Neues aus der texanischen Metropole Houston von den Autoren M. Brinke – P. Kränzle

Houston kennen viele nur als Heimat des Space Centers oder als Veranstaltungsort eines legendären Rodeos im März. Dabei hat die texanische Metropole mit ihrer eindrucksvollen Hochhauskulisse am Buffalo Bayou, der inzwischen renaturiert und als Freizeitareal wiederbelebt wurde, mehr zu bieten: Sie gilt als Kunst- und Kulturzentrum und neuerdings auch als Mekka der Bierfreunde. Im Museums District im Süden der Stadt befinden sich allein 18 Museen, darunter herausragend das Museum of Fine Arts und die Menil Collection. Eine neue, attraktive Heimat fand hier unlängst das interessante Buffalo Soldiers National Museum.

Buffalo Soldiers National Museum in Houston

Das Erdgeschoss der ehemaligen Armory der Houston Light Guard von 1925 ist bereits zugänglich, der Rest wird gerade restauriert um der umfangreichen Sammlung von Captain Paul J. Matthews mehr Platz zu bieten. Der pensionierte Soldat und Historiker hat sich ganz der Geschichte der Buffalo Soldiers gewidmet, wie man heute die afroamerikanischen Soldaten nennt. Ursprünglich waren es Apache- und Comanche-Indianer gewesen, die wegen der krausen Haare und der furchtlosen Kampfweise die schwarzen US-Truppen mit diesem Namen ehrten. Entstanden waren die Buffalo Soldiers nach der Umstrukturierung der US-Armee nach dem Bürgerkrieg 1866. Von den zehn Kavallerie-Einheiten bestanden die 9. und 10. Cavalry sowie die 24. und 25. Infantry ausschließlich aus afroamerikanischen Soldaten. Ganzer Stolz von Captain Matthews neben  Originalstücken aus allen Epochen, ist die Bronzebüste „The Old Soldier“ des Künstlers Eddie Dixon. Es gibt nämlich nur drei Kopien dieses Porträts, das den First Sergeant William Moses darstellen, der 1881 die Medal of Honor verliehen bekam.

Houston Ballet in lichtdurchfluteter Architektur von David Gensler

Zweites kulturelles Highlight der Stadt ist der Theater District mitten in Downtown Houston. Der zweitgrößte Theaterdistrikt der USA nach New York – mit Oper, Symphony und Wortham Theater Center – kann seit April 2011 auf das Houston Ballet Center for Dance verweisen. Das Architekturbüro David Gensler entwarf einen ungewöhnlichen lichtdurchfluteten Bau, der ausschließlich für das Ballett konzipiert wurde. Hier ist nicht nur das weltberühmte Houston Ballet zuhause, es finden auch Tanzkurse für Kinder statt und es gibt eine eigene Balletschule.

Auto und Kunst Ausstellung im  Art Car Museum in Houston

Nur einen Block nördlich der Washington Avenue, in dem aktuell angesagten Ausgehviertel nahe der Innenstadt, befindet sich eines der ungewöhnlichsten Museen der Stadt: das Art Car Museum. Neben Wechselausstellungen zum Thema „Auto und Kunst“ finden sich hier einige ungewöhnliche Beispiele sogenannter Art Cars. Der Bildhauer David Best regte andere Künstler dazu an, ihre Autos zu fahrenden Kunstwerken umzugestalten.  Seit 1986 findet alljährlich im Mai die amerikaweit einzigartige Art Car Parade in Houston statt. Und noch ein weiteres ungewöhnliches Kunstprojekt der Stadt: die Project Row Houses. Nach einer Idee des afroamerikanischen Künstlers John T. Biggers (1924-2001), der von den sozialen Ideen eines Joseph Beuys („jeder ist ein Künstler“) beeinflusst war, haben lokale Künstler um Rick Low in den 1990ern vernachlässigte Einfamilienhäuser im Armenviertel 3rd Ward vor dem Abriss bewahrt und in ein Kunstprojekt umgewandelt. In den renovierten Häuschen präsentieren heute ausgewählte Künstler ihre Werke. Das Projekt engagiert sich dazu ber auch für soziale Projekte, hat Häuser renoviert und neu errichtet. Kostengünstige Wohnungen für alleinerziehenden Mütter und Familien, Fortbildungsmaßnahmen und Kurse, sowie die Zusammenarbeit mit einem nahe gelegenen Boxzentrum – um Jugendlichen ein Ventil zu bieten – gehören ebenfalls dazu.

© Margit Brinke und Peter Kränzle, Autoren des Bandes „USA-Texas & Mittlerer Westen“