Feuer in Kaliforniens Weinregionen
Es brennt noch immer! Auch wenn die verheerenden Waldbrände im Westen der USA hierzulande längst aus den Schlagzeilen verschwunden sind, konnten bis Ende Oktober noch nicht alle Brände gelöscht werden. Viele sind zwar eingedämmt, das Jahr 2020 wird dennoch als verheerendes „Feuerjahr“ in die Geschichtsbücher eingehen. Nicht nur Kalifornien war schwer betroffen, auch Oregon, Washington State und – hier kaum beachtet – Colorado erleben und erlebten Brände in bislang unbekanntem Ausmaß.
Gerade für die Weinbranche in Kalifornien dürfte 2020 ein Desaster sein. Das sog. Glass Fire, das Ende September im Napa Valley oberhalb von St. Helena ausbrach, vernichtete nicht nur Weingüter, sondern auch ausgedehnte Rebflächen. Der größte Schaden geht jedoch von den wochenlang über dem Westen hängenden Rauchwolken aus. Über 70 % der Trauben können nach ersten Schätzungen wegen des Rauchs nicht für die Weinproduktion verwendet werden. So könnte der „Jahrgang 2020 zu einem der mengenmäßig kleinsten der letzten 60 Jahre werden, wie Weinhändler und USA-Kenner Martin Kössler aus Nürnberg erklärt.
Kössler macht jedoch auch Mut: „Nicht betroffen davon sind,“ so schreibt er in seinem Newsletter, „…, alle Betriebe, die vor dem Glass-Fire geerntet haben, also so gut wie alle Pinot Noir- und Chardonnay-Winzer der Sonoma Coast und des Russian River Valley, sowie manche Cabernet-Produzenten im Napa Valley und in Sonoma, die nicht auf opulente, sondern eher auf elegante Stilistik setzen.“ Und er fährt fort: „Auch wenn 2020 kaum Wein produziert werden wird im Norden Kaliforniens, es gibt noch die südlichen Anbaugebiete wie Santa Barbara, das einen exzellenten Jahrgang im Keller hat, und die Jahrgänge 2018 und 2019 sind nicht nur qualitativ, sondern auch mengenmäßig groß ausgefallen. Wir blicken also zusammen mit unseren Winzern nach vorne und werden trotz der grausamen Feuer genügend Wein aus Kalifornien anbieten können.“
Auch wenn sich in Napa eine „Scheinwelt für Reiche, Neureiche und Superreiche etabliert“ hat, gibt es dort und im angrenzenden Sonoma County sowie in den südlichen Weinregionen Kaliforniens genügend kleine Weingüter, die handwerklich produzieren. Dort werden mit Kompetenz und Leidenschaft unverwechselbare, charaktervolle Weine hergestellt, die ihre Herkunft, das „Terroir“, nicht verleugnen. Sie stehen für die hohe Qualität, die den kalifornischen Wein auszeichnet – abseits gleichförmiger Massenprodukte oder überteuerter großer Namen. Und das auch nach 2020, einem katastrophalen Jahr, in dem erst Präsident Trumps Einreisebeschränkungen, dann die Corona-Krise und schließlich die Großfeuer nicht nur die Weinwelt fast in die Knie gezwungen hätte…
Infos: www.weinhalle.de
Indigene Feuerbekämpfung
Der Klimawandel gilt als Hauptfaktor für die verheerenden Brände im Westen der USA. Doch inzwischen weiß man auch, dass das mangelhafte Waldmanagement der letzten Jahrzehnte seinen Anteil daran hat. Über Jahre hat sich nämlich in den Staatsforsten – sowohl in den State als auch in den National Forests – ein extremer Brennstoffüberschuss, „excess fuels“ bzw. „Unterholz“, angesammelt. Nach dem „Great Fire of 1910“, einem der größten Waldbrände der Neuzeit in weiten Teilen des Nordwestens, versuchte man jahrzehntelang jedes aufflammende Feuer sofort im Keim zu ersticken.
Nun werden die Stimmen der in Vergessenheit geratenen kalifornischen Ureinwohner wieder laut, die davon berichten, dass ihre Vorfahren seit Jahrhunderten mit gezielt gelegten Feuern unkontrollierte Waldbrände erfolgreich begrenzen konnten. Beispielhaft ist der Karuk Tribe, eines der größten indigenen Völker Kaliforniens, der seit Jahrzehnten versucht, die lokalen Behörden von kontrolliert gelegten Feuern zur Brandbekämpfung zu überzeugen. So erzählt Bill Tripp, Chef des Umweltbüros des Stammes, von seiner Großmutter, die ihn als Jungen in den Wald schickte und ihm erklärte, wo er Feuer zu legen hatte. Jahrhundertelang hat dieses von zahlreichen Indianern praktizierte System dafür gesorgt, dass die jährlichen Waldbrände nicht ausuferten.
Inzwischen haben Studien, u.a. vom Ponoma College oder der Chico State University, die Vorteile dieser Praxis bestätigt. „Wenn die Indianer immer noch diese Methode anwenden dürften, gäbe es derart verheerende Brände nicht,“ meint Don Hankins, Experte der Chico State University und selbst Miwok-Indianer. Einzelne lokale Feuerwehren und Forstämter sind derzeit dabei, endlich die Methode der kontrollierten Brände wieder einzuführen. Damit kann das über Jahre gewachsene Unterholz eliminiert und Waldbränden der Brennstoff entzogen werden. Doch kontrollierte Brände sind umstritten und in manchen dichtbesiedelten Regionen Kaliforniens, wo sich viele Siedlungen bis in die Wildnis hinein ausgebreitet haben, sogar unmöglich; dazu kommt die Sorge der Bürger vor dichten Rauchwolken, die dadurch entstehen könnten.
New York News
Lokale dürfen in New York City seit 30. September auch ihre Gasträume – mit allerdings nur 25 % der normalen Belegung – wieder öffnen. Nicht erlaubt ist weiterhin der reine Barbetrieb, alkoholische Getränke dürfen nur am Tisch und in Verbindung mit Speisen serviert werden. Im Innenbereich gilt zudem eine Sperrstunde von Mitternacht bis 5 Uhr morgens und die üblichen COVID-19-Richtlinien der Stadt.
Neu ist auch die Wiedereröffnung aller öffentlichen Schulen in NYC, über eine halbe Million Schüler, von 3-jährigen in „Pre-K“ bis Highschool Students, sind wieder gemeinsam am Lernen.
Während der NYC Marathon gecancelt wurde, sollen Veteran’s Day Parade (mit 120 Fahrzeugen, keine Fußtruppen) und Macy’s Thanksgiving Parade (verkürzt, bei geringerer Beteiligung und mit Live-Übertragung auf NBC) in dezimiertem Umfang stattfinden. Der New Year’s Balldrop wird erstmals seit über einem Jahrhundert ohne Zuschauer vor Ort nur virtuell stattfinden.
Theater und Veranstaltungsorte sind noch immer geschlossen, Broadway-Theater noch bis mind. 30. Mai 2021, das Lincoln Center bis (derzeit) 6. Februar, die Carnegie Hall bis Januar, NY Philharmonic bis 13. Juni 2021 und Metropolitan Opera bis September 2021. Auch im neuen The Shed (Hudson Yards) finden keine Veranstaltungen statt, im Oktober wird dort jedoch eine Ausstellung gezeigt.
Die meisten Museen sind wieder geöffnet, allerdings teils mit verkürzten Zeiten bzw. nur 5 Tage in der Woche. Eine interessante Ausstellung im Freien bietet derzeit das Museum of the City of NY „New York Responds: Beyond Covid“. Noch geschlossen ist in Astoria/Queens das Museum of the Moving Image.
Der Subway-Betrieb ruht weiterhin in der Nacht (1–5 Uhr). Wer unterwegs sein muss, kann den Nachtbusservice nutzen. Infos: https://new.mta.info/coronavirus/overnight
Vorbild Vermont
Dr. Anthony S. Fauci, Chef-Immunologe der USA, lobte kürzlich besonders den Bundesstaat Vermont im Kampf gegen COVID-19. Vermont „sollte Vorbild für das ganze Land“ sein, sagte er am Rande eine Pressekonferenz mit Vermonts Governor Phil Scott und dem Gesundheitschef des Bundesstaats Dr. Mark Levine. Während sich in großen Teilen der USA das Virus scheinbar unkontrolliert verbreitet, bemüht man sich in wenigen Staaten – Kalifornien, Oregon, Washington und den Neuenglandstaaten sowie New York State – die Pandemie in den Griff zu bekommen. In Vermont und Maine könnte man die Lage fast schon als „entspannt“ bezeichnen.
Es liegt an der Art und Weise, wie die dortige Regierung, das Gesundheitssystem und die Bevölkerung Hand in Hand arbeiten. Vermonts Gouverneur Scott hat sich, obwohl selbst Republikaner, nie von den Aktionen der US-Regierung und dem Präsidenten leiten lassen, sondern hat von Anfang an die Bevölkerung mit ins Boot genommen. Die Maßnahmen wurden kommuniziert und Mitsprache war erwünscht. Vermont ist in Sachen Demokratie seit jeher ein Vorreiter, da sich hier das urdemokratische System der Town Hall Meetings bis heute erhalten hat, die jedem Bürger das Gefühl geben, ernst genommen zu werden.
Hygiene, Mundschutz und Abstandsregeln sind in Vermont selbstverständlich und frühe Shut-downs haben die Virusausbreitung schnell gestoppt. Daher konnten auch relativ früh vorsichtige Re-openings, stets stufenweise, erfolgen. Zudem hat Vermonts Regierung stets sein Augenmerk darauf gerichtet, das Gesundheitswesen auf hohem Niveau zu halten und auszubauen. Das wirkt sich in dieser Pandemie nun positiv aus, und trägt dazu bei, dass Vermont nicht nur als Vorbild für die USA, sondern für die ganze Welt dienen kann.
Infos hierzu u.a. unter: www.covidexitstrategy.org
Reisen in die USA (Stand: Oktober 2020)
Aufgrund der weltweiten Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr sowie Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens warnt das Auswärtige Amt weiter vor nicht notwendigen Reisen in die USA. Obwohl wieder vermehrt Flüge in die USA angeboten werden, gelten die bisherigen Regelungen weiterhin, v.a. das 13. März 2020 beschlossene Einreiseverbot für Personen, die sich innerhalb der letzten 14 Tagen vor der Einreise in die USA in Deutschland oder einem anderen Schengenstaat aufgehalten haben bzw. in EU-Ländern zu Hause sind.
Aktuelle Auskünfte gibt die US-Botschaft und das Auswärtige Amt: https://de.usembassy.gov/de/ bzw. https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/covid-19/2296762
© Text & Fotos: Dr. Margit Brinke – Dr. Peter Kränzle