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Up & Coming: Die Twin Cities Minneapolis – St. Paul

News aus den Twin Cities von den Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Westen“ und „USA-Texas Mittlerer Westen“, Margit Brinke – Peter Kränzle, Nov. 2018

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Die Schwesterstädte Minneapolis und St. Paul – nach dem Flughafen-Code kurz „MSP“ – bilden einen Städtekomplex um den Oberlauf des Mississippi. Der Flughafen ist für viele Reisende aus Europa ein wichtiges Drehkreuz, doch die „Twin Cities“ haben enorm viel zu bieten und lohnen einen längeren Besuch.

„Hoods“ und Kunst

Minneapolis präsentiert sich auf den ersten Blick modern, mit spektakulären Wolkenkratzern im Zentrum. Dieses ist jedoch von interessanten Neighborhoods – „hoods“ wie die Einheimischen sagen – umgeben. Einst ein Umschlagplatz für Getreide und Mehl, sind noch viele alte Lagerhäuser erhalten, die heute vielfältig genutzt werden. Läden, Lokale, Wohnungen und das Mill City Museum haben Vierteln wie dem Warehouse District, North Loop, Nicollet, Downtown East und Mill District neues Leben eingehaucht. Zusammen mit dem Central Business District bilden sie Downtown. South of Downtown liegen neben den angesagten Lowry Hill, Uptown und Lyn Lake auch das international geprägte Midtown mit dem Midtown Global Market sowie die „Eat Street“.


Um die so benannte Nicolett Avenue befinden sich zahlreiche Lokale, darunter das legendäre deutsche Lokal Black Forest Inn. East of Downtown und um den Mississippi prägen neben den beiden Hochschulen, University of Minnesota und Augsburg College, die afrikanischen Zuwanderer das Bild. Vor allem Immigranten aus Somalia – Minnesota hat die größte Zahl in den USA aufgenommen – haben in der Stadt eine neue Heimat gefunden.Ein Muss für Kunstliebhaber ist der neu arrangierte Minneapolis Sculpture Garden, Teil des Walker Art Center (https://walkerart.org). Das Minneapolis Institute of Art, das Weisman Art Museum, das Minnesota Orchestra und Saint Paul Chamber Orchestra, das Guthrie Theater, der Dakota Jazzclub und „First Avenue“ – wo einst Minnesotas Musiklegende Prince des Öfteren auftrat – sind nur einige Elemente der großartigen Kultur- und Musikszene der Twin Cities.

Prince und die Honey Crisp-Äpfel

Paisley Park (https://officialpaisleypark.com) war zeitweiliger Wohnsitz, vor allem aber Arbeitsplatz des Superstars Prince. Der ungewöhnliche Musiker, Schauspieler und Songwriter verstarb am 21. April 2016 58-jährig; die Urne mit seiner Asche ist in der Haupthalle im Haus zu sehen und zum Schrein für Fans geworden. Die Tour durch das äußerlich eher unprätentiöse Anwesen im Westen der Stadt führt durch die Aufnahmestudios des Multitalents, die Räume in denen er kreativ tätig war, produzierte und auftrat. Sein Privattheater und ein intimerer Club für Freunde, sind zu sehen. Paisley Park steht symbolisch für Minneapolis Rolle als Musikstadt und als Epizentrum für Folk, Funk und Alternative Rock. Übrigens, auch Bob Dylan stammt aus Minnesota.


Nicht weit von Paisley Park entfernt, und daher unbedingt den Besuch wert, ist das Minnesota Landscape Arboretum (www.arboretum.umn.edu), mit gepflegten Gärten verschiedenster Art, aber auch Wäldern, Prärieland und vielen Trails, die im Winter zum Skifahren und Schneeschuhlaufen einladen. Betreut wird es vom Horticultural Research Center der University of Minnesota. Der dort als Professor tätige Leon C. Snyder gründete 1958 das Arboretum. Die landwirtschaftliche Forschungsabteilung der Uni ist für ihre Obstzüchtungen berühmt. So stammt von hier der in den USA weit verbreitete Honeycrisp-Apfel (1962), die Markteinführung erfolgte 1991.

Eine neue Fußballhochburg

Minnesota United FC (www.mnufc.com) ist der lebhafte Beweis, wie beliebt Fußball – um Verwechslungen mit Rugby Football zu vermeiden, hat sich schon in den 1890ern der Namen „Soccer“ in England eingebürgert – mittlerweile auch in den USA ist. Die „Loons“ – der Seetaucher ist Minnesotas Staatsvogel und Maskottchen des Teams – sind zwar erst seit 2017 Mitglied der Topliga MLS (Major League Soccer), doch schon jetzt in den Twin Cities sehr populär. Zum letzten Spiel im TCF Bank Stadium, dem American-Football-Stadion der University of Minnesota, kamen Ende Oktober 52.242 Fans, was einen neuen Zuschauerrekord für ein Fußballspiel in Minnesota bedeutete. Im Frühjahr 2019 bezieht der Verein ein eigenes, neues Stadion: Allianz Field (www.mnufc.com/stadium) in Saint Paul eilt schon jetzt der Ruf voraus, eines der besten Fußballstadien in den USA zu sein.


Das Besondere am Sport in den Twin Cities ist, dass die Metropolregion mit seinen rund vier Millionen Menschen über Teams aller Profiligen – und entsprechend viele, moderne Stadien – verfügt: Baseball (Minnesota Twins), American Football (Vikings), Basketball (Timberwolves), Frauen-Basketball (Lynx), Eishockey (Wild), Frauen-Eishockey (Whitecaps) und Soccer (United FC).

„Keep St. Paul boring“

Schmunzelnd versucht sich Saint Paul mit diesem Slogan vom geschäftigen Minneapolis abzusetzen. Obwohl nur 15 km entfernt, ist Saint Paul eine eigene Welt: Ruhiger, grüner, mehr Wohnviertel als Geschäfts


areale. Am Ostufer des Mississippi River gelegen, ist die Hauptstadt von Minnesota mit ihrer Zwillingsstadt per Straßenbahn verbunden, ebenso wie mit der Mall of America, MOA (www.mallofamerica.com), die nahe dem Flughafen in Bloomington liegt. MOA zählt mit über 500 Shops zu den größten Einkaufszentren in den USA, inklusive Vergnügungsparks, Kinos, Golfplatz und zahlreichen Veranstaltungen sowie unzähligen Restaurants.


Vom Harriet Island Regional Park, Teil der gigantischen Mississippi National River & Recreational Area, die sich in Minnesota um den Mississippi erstreckt, erhält man einen guten ersten Überblick und sieht gleich die zwei einzigartige, da riesengroße Gebäude der Stadt: das State Capitol und die Cathedral.
Erst 2017 wurde das von Cass Gilbert 1895–1905 erbaute Staatsgebäude (www.mnhs.org/capitol) komplett renoviert und erstrahlt jetzt mit seiner 68 m hohen Kuppel, seinen fantastischen Wand- und Deckenmalereien und seiner Gold-Quadriga an der Front in neuem Glanz. Es gibt sogar einen „Rathskeller“ im Untergeschoss!
Im Zentrum von St. Paul fällt das Landmark Center von 1902 ebenso ins Auge wie verteilten Bronzefiguren der Peanuts-Charaktere. Immerhin stammte ihr Schöpfer Charles M. Schulz aus Minneapolis und wohnte lange in Saint Paul, ehe er nach Kalifornien umsiedelte und weltberühmt wurde.
Entlang der Summit Avenue reihen sich die teuersten und prächtigsten historischen Villen der Stadt auf, die nördlich davon verlaufende Selby Avenue hingegen wirkt hip und ist beliebter Treff zum kreativen Dinner, z. B. im „Happy Gnome“ oder im „Revival“. In die Geschichte der Stadt taucht man auch im Irvine Park Historic District ein, hier befindet sich auch das Ramsey House, Wohnhaus des ersten Gouverneurs von Minnesota (Foto rechts).

Gangster und Bier

Die Wabasha Street Caves sind etwas Besonderes: Die in den Fels geschlagenen Höhlen wurden ursprünglich zur Pilzzucht genutzt, dann zum Nachtclub und Gangstertreff und -versteck umfunktioniert. Während der Prohibition in den 1930ern mauserte sich St. Paul wegen der laxen Polizei zum Fluchtort der Gangster. Damals hieß es: „Hast du lange nichts von einem Gangster gehört, ist er entweder tot oder in St. Paul!“ 
Erst kürzlich ist in die unübersehbar am Mississippi gelegene historische Jacob Schmidt Brewing Company der Keg & Case Market (www.kegandcase.com), eine Art „Food Hall“, eingezogen. Von Würsten aller Art („K’nack“), über eine Donuts-Bäckerei, eine Eisdiele, eine Kaffeerösterei, einen Pilzzüchter (mit „Fungus Tower“) und einen Honigproduzenten (mit Bienenstock) bis hin zu einer Brauerei, fehlt es an nichts.
Die dortige Clutch Brewing Co. sowie zahlreiche weitere Kleinbrauereien wie Bad Weather Brewing (www.badweatherbrewery.com), Waldmann Brewery and Wurtsery (http://waldmannbrewery.com), Great Waters Brewing (http://greatwatersbc.com) oder die weit über Minnesota hinaus bekannte Summit Brewing Co. (www.summitbrewing.com) erinnern an die einstige Bedeutung St. Pauls als Bierhochburg. Auch im benachbarten Minneapolis finden sich mehr und mehr gute Brauereien – das Spektrum reicht von der beliebten Surley Brewing Co. mit ihrer Beer Hall (https://surlybrewing.com), wo sich die Fußballfans regelmäßig treffen, bis hin zur winzigen Clockwerks Brewing Co. (www.clockwerksbrewing.com) in einem alten Warehouse mitten in der Innenstadt (Foto).

HOTELTIPPS:
AC Hotel Minneapolis Downtown, Tel. +1 612-338-0700, www.marriott.com/hotels/travel/mspar-ac-hotel-minneapolis-downtown, ab ca. $ 160, mit AC Kitchen und Lounge (Bar), supergünstig in Downtown gelegen (viele Sights sind zu Fuß erreichbar!), mit modernen, schicken Zimmern, praktisch ausgestattet, mit kleinem Kühlschrank, Kaffeemaschine und Gratis-WLAN sowie zahlreichen Fernseh-Kanälen, u. a. Netflix.
AC Hotel Minneapolis West End (Foto: r.o.), Tel +1 763-545-0000, www.marriott.com/hotels/travel/mspaw-ac-hotel-minneapolis-west-end/?scid=bb1a189a-fec3-4d19-a255-54ba596febe2, ab $ 170.
Neu eröffnet im West End St. Louis Park mit AC Lounge und REVEAL Rooftop Bar & Lounge – mit Ausblick (und Fitnessraum ebenfalls hier oben). Kunstwerke lokaler Künstler auf das ganze Gebäude verteilt und gute technische Ausstattung mit USB Ports etc. Schönes Frühstücksbuffet!
Radisson Blu Mall of America (Foto: r.u.), Tel. +1 952-881-5258, www.radissonblu.com/en/hotel-mall-of-america. Hotel mit direktem Zugang zur Mall, sehr stylish, top-ausgestattete große Zimmer, mit FireLake Grill House & Cocktail Bar. Ab $ 145.
INFO:
• Meet Minneapolis, www.minneapolis.org
• Visit Saint Paul: www.visitsaintpaul.com

© Text: M. Brinke – P. Kränzle, © Fotos: M. Brinke

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