zur Welt. Die junge Familie erlitt mehrere herbe Schicksalsschläge und zog viel herum, bis die Wilders 1894 in Mansfield/Missouri die Rocky Ridge Farm kauften.
Hier begann Laura Ingalls Wilder Artikel für die lokale Zeitung und andere Magazine zu schreiben. 1930 entstand „Pioneer Girl“ – doch zunächst interessierte sich niemand für die Autobiografie. Erst mit Hilfe ihrer Tochter Rose Wilder Lane, selbst eine bekannte Journalistin, schrieb sie das Buch um und unter dem Titel „Little House in the Big Woods“ wurde es über Nacht 1932 zum Bestseller. Im Laufe der Jahre folgten weitere Bände über das Pionierleben ihrer Familie. Ihr Mann Almanzo starb 92-jährig im Jahr 1949, Laura überlebte ihn um acht Jahre, ehe sie sich 90-jährig 1957 endgültig von ihrer „kleinen Farm“ verabschiedete.
Vom Pionierleben der Ingalls in South-Dakota
„Unsere kleine Farm“ Insgesamt hat Ingalls Wilder neun Bücher über ihr Pionierleben im Mittleren Westen geschrieben. Sieben beschäftigen sich dabei mit ihrer Jugend, eines schildert die Kindheit und Jugend ihres Mannes und eines ist den ersten Jahren ihrer Ehe gewidmet. Bis heute haben die Bücher ihren Reiz nicht verloren, werden ständig neu aufgelegt und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
In Deutschland hatte die TV-Serie „Little House on the Prairie“ / „Unsere kleine Farm“ den Siegeszug eingeleitet. Zwischen 1974 und 1983 wurde 203 Folgen und fünf Specials gesendet. In der Rolle von „Pa“ war Michael Landon zu sehen, „Ma“ verkörperte Karen Grassle, Melissa Gilbert spielte die Laura – sie erhielt dafür einen Stern in Hollywood – und Melissa Sue Anderson ihre ältere Schwester Mary. Die Serie war in den USA ein Hit, und sogar Stars wie Johnny Cash und June Carter bewarben sich um Gastrollen. 1999 entstand zudem ein Fernsehfilm, „Beyond the Prairie“, 2005 produzierte Disney eine Miniserie unter dem Titel „Little House on the Prairie“ und 2009 wurde ein Musical aufgeführt. Um alles „live“ zu erleben, pilgern heute über 20.000 Besucher, v.a. Familien, Jahr für Jahr nach De Smet.
Reisepraktische Tipps:
• Infos zu De Smet/South Dakota: www.desmetsd.com
• Laura Ingalls Wilder Memorial Society & Historic Homes – Visitor Center, 105 Olivet Ave., De Smet/SD, www.discoverlaura.org, Mo.-Fr. 9-16 Uhr, im Sommer auch Sa. 9-16 sowie So. 11-17 Uhr, $ 10 (Kinder $ 5), Touren angeboten (ab Gift Shop)
• Ingalls Homestead, 20812 Homestead Rd., De Smet/SD, www.ingallshomestead.com, tgl. 9-19 Uhr (Mai-September), $ 10 (Kinder bis 4 frei) • Ward’ Store & Bakery, 127 Calumet Ave. SW, De Smet/SD, Bäckerei und Laden in einem.
• Super Deluxe Inn & Suites, 288 Highway 14 E, De Smet/SD, www.desmetsuperdeluxeinn.com, guter Übernachtungstipp!
Werke:
1. Little House in the Big Woods (1932; dtsch. Überreuter Wien, Laura im großen Wald) schildert die frühe Kindheit nahe Pepin/Wisconsin. 2. Farmer Boy (1933, dtsch. Trauner-Verlag Linz, Farmer Boy), die Kindheit ihres Mannes Almanzo Wilder auf einer Farm in New York State wurde 2008 sogar zum Inhalt einer TV-Dokumentation.
3. Little House on the Prairie (1935; dtsch. Überreuter Wien, Laura in der Prärie) deckt die Jahre in Kansas, damals noch Indian Territory ab (1869-70). 4. On the Banks of Plum Creek (1937; dtsch. Überreuter Wien, Laura und ihre Freunde) schildert die Kindheit in Walnut Grove, Minnesota (1871-74). 5. By the Shores of Silver Lake (1939; dtsch. Überreuter Wien, Laura am Silbersee) schildert den Beginn der Ansiedlung in De Smet (1879/80). 6. The Long Winter (1940; dtsch. Überreuter Wien, Laura und der lange Winter) befasst sich mit dem strenger Winter 1880/81. 7. Little Town on the Prairie (1941; dtsch. Überreuter Wien, Laura in der kleinen Stadt) beschreibt die Jahre 1881/82 in De Smet. 8. These Happy Golden Years (1943; dtsch. Überreuter Wien, Lauras glückliche Jahre), hier stehen die Jahre 1883-85 im Mittelpunkt, die Zeit als Lehrerin bis zur Heirat in De Smet. 9. The First Four Years (1971; dtsch. Überreuter Wien, Almanzo und Laura) schildern die ersten vier Jahre der Ehe mit Almanzo Wilder 1885-89.
© Text: Margit Brinke und Peter Kränzle, Autoren des Bandes „USA-Texas & Mittlerer Westen“, Fotos: M. Brinke und South Dakota Tourism.
Ausführliche Infos zu den Bundesstaaten Texas, Oklahoma, Kansas, Minnesota, Nebraska, Missouri, Illinois, South und North Dakota sowie Teile von Iowa und Wisconsin finden Individual-Reisende in dem Reiseführer Iwanowski´s USA – Texas & Mittlerer Westen.
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