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USA-News # 6

„NATION OF NATIONS“

Das US-Wahljahr 2020 wird noch für Wochen die Schlagzeilen dominieren – auch hierzulande, wo der Fokus (zu) stark auf die Spaltung der USA in ein demokratisches und ein republikanisches Lager gerichtet wird. Dabei sprach schon der Dichter Walt Whitman 1855 im Vorwort zu seinem Gedichtband „Leaves of Grass“ von einer „Nation of Nations“.

Die USA sind alles andere als eine einheitliche Nation, sie setzen sich vielmehr aus einem bunten und teilweise konträren Mix unterschiedlichster Völker zusammen. Zugegeben, es gibt zwei klare politische Lager und es gibt eine Kluft zwischen Arm und Reich, doch ist die Spaltung in mehrere, kulturell und historisch sehr unterschiedliche Regionen gravierender.

Die 1788 ratifizierte Verfassung der USA ist so gesehen nur der Kompromiss, die schon damals unterschiedlichen Interessen der 13, sich vom britischen Mutterland lösenden Kolonien unter einen Hut zu bringen. Kein Wunder, dass der Streit um die Sklaverei sogar zum Bürgerkrieg führte. Schon damals manifestierte sich die politische Spaltung – erinnert sei nur an die legendären Rededuelle 1858 zwischen dem Republikaner und Sklaverei-Gegner Abraham Lincoln und dem Befürworter und Demokraten Stephen A. Douglas.

Doch zurück zur „Nation of Nations“. Jeder Besucher der USA kennt die sieben regionalen Regionen der USA von seinen Reiseplanungen: New England, Mid Atlantic, South, Midwest, Rocky Mountains, Southwest und Pacific Coast. Schnell wird dabei klar, dass zwischen den Regionen nicht nur geografische, sondern auch kulturelle und historische Unterschiede bestehen.

In den letzten Jahren haben Fachleute diese Diskrepanzen noch deutlicher herausgearbeitet. Für Colin Woodard unterscheiden sich nicht nur die 13 Gründungsstaaten voneinander, die heutige USA ist für ihn eine Föderation aus elf unterschiedlichen „Nationen“, jede geprägt von den kulturellen und historischen Besonderheiten der einst dominierenden Bevölkerungsgruppe. Dazu gehören z.B. das puritanisch geprägte „Yankeedom“ im Nordosten der USA, der „Deep South“ der einstigen Plantagenbesitzer, die liberale „Left Coast“ oder „El Norte“, die ehemaligen spanischen Kolonialgebiete in Kalifornien, Arizona, New Mexico und Texas.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die „Historical Geography“ des ehemaligen Geografie-Professors Richard L. Nostrand in seinem jüngsten Werk. Seit dem Auftauchen der ersten europäischen Siedler im 16. Jahrhundert haben sich in den heutigen USA 16 kulturell unterschiedliche Regionen herausgebildet. Sie überschneiden sich im Kern mit den Regionen, die Woodard herausgearbeitet hat, wie New England, der Süden oder die „Spanish Borderlands“.

Man sollte deshalb also vorsichtig sein, von einer politisch und wirtschaftlich „gespaltenen Nation“ sprechen. Die USA ist als „Nation of Nations“ zu verstehen, geprägt von sehr unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen, die durchaus immer wieder heftig aufeinanderprallen können.

Lesetipps:

  • Colin Woodard, American Nations: A History of the Eleven Rival Regional Cultures of North America (2011)
  • Richard L. Nostrand, The Making of America’s Culture Regions (2018)

REISEN IN DIE USA

(Stand: Ende September 2020)

Das Auswärtige Amt warnt weiterhin vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die USA. Auch von US-Seite gilt seit dem 13. März 2020 ein Einreiseverbot für Personen, die sich innerhalb eines Zeitraums von 14 Tagen vor der Einreise in die USA in Deutschland oder einem anderen Schengen-Staat aufgehalten haben bzw. in EU-Ländern zuhause sind. Auch wenn seit September 2020 US-Fluggesellschaften wieder mehrere Ziele in den USA anfliegen, bleiben die o. g. Einreisebeschränkungen weiterhin bestehen.

Infos gibt die US-Botschaft und das Auswärtige Amt: https://de.usembassy.gov/de/ bzw. https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/covid-19/2296762

NEW YORK NEWS


Erinnerungsfeier zu 9/11

Auch in diesem schwierigen Jahr erinnerte New York City an die Terroranschläge vom 11. September 2001. Angesichts der Corona-Krise fand nur ein kleiner Memorial Service statt, dazu das alljährliche „Tribute in Light“, bei dem mit Laser die zerstörten Türme in den Himmel projiziert werden.

Verschärfte Maskenpflicht

Die MTA, New Yorks Verkehrsunternehmen, fordert von Fahrgästen, die keine Maske tragen, eine Strafe von $ 50. In Bussen gibt es Masken an Automaten gratis, an Bahn-Haltestellen können Masken gekauft werden.

Art on the Ave.

In den leeren Schaufenstern der Geschäfte entlang der Columbus Avenue (zwischen 67th und 77th St.) sollen Kunstwerke lokaler Künstler ausgestellt werden (http://www.facebook.com/artsavenuenyc).

South Street Seaport Museum

Das South Street Seaport Museum (https://southstreetseaportmuseum.org) hat die „Wavertree“, ein 1885 in England gebautes Fracht-Segelschiff, wiedereröffnet. Das zweite große Segelschiff, die Viermastbark „Peking“, die lange an der Südspitze Manhattans vor Anker lag, wurde vom Hamburger Hafenmuseum erworben, aufwändig renoviert und ist nun in Hamburg zu bewundern.

Keine Halloween-Parade

Die legendäre Village Halloween Parade wurde abgesagt. Diese Maßnahme ist erst zum zweiten Mal in der inzwischen 47-jährigen Geschichte nötig geworden.

Restaurants

Seit Ende September dürfen Restaurants ihre Innenräume mit max. 25 % Kapazität wiedereröffnen. Allerdings wird auch diese Lockerung viele Lokale nicht vor dem Bankrott bewahren können. Da die Infektionsrate seit Wochen unter 1 % liegt, hat der Gouverneur weitere Lockerungen angekündigt (https://forward.ny.gov/reopening-new-york-city).

LAS VEGAS RAIDERS NATION

Das Re-opening von Bars und Lokalen in Las Vegas erfolgte am 21. September, zeitgleich mit dem ersten Heimspiel der Las Vegas Raiders. Immerhin gehört die legendäre American Football-Mannschaft zu den meistgeliebten bzw. -gehassten Teams der Profiliga NFL (National Football League). 1960 in Oakland gegründet, war die Mannschaft zwischenzeitlich einmal in Los Angeles (1982–94) zuhause, hat nun jedoch in Las Vegas eine neue Heimat gefunden. Da in Oakland kein neues Stadion gebaut werden konnte, zog das Team von Mark Davis, dem Sohn des 2011 verstorbenen, legendären Trainers, Managers und zuletzt Besitzers der Raiders Al Davis, kurzerhand in das „Entertainment Capital of the World“ um.

Da beim Eröffnungsspiel der Raiders gegen die New Orleans Saints im grandiosen neuen Allegiant Stadium – unübersehbar am südlichen Ende des Strips nahe dem Mandalay Bay Casino gelegen – keine Zuschauer zugelassen waren, feierte die berühmte „Raiders Nation“ das erste Heimspiel auf den Straßen, in Bars und Kneipen. Zur Freude der Fans – wegen ihrer Verkleidungen als Piraten und Freibeuter ganz in Schwarz und ihrer nicht immer jugendfreien Fangesänge in den USA berühmt-berüchtigt – besiegten die Raiders auch gleich noch die favorisierten Saints aus New Orleans mit 34:24. Und schon träumt die Raiders Nation von einem vierten Super Bowl – die drei Meisterschaften liegen immerhin schon länger zurück: 1976, 1980 und 1983.

NEW ORLEANS/LOUISIANA – WHAT’S UP?

Kaum beachtet vom Rest der Welt hat 15 Jahre nach dem desaströsen Hurricane Katrina ein weiterer Wirbelsturm Louisiana schwer getroffen. Ende August fegte „Laura“ – mit Windgeschwindigkeiten bis zu 240 km/h und meterhohen Sturmfluten – durch weite Teile im Westen des Bundesstaats um die Stadt Lake Charles. Während man dort mit Aufräumarbeiten beschäftigt ist, lockerte der Bundesstaat die Corona-Maßnahmen, Phase 3 von vier trat in Kraft. Es gilt in Louisiana überall Maskenpflicht in der Öffentlichkeit.

Ausnahme bleibt die Metropole New Orleans, wo weiterhin Phase 2 in Kraft ist. Bars sind weiterhin geschlossen, Restaurants dürfen im Freien oder innen mit bis zu halber Kapazität servieren. Die beliebten Go-Cups, Getränke zum Mitnehmen, dürfen weiterhin nicht verkauft werden. Alkohol ist nur in Restaurants am Tisch (zum Essen) erlaubt.


Geöffnet sind Läden und Shopping Malls, Museen und Zoos ebenso wie Parks, Spielplätze und Sportanlagen – mit entsprechenden Abstandsregeln. Auch sind Konzerte draußen erlaubt (bis zu 100 Pers., mit spezieller Genehmigung) und Touren mit bis zu 14 Teilnehmern wieder möglich. Neben Bars bleiben Brauereien, Vergnügungsparks, Veranstaltungshallen sowie die in New Orleans so beliebten Paraden und Second Lines verboten.

Mardi Gras – dieses Jahr leider nicht

Auch wenn dank strenger Regeln die Corona-Zahlen in New Orleans niedrig gehalten werden können, wirft die Pandemie ersten Schatten auf die kommende Mardi Gras-Saison voraus: Als erster Verein sagte die Krewe of Oshun ihre Parade im Fasching 2021 ab.

Immerhin dürfen in Louisiana die so beliebten American Football-Teams spielen. Ob bzw. wie viele Fans bei den noch ausstehenden Spielen der NFL-Profis der New Orleans Saints im Superdome erlaubt sind, wird von Partie zu Partie anhand der aktuellen Corona-Zahlen entschieden. Dagegen darf die Mannschaft des aktuellen College Football-Meisters LSU (Louisiana State University) im heimischen Tiger Stadion vor Zuschauern antreten. 25 % der Kapazität – etwa 26.000 Zuschauer – sind erlaubt (Abstandsregeln und Maskenpflicht), jedoch ist das vor dem Spiel beliebte Tailgaiting, das Feiern der Fans vor dem Spiel auf Parkplätzen und dem ganzen Campus, verboten.

© Text & Fotos: Dr. Margit Brinke – Dr. Peter Kränzle

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