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USA News # 31

Weihnachtstimmung allüberall. Nicht nur hier, sondern auch in den USA! Traditionell wird nach Thanksgiving, am 24. November, die Weihnachtszeit offiziell eingeläutet, doch gibt es, wie hierzulande auch, bereits früher Weihnachtsmärkte, Beleuchtungen und andere festliche Attraktionen. Um diese und um andere Neuigkeiten aus Amerika soll es im Folgenden gehen.

Lichterfest in San Francisco

Beim 10. „Illuminate SF Festival of Light“ vom 9. November bis Ende Januar 2023 verwandelt sich San Francisco in eine leuchtende Freiluft-Kunstgalerie. 62 Lichtinstallationen in 17 Stadtteilen bieten festliche Atmosphäre – natürlich umweltfreundlich! Die zum Teil permanenten, zum Teil temporären Werke stammen von internationalen Künstlern wie Olafur Eliasson, Daniel Libeskind, Jenny Holzer, Jorge Pardo und Jerry van Eyck sowie lokalen Künstlern wie Jim Campbell, Johanna Grawunder, Dorka Keehn und Brian Goggins; insgesamt sind an dem Projekt mehr als 40 Künstler involviert.

Illuminate SF Festival of Light – The Wind-Baffles von Jerry van Eyc ©SFTravelAssoc

Zu den spektakulärsten Lichtinstallationen gehört in SOMA (The Parks at 5M, Natoma–Minna St.) „The Wind-Baffles“, entstanden nach einer Idee von Jerry van Eyck, dem Gründer von !melk, einem preisgekrönten Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die ikonischen Windbrecher kunstvoll beleuchtet und verwandeln sich in Skulpturen, die zu schweben scheinen. „Helical Trace“ heißt das neueste Werk von Jim Campbell – eine permanente Installation im neuen LUMA Hotel (3rd/Channel St.) in Mission Bay. Die Lichtinstallation kann durch die Fenster der Lobby bewundert werden. Die Installation sieht aus jedem Blickwinkel anders aus und nutzt zugleich die Reflexion der Fenster.

Illuminate SF Festival of Light – Helical Trace im Luma Hotel ©DylanPatrick

Die Immersive Arts Alliance ist für „Franchise Freedom“ verantwortlich. Das Kunstprojekt besteht aus 600 leuchtenden Drohnen, die von Treasure Island über der Bucht von San Francisco in Richtung Embarcadero fliegen werden. Zu sehen ist diese einzigartige „Flug-Show“ vom 12. bis 16. Januar. „Lucy in the Sky“ von Erwin Redl soll ein Wahrzeichen der neuen Central Subway werden, die am 19. November in Betrieb genommen wird. An der Union Square/Market Street Station sind über 500 Lichtpaneelen, die ständig die Farben ändern und neue Bilder zeigen, über die gesamte Decke der Concourse-Ebene aufgehängt.

Illuminate SF Festival of Light – Lantern Stories in SF Chinatown ©SFTravelAssoc

„Lantern Stories: San Francisco“ ist eine öffentliche Kunstinstallation mit 29 illustrierten Laternen des preisgekrönten Künstlers Yu-Wen Wu. Die Kunstwerke in der Grant Avenue in Chinatown sollen an die lange und bewegte Geschichte der chinesischen Einwanderer in den USA erinnern. Das Exploratorium zeigt vom 17. November bis 29. Januar 2023 „GLOW: Discover the Art of Light“, bei dem sechs Künstler den Pier 15 mit großen und kleinen Lichtskulpturen beleuchten. Zu den schönsten permanenten Kunstwerken gehört „Psychedelic Photosynthesis“, eine bunt beleuchtete, bewegte Projektion am Conservatory of Flowers im Golden Gate Park. Sie feierte im vergangenen Jahr Premiere und erinnert an den Summer of Love im Sommer 1967. „The Bay Lights“ besteht aus einer fast 3 km langen und bis zu 152 m hohe LED-Lichterkette auf der gleichnamigen Brücke.

Weihnachtsstimmung im Presidio

Obschon das Presidio, jenes parkartige ehemalige Militärgelände in San Francisco, für Trails, Natur und Strände bekannt ist, lohnt es sich gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit, in einer der beiden luxuriösen Herbergen, der Lodge at the Presidio oder dem Inn at the Presidio, abzusteigen. Beide Hotels sind in der Vorweihnachtszeit besonders schön dekoriert mit handgemachten Kränzen aus lokalem Grün. Es wurden Weihnachtsbäume aufgestellt und tausende Lichter beleuchten die Häuser. Die Outdoor Fire Pits sind in Betrieb und die Kamine im Inneren strahlen Wärme aus – angenehm bei der Gratis- Wein & Käse-Rezeption am Abend!

San Francisco, Lodge at the Presidio – Feuerstelle im Freien ©Lodge@Presidio/PaulDyer

Am 2. Dezember wird die 18 m hohe Norfolk Island Pine (Araucaria heterophylla) erstmals im Park Licht spenden. Diese Tradition wird seit 1991 gepflegt, wurde allerdings schon ab 1957 von Militärfamilien praktiziert. Erst kürzlich eröffnete das neue Presidio Visitor Center mit einem schönen Laden. Hier kann man z.B. nette Geschenke wie Edelstahl-Termosflaschen, Puzzles oder Parksouvenirs kaufen. Auch der Laden im Walt Disney Museum ist eine Quelle für Weihnachtsgeschenke. Im Museum läuft derzeit eine neue Ausstellung „Walt Disney’s The Jungle Book: Making a Masterpiece“ und im Dezember steht zur Einstimmung auf Weihnachten u.a. „Storytime for Kids: Holiday Storytime with Santa J. Claus“ auf dem Programm.

San Francisco, Presidio, Weihnachten im Walt Disney Family Museum ©WaltDisneyFamilyMuseum

Weihnachtsevents in New York City

The Bank of America Winter Village at Bryant Park (28.10.-2.1.) hat seit Langem Tradition, mit Buden aller Art, einer Schlittschuhbahn (frei) und vielerlei schönem Kunsthandwerk an über 160 Verkaufsständen. Weitere Weihnachtsmärkte finden auf dem Union Square (17.11.-24.12.), am Columbus Circle (28.11.-24.12.) oder an der Brooklyn Borough Hall (28.11.-26.12.) statt.  Die Eisfläche Wollman Rink im Central Park ist ebenso wieder geöffnet wie der Rink at Rockefeller Center. Die berühmte Dyker Heights Christmas Lights Displays stellen erneut ein Highlight in der Stadt dar.  Das weltlängste Lebkuchen-Dorf wird am Essex Market von 26.11. bis 15.1. zu sehen sein.


Jane Hotel in NYC schließt

Der legendäre Jane Hotel Ballroom mit Rooftop im West Village (113 Jane St.) schloss am 19. November seine Türen. Nach Verkauf soll der beliebte Nachtclub in einen Privatclub umgewandelt werden. Das ehemalige Seefahrerhotel wurde 1908 eröffnet, 1912 waren hier die Überlebenden des „Titanic“-Unglücks untergebracht. Das Jane Street Theatre gehörte einst dazu, eine Off-Broadway-Bühne, die später in eben jenen legendären „Jane Ballroom“ umgewandelt wurde – eine beliebte Bar mit Diskokugel an der Decke, die nun geschlossen wird. Das Hotel als solches wird ebenfalls Ende des Jahres den Betrieb einstellen, es sind angeblich Renovierungen geplant.

The Rockaway Hotel & Spa – ein „Getaway“ in NYC


Es ist neu, schick und liegt in Queens, direkt am Strand und nur wenige Subway-Stopps vom JFK Airport entfernt: Im Rockaway Hotel fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Ringsum nicht viel: Industrie und Hafen- bzw. Strandatmosphäre mit kleinen Häuschen, gemütlichen Kneipen, Meeresrauschen. Der Strand, Rockaway Beach, ist nur einen Katzensprung entfernt. Von den Zimmern aus bietet sich Ausblick auf die Manhattan-Skyline („Bay View“) oder auf den Atlantik („Ocean View“).

Zum Hotel gehört ein großer Innenpool, es werden „Wellness Classes“ (z.B. Yoga-Kurse) angeboten, es gibt eine einladende Lobby, eine Dachterrassen-Bar und ein Restaurant (Margie’s). Das Interieur ist im maritimen „Beach Stil“ gehalten: Viel Blau, Teak, Leinen, Leder und Rattan. Man legt großen Wert auf Accessoires und Details, kombiniert mit skandinavischer Schlichtheit. Zimmer gibt es in verschiedenen Größen, dazu Suiten und Bungalows. Die Standard Rooms sind klein, doch gut ausgestattet, mit bequemen Betten, aber etwas eng, vor allem mit Gepäck.

Neues Badehaus in Brooklyn

World Spa“ wird Anfang Dezember in der 1571 McDonald Ave. im Süden Brooklyns (Bensonhurst/Midwood) eröffnen und Spa-Treatments aus aller Welt anbieten, von russischen Dampfbädern über finnische Saunen, Himalayan Salz-Therapie, türkische Hammans bis hin zu Japanischen Onsens.  Es gehört ein Lokal dazu, das passenderweise ebenfalls internationale Speisen und Getränke anbietet.

Neu in Portland: Hotel Zags


In Downtown Portland hat ein neues Hotel eröffnet. Zum erschwinglichen Preis gibt es im Zags Hotel die Möglichkeit, in kleinen, aber zweckmäßig eingerichteten, modernen Zimmern verschiedener Typen zentral in Downtown, genauer im Fountain District, nahe dem Portland Art Museum, zu übernachten. Es gehören ein Restaurant mit Bar und ein schöner begrünter Innenhof zum Sitzen dazu.

Neues Highlight für Medora/ND


Der kleine Ort im Südwesten North Dakotas, 1883 von dem eigenwilligen und skurrilen Marquis de Morès um eine Bahnstation gegründet und nach seiner Frau benannt, erlebt seit mehreren Jahren als regionale Touristenattraktion ein Revival. Der historische Ortskern wurde als „Wild West Town“ restauriert und man ist stolz auf das „Medora Musical“, eine im Sommer aufgeführte Wildwestshow auf einer Openair-Bühne vor grandioser Kulisse.

In nächster Nähe zum Theater ist jetzt ein neues Großprojekt geplant, dem viele schon entgegenfiebern: die Theodore Roosevelt Presidential Library. Die Pläne für den einzigartigen Bau stammen vom berühmten Architekturbüro Snøhetta, das u.a. für das 9/11 Memorial Museum & Pavilion auf der World Trade Center Site in New York verantwortlich ist. Der Bau soll mit passenden Materialien in die Prärielandschaft eingepasst werden, seine Eröffnung ist für 2026 geplant. Derzeit macht man sich vor allem noch um die Infrastruktur Gedanken, denn der Besucheransturm wird groß werden.

Sehenswertes neues Indianer-Center


Etwa eineinhalb Fahrstunden nördlich von Dickinson, dem zentralen Ort im Südwesten North Dakotas, breitet sich um den Lake Sakakawea die Fort Berthold Indian Reservation mit dem Hauptort New Town aus. Hier leben rund 17.000 Stammesmitglieder der Mandan, Hidatsa and Arikara (MHA) Nation. Im Mai 2021 eröffnete dort das MHA Nation Interpretive Center, ein sehenswertes Kulturzentrum, das über Kultur und Geschichte dieser drei indigenen Völker informiert.

Die „Three Affiliated Tribes“ – heute „MHA Nation“ genannt – hatten sich im Laufe des 19. Jh. zusammengeschlossen. Während die Mandan und Hidatsa schon länger verwandtschaftlich verbunden waren, zwangen Epidemien und Übergriffe der Sioux die einst verfeindeten Arikara sich den beiden Nachbarn anzuschließen. Die drei Völker weisen ähnliche Kultur und Geschichte auf. Sie siedelten entlang dem Missouri in befestigten Siedlungen, die aus Erdhäusern (Earthlodges) bestanden, und betrieben Landwirtschaft. Man baute die „Three Sisters“, Mais, Kürbis und Bohnen, an und zog im Herbst zur Bisonjagd hinaus in die Prärie.

Das neue Museumsgebäude ähnelt einer Earthlodge, einem der traditionellen runden Erdhäuser aus Lehm und Holz. Verwendet wurden beim Bau natürliche Materialien, vor allem Holz, teils unbearbeitet. Auf drei Ebenen und knapp 4.200 qm Fläche finden sich im Zentralbau Ausstellungen zu den drei Stämmen, aber auch Werke von zeitgenössischen Künstlern der MHA Nation und historische Artifakte, die von Stammesmitgliedern zur Verfügung gestellt wurden.

Es gibt Veranstaltungssäle, Klassenzimmer, das empfehlenswerte Mirishibisha Café, in dem indianische Küche serviert wird,  sowie den Oaktree Giftshop. Im Freien steht ein Amphitheater mit 500 Plätzen zur Verfügung während rekonstruierte Earth Lodges für Demonstrationen und Tanzvorführungen genutzt werden und am Lake Sakakawea gelegen, den Eindruck einer traditionellen Siedlung vermitteln.

BUCHTIPP: Ernst Haas. The American West.

Ernst Haas, The American West, Buch-Cover ©PrestelVerlag

„Poet with a camera“ – so nannte man den Wiener Fotografen Ernst Haas (1921-1986) und über ihn bzw. einen Teil seines Werkes ist kürzlich ein neuer Fotoband erschienen. Er war 1951 als Mitglied der Fotoagentur Magnum nach USA gekommen, arbeitete für große Magazine wie LIFE, Vogue oder Look, wurde aber vor allem für Werbeaufträge wie den Marlboro Man oder Filmset-Aufnahmen für „Little Big Man“ bekannt.

Mit  einer Leica und ersten Farbfilmen schuf Haas ungewöhnliche Aufnahmen vom „Wilden Westen“. Er gilt als Pionier der Farbfotografie, war ein vielseitiges Genie, wie das im Prestel Verlag kürzlich erschienene Buch „The American West“ grandios aufzeigt. Das für den Buchtitel verwendete Foto ist exemplarisch für seine durch Wischeffekte gesteigerte Dynamik bei sonst perfekter Belichtung bis in die kleinsten Details. Neben solchen aufwändig konstruierten fotografischen „Gemälden“ gibt es aber auch klassische Landschaftsaufnahmen, Detailfotos von Blumen und Felsen, Porträts von Indianern und Bilder von Cowboys.


Haas hat das „Malen mit der Kamera“ perfektioniert. Sein bahnbrechender Einsatz von geringer Schärfentiefe und verschwommener Bewegung durch lange Verschlusszeiten heben ihn heraus. Die Fotos in dem Buch sind zwischen den frühen 1950ern und etwa 1970 entstanden, manche in Schwarzweiß, die meisten in Farbe. Das Spektrum reicht von „Man on Crutches“ (ein verletzter Kriegsheimkehrer) über Porträts von Cocteau, Einstein oder Martin L. King bis hin zu Society-Fotos in Kalifornien, dazu kommen Alltagsszenen und Filmset-Bilder, aber auch Blumendetails und Landschaften.


Cowboys, meist in verschwommener Technik aufgenommen, werden in weiter Landschaft oder bei Rodeos gezeigt. Kontrastierend dazu: gestochen scharfe Landschaftsaufnahmen, z.B. vom Canyon de Chelly in Arizona oder vom Monument Valley. Ein Blumendetail vom Grand Canyon, Felswände ganz nah oder tanzende Indianer beim Powwow in Gallup/New Mexico sind weitere Themen, dazu schuf er grandiose Wolkenbilder wie „Sky Nevada“ oder „White Sands National Monument“. Ein Bison im Yellowstone Nationalpark im Schneesturm trifft auf einen Indianer auf der Truck-Ladefläche in eine Decke gewickelt („Navajo Nation“, Monument Valley, 1967), dann wieder knallig-scharfe Aufnahmen von Las Vegas oder sein wohl berühmtestes Bild: von der Route 66, mit Autos, Hochhäusern und Reklameschildern – vibrierend, schnell und gestochen scharf.

  • INFO BUCHTIPP: Ernst Haas. The American West, 2022, ISBN: 978-3-7913-8825-0, Prestel Verlag München-London-New York, 50 €

Eine ausführliche Besprechung findet sich unter https://travelingbookworms.blogspot.com.

 

Text: ©Drs. Margit Brinke – Peter Kränzle, http://travelingtramps.blogspot.com
Fotos: ©MB sofern am Bild nicht anders angegeben.

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