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Humboldts „Buch der Begegnungen“ – ein bibliophiles Schmuckstück

Ein besonderer Buchtipp von den Autoren mehrerer USA-Bände bei Iwanowski’s, darunter „USA-Ostküste“ oder „USA-Westen“, Dr. Margit Brinke – Dr. Peter Kränzle, Juni 2019

Inhalte

Alexander von Humboldt (1769–1859) war ein wahrer Universalforscher, geprägt von Wagemut und Wissbegier, einem präzisen Beobachtungs- und Einschätzungsvermögen und vor allem einer unbändigen Lust an immer neuen Begegnungen.

Alexander von Humboldt

Der deutsche Universalgelehrte und Expeditionsreisende erwarb sich nicht nur internationales Ansehen, sondern machte auch als Wegbereiter in diversen naturwissenschaftlichen Fachdisziplinen von sich reden: von der Botanik und Zoologie über die Klimatologie bis hin zur Astronomie. Seit seiner amerikanischen Forschungsreise 1799 bis 1804 gilt er als „wissenschaftlicher Wiederentdecker Amerikas“ und Mitbegründer der empirisch fundierten Geografie. Doch auch als Ethnologe, Kulturtheoretiker und Humanist war er der Gesellschaft seiner Zeit weit voraus.

Humboldts 250. Geburtstag bei Manesse

Im Jubiläumsjahr 2019 – Humboldt feiert 250. Geburtstag – sind zahlreiche Bücher über den Weltreisenden und Universalforscher erschienen. Darunter großformatige Prachtbände mit den besten botanischen Illustrationen aus Humboldts eindrucksvoller Sammlung oder mit Zeichnungen und Skizzen aus den Tagebüchern seiner großen Amerikaexpedition (siehe Buchbesprechung vom 4. Juli 2018). Aber auch optisch weniger auffällige Bände lohnen durchaus die Lektüre, zum Beispiel das „Buch der Begegnungen“ aus dem Manesse Verlag.

In diesem Band sind die emphatischsten Zeugnisse aus Humboldts „Amerikanischen Reisetagebüchern“ gesammelt. Sie zeigen einen warmherzigen Forscher ohne Berührungsängste. Auf seiner Reise in die amerikanischen Tropen von 1799 bis 1804 hielt der preußische Kosmopolit eine Vielzahl an exotischen Eindrücken fest und sah die Welt auf eine Weise wie noch Keiner vor ihm.
Dazu kritisierte Humboldt als einer der ersten Europäer überhaupt den Kolonialismus und Sklavenhandel sowie den christlichen Bekehrungseifer. Andererseits hob er die Würde und den kulturellen Reichtum der vermeintlich primitiven Völker Amerikas hervor. Überzeugt davon, dass es keine „unterlegenen“ oder gar minderwertigen Ethnien gäbe, war er seinen Zeitgenossen weit voraus. Und selbst im 21. Jahrhundert würde sich Humboldt als Vertreter einer universellen Humanität gut machen.

Gelungen in jeder Hinsicht

Herausgegeben und aus dem französischen Original übersetzt hat die Textauswahl Ottmar Ette, Professor für Romanistik an der Universität Potsdam. Er gilt als Humboldt-Experte und leitet das Forschungsprojekt zur Auswertung von Humboldts Amerikanischen Reisetagebüchern.

Nach einer kurzen Einführung gibt Ette dem Leser eine Instruktion, wie die Auswahl gelesen werden kann. Dieser „Leseparcours“ weist auf verschiedene Arten hin, wie sich die „Text-Inseln“ nach unterschiedlichen Aspekten – wie Völker und Kulturen, Religion und Mythen, Zivilisation und Barbarei oder Sprachen – dem Leser erschließen könnten. Ettes Nachwort befasst sich mit den „Amerikanischen Tagebüchern“ im Ganzen und zwei Zeittafeln, eine zum Leben Humboldts und eine zu seiner amerikanischen Reise, runden den Band gelungen ab.
Alleine die Optik des Bandes macht es zu einem bibliophilen Schmuckstück und schönem Geschenk: in bedrucktes Leinen gebunden, zweifarbig gedruckt und fadengeheftet, mit farblich abgestimmtem Lesebändchen und gestaltetem Vorsatz sowie einigen Originalillustrationen Alexander von Humboldts.

INFO:
Alexander von Humboldt, Das Buch der Begegnungen. Menschen – Kulturen – Geschichten aus den Amerikanischen Reisetagebüchern, Manesse Verlag (München 2018). Herausgegeben, aus dem Französischen übersetzt und kommentiert von Ottmar Ette, 416 Seiten; ISBN: 978-3-7175-2444-1, 45 €

© Text:  Dr. M. Brinke – Dr. P. Kränzle

Foto: Buchcover © Manesse Verlag/Random House
Foto: Alexander Humboldt: © Frédéric Christophe de Houdetot (1778–1856), Alexander von Humboldt, in Berlin 1807, Bleistift und Tusche – Bibliothek des Conseil d’État, Paris, Frankreich.

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