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USA-Reisetipp: Im Hudson River Valley – Teil 2

Eine Reise durch Upstate New York mit den Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Nordosten“ und „USA-Ostküste“, Margit Brinke – Peter Kränzle, Dez. 2017

Schon im 19. Jh. fühlte sich so mancher deutscher Reisender im Hudson River Valley an die Heimat erinnert. So Maximilian Prinz zu Wied („Reise in das innere Nordamerika“), der schrieb, dass die bewaldeten und hügeligen Ufer „den Rheinbergen an vielen Stellen gleichen“. Kein Wunder, dass man hier auf Ortschaften wie „Rhinebeck“ oder „Rhinecliff“ stößt. Rhinebeck stand im Sommer 2010 sogar im weltweiten Rampenlicht, als Hillary Clintons Tochter Chelsea hier Hochzeit feierte.

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Holländer und Pfälzer

Nachdem der englische Kapitän Henry Hudson im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie 1609 das Flusstal erkundet hatte, entstand ab 1624 die Kolonie „Nieuw Nederland“ mit „Nieuw Amsterdam“, dem heutigen New York City, als Hauptstadt. Auch das Tal selbst wurde besiedelt und die ersten Siedler ließen sich 1686 auf dem heutigen Gebiet von Rhinebeck nieder, nachdem sie den hier lebenden Irokesen Land abgekauft hatten. Die deutsche Prägung erhielt der Ort 1715, als deutsche Auswanderer aus der Pfalz dazukamen.

Rhinebeck – mehr als nur Sommerfrische

Heute ist das „Village of Rhinebeck“ (http://enjoyrhinebeck.com) bei den New Yorkern als Sommerfrische beliebt. Um die zentrale Market Street laden Boutiquen zum Bummeln und Lokale wie das ausgezeichnete Terrapin Restaurant (www.terrapinrestaurant.com), in einer ehemaligen Kirche von 1825, zum Genießen ein. Besitzer und Chefkoch Josh Kroner war einer der ersten, der im Terrapin das „Farm to Table movement“ im Hudson Valley einführte und er hat mittlerweile zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Ideal zum Übernachten ist das Beekman Arms Inn (www.beekmandelamaterinn.com), 1766 eröffnet und das älteste, konstant betriebene Hotel Nordamerikas.

Rhinebeck liegt im Dutchess County (http://dutchesstourism.com), jenem Landkreis, der sich etwa 120 km nördlich von New York City am Ostufer des Hudson River ausbreitet. Der Name weist auf die ersten europäischen Siedler hin, wobei „Dutch“ eine Verballhornung von „duits/ niederduits“ (niederländisch), aber auch für „deutsch“ ist. Die ersten niederländischen Siedler im 17. Jahrhundert waren Großteils nicht aus den heutigen Niederlanden, sondern aus den benachbarten deutschen Regionen – es waren Flamen und Wallonen – gekommen.

Wein im Hudson River Valley

Doch zurück zu den kulinarischen Genüssen: Das Hudson River Valley gilt auch als Top-Weinregion. In der Hudson River Region AVA (American Viticultural Area) (http://wine.appellationamerica.com/wine-region/Hudson-River-Region.html, www.hudsonvalleywinecountry.org) gibt es etwa 30 Weingüter, die angesichts des kühlen Klimas Sorten wie Chardonnay, Cabernet Franc, Frontenac, Pinot Noir, Merlot oder Riesling ausbauen. Mit der Brotherhood Winery von 1839 befindet sich hier das älteste kontinuierlich betriebene Weingut Nordamerikas (heute unter dem Namen „Benmarl Winery“ operierend). Auch wurden hier 1677 erste Weinreben in Nordamerika durch Hugenotten, die zunächst in der Pfalz Zuflucht gefunden und sich dann hier in New Paltz angesiedelt hatten, angepflanzt.
Zu den bekanntesten Weingütern gehört Millbrook Vineyards & Winery (www.millbrookwine.com) nahe der zentralen Ortschaft des Dutchess County, Poughkeepsie. Das Weingut gehört John Dyson, der 1975-1979 als Wirtschaftsminister von New York State auch für den Tourismus zuständig war. Damals erfand sein Mitarbeiter William S. Doyle das heute weltbrühmte „I Love NY“-Logo. Die Winery verfügt über ein Restaurant und eine schöne Terrasse mit Blick über die Weingärten und Seen und bietet Touren und Tastings an.


Ahornsirup der Extraklasse

Rund 20 km südlich des Weinguts liegt, ebenfalls sehr idyllisch, mitten im Wald, Crown Maple, einer der größten Ahornsirup-Produzenten in den USA (www.crownmaple.com). Robb und Lydia Turner hatten 2007 die Madava Farms bei Dover Plains als Landsitz gekauft, doch dann entdeckt, dass die großen Bestände an Zucker- (Acer saccharum) und Rotahorn (Acer rubrum) ideal zur Ahornsirupproduktion waren. Die Familie zog Fachleute hinzu und zapfte dann die Bäume an um den „sap“, den Baumsaft zu gewinnen, der später im Firmengebäude zu Ahornsirup wird.

Die Firma hat mit speziellen schonenden Produktionstechniken neue Standards gesetzt, und stellt seit 2010 besonders reinen Sirup in hoher Bio-Qualität, „From bark to bottle“, her. Man benötigt rund 40 Liter Saft um einen Liter reinen Sirup herzustellen. Dabei kommt Umkehrosmose zum Einsatz um dem Naturprodukt zunächst schonend Wasser zu entziehen und ein Konzentrat herzustellen, dass dann kürzer als üblich der Hitze ausgesetzt wird. So entsteht Sirup verschiedener Stufen, von „light“ (hell und blumig-zart) über medium bis dark und extra dark (dunkel und kräftig im Geschmack). Anschließend wird mehrfach gefiltert und zunächst in Fässer, später in Flaschen, abgefüllt. Den Ahornsirup wie auch Maple Sugar, Maple-Essig und Gewürzmischungen gibt es im großen Firmenshop (aber auch in anderen Läden und im Internet) zu kaufen. Ein besonderer Genuss ist der „Bourbon Barrel Aged“-Sirup (in Whiskeyfässern gelagert).

Infos: Dutchess Tourism, http://dutchesstourism.com

© Text: Dr. M. Brinke – Dr. P. Kränzle, Fotos: M. Brinke mit Ausnahme Fotos Main Street Rhinebeck und Beekman Arms Inn (© Enjoy Rhinebeck).

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