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USA-Great Lakes: Chicagos neue grüne Projekte

Neuigkeiten aus Chicago von den Autoren mehrerer USA-Bände bei Iwanowski’s, Margit Brinke – Peter Kränzle, Mai 2017

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Chicago wird grün und zwar in mehrfacher Hinsicht: Umweltbewusstes Bauen, neue Grünflächen und Parks, ein wegweisendes Fahrradwegenetz und der Ausbau des öffentlicher Nahverkehrs sind Indikatoren. Dazu gibt ein „Center for Green Technology“ und grüne Dächer, sogar eines mit Bienenstöcken auf der City Hall (siehe Beitragsbild).

Promenieren am Chicago River

Der einst als Kloake missbrauchte Chicago River mündete früher in den Lake Michigan, erst 1892 begann man mit dem Bau des Sanitary & Ship Canal. Seit seiner Eröffnung 1900 fließt der Chicago River nicht mehr in den See, sondern in den Kanal. Ein riesiges Netz unterirdischer Wasserkanäle, Rückhalte- und Reinigungsbecken hat dazu beigetragen, dass sich die Wasserqualität enorm verbessert hat und verschiedene Fisch- und Vogelarten zurückgekehrt sind.

Das Projekt „Chicago Riverwalk“ trug dazu bei, den Chicago River als Lebensader und Erholungsidyll aufzuwerten. 2005 in Angriff genommen, wurde im Dezember 2016 der letzte Abschnitt der Promenade fertiggestellt. Unterschiedlich gestaltete „Räume“ wie die Water Plaza mit Brunnen und Stufenanlage zum Sitzen, The Jetty – mit Infotafeln zu Flora und Fauna sowie „Floating Wetlands“ und Wassergärten – oder der Boardwalk, dort, wo die drei Zweige des Flusses zusammenlaufen, sind die neuesten Zufügungen. Im Sommer finden Konzerte statt, es gibt Bootsanleger und Kajakverleih, Lokale, Bars, Cafés und Eisdielen.

Chicagos Highline: „The 606“

Was für New York der High Line Park ist, nennt sich in Chicago „606“. Der 2016 fertig gestellte Bloomingdale Trail ist mit knapp 5 km Länge mehr als zweimal so lang ist wie sein New Yorker Pendant, verläuft aber wie dieses auf einer stillgelegten Eisenbahn-Hochtrasse. Diese „Bloomingdale Line” der Chicago & Pacific Railroad war von 1915 bis in die 1980er-Jahre in Betrieb. Dank der „Friends of the Bloomingdale Trail“ verläuft heute „The 606“ im Nordwesten Chicagos durch mehrere Neighborhoods, wobei bei der Gestaltung auf die ursprüngliche Pflanzenvielfalt Wert gelegt wurde. Es gibt Kunstausstellungen, Aussichtspunkte und Sitzgelegenheiten, vor allem wird der neue Trail jedoch von den Anwohnern als Freizeit- und Sportpark geschätzt, um zu radeln, zu skaten, zu spazieren oder zu joggen.

Radeln, Skaten und Klettern – Millennium Park Bicycle Station

Schon seit vielen Jahren gilt Chicago als vorbildliche Fahrradstadt. Abgesehen von Leihfahrrad-Stationen überall in der Stadt, existiert ein Radwegenetz von etwa 320 Kilometern; bis 2020 soll es über 1000 sein. Die Millennium Park Bicycle Station – mit Umkleiden, Duschen und Schließfächern, Fahrradbahnhof, Reparaturwerkstatt und Verleihstation sowie Tourangebot – ist in ihrer Art einzigartig.
Ebenso ungewöhnlich ist die Skating-Bahn im neuen Maggie Daley Park. Diese jüngste Erweiterung des Millenium Park erreicht man über eine spektakulär geschwungene Metallbrücke, die BP Pedestrian Bridge des Architekten Frank Gehry. Abgesehen von Play Garden (Kinderspielplatz), Cancer Survivor’s Garden, Tennis- und Picknickplätzen, steht eine topmoderne Climbing Wall zur Verfügung, und um diese herum verläuft ein „Skating Ribbon“. Auf diese schwungvolle Bahn kann man sich im Sommer mit Leih-Rollschuhen, im Winter mit Schlittschuhen begeben.

Green Dining in Chicago

Die Verwendung regionaler Bioprodukte, umweltfreundliches Geschirr, Energie- und Wassereinsparung sowie Müllvermeidung sind in vielen Chicagoer Restaurants zum Alltag geworden. Aufkleber mit der Aufschrift „Guaranteed Green“ oder ein „Green Seal“ zeigen an, welches Lokal nicht nur „Slow Food“, sondern auch „Green Dining“ bietet.
Das Duck Inn im einstigen irisch-polnischen Arbeiterviertel Bridgeport in Chicagos South Side ist ein solches Lokal. In einer alten Taverne fühlt sich Chefkoch Kevin Hickey sowohl dem Slow-Food-Gedanken als auch den kulinarischen Einflüssen der Siedler aus Litauen und Polen verpflichtet. Regionale und saisonale Produkte kommen zum Einsatz, wie der Name sagt, liegt ein Schwerpunkt der Küche auf Ente.

Zukunftsprojekt „The Plant“

Das Lokal arbeitet mit einer wegweisenden „grünen“ Institution, „The Plant“, zusammen. Dieser gemeinnützige Verein residiert in einem alten Schweine-Schlachthaus von 1925. Eingezogen sind kleine Unternehmen, die sich dem ökologischen Landbau, Energiesparmaßnahmen, Recycling oder der Herstellung von Bioprodukten verschrieben haben. Zudem wird aus Essensabfällen Biogas zum Heizen und zur Stromversorgung gewonnen.
Zu den Firmen in „The Plant“ gehören eine Pilzfarm, eine Bäckerei und eine Kleinbrauerei, die Whiner Beer Co. Lebensmittel und Getränke werden auf dem hier wöchentlich stattfindenden Markt verkauft und an ausgewählte Lokale und Geschäfte wie das Duck Inn geliefert. Aquaponik wird betrieben – Fischaufzucht in Aquakultur kombiniert mit der Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokultur in einem geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf –  und es gibt einen Algen-Bioreaktor.

Infos
www.choosechicago.com bzw. www.greenchicago.org
• Maggie Daley Park: http://maggiedaleypark.com
• Chicago Riverwalk: www.chicagoriverwalk.us
• Bloomingdale Trail „The 606“: www.bloomingdaletrail.org
• Restaurant Duck Inn:  http://theduckinnchicago.com
• The Plant: http://plantchicago.org

©  Text: M. Brinke – P. Kränzle, Fotos: M. Brinke sowie Choose Chicago (Riverwalk).

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