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„Es war einmal in Amerika“: Amerikanische Kunst im Überblick

Ein Buchtipp von den Autoren mehrerer USA-Bände bei Iwanowski’s, darunter „USA-Ostküste“ oder „USA-Westen“, Dr. Margit Brinke – Dr. Peter Kränzle, Mai 2019

Once Upon a Time in America“ – so heißt eigentlich ein Gangster-Epos aus dem Jahr 1984 unter der Regie von Sergio Leone mit Robert De Niro. Den gleichen Namen hatte aber auch eine große Kunstausstellung, die bis Ende März im Wallraf-Richartz-Museum in Köln gezeigt wurde. Selbst wer keine Gelegenheit hatte, sie zu sehen, kann den ausgezeichneten Katalog erwerben. Mehrere Kilo schwer stellt er ein grandioses Überblickswerk über die US-amerikanische Kunst zwischen 1650 und 1950, von der Kolonialzeit über den amerikanischen Realismus bis hin zum Abstrakten Expressionismus, dar.
Der im Wienand Verlag Köln erschienene deutschsprachige Katalog umfasst 576 Seiten und mehr als 600 Farbabbildungen. Werke von Künstlern wie John Copley, Benjamin West, Edward Hopper, George Bellows, Georgia O`Keeffe, Mark Rothko, Barnett Newman und Jackson Pollock zeigen, wie vielfältig aber auch wie innovativ und experimentierfreudig die amerikanische Kunst war und ist. Abgesehen von Bildern sind Skulpturen und Fotografien zu finden und außer „typisch amerikanischer Kunst“ auch Vertreter der „Native American Art“, afroamerikanische sowie „Western Art“-Künstler.

Nachschlagewerk in zwei Teilen

Portland Art Museum Washington (R.Peale)

In sechs großen Kapiteln geht es in der ersten Hälfte des Buches zunächst anhand von Essays verschiedener Fachleute chronologisch durch die Jahrhunderte und ihre künstlerischen Tendenzen. Beginnend mit der Kolonialzeit, wo der Einfluss der „Alten Welt“ noch deutlich spürbar war, steht vor allem die Porträtmalerei ab Mitte des 17. Jh. im Mittelpunkt. Musterbeispiele sind Gilbert Stuarts Porträt von George Washington (um 1800) oder Porträts von John Ingleton Copley oder Charles Wilson Peale. Ein weiteres Genre waren Historienbilder, wobei hier die Motive spezifisch amerikanisch werden. Das monumentale Historienbild „Die Unabhängigkeitserklärung, 4. Juli 1776“ von John Trumbull (1832) ist eines der Beispiele.

Crocker Art Museum Sacramento (Amerikanische Kunst im 19. Jh.)

Die Hudson River School – mit Vertretern wie Albert Bierstadt oder Thomas Cole – leitet eine erste eigenständige amerikanische Landschaftsmalerei ein. Amerikanische Genremalerei, die Einflüsse der Düsseldorfer Malerschule und schließlich – etwas knapp abgehandelt – der „Wilde Westen“ mit George Catlin oder Frederic Remington stehen im Mittelpunkt des nächsten Kapitels, das „Kunst für die Öffentlichkeit“ heißt.

Thomas Moran im Scottsdale Museum

„Vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis zur Jahrhundertwende“ befasst sich mit Stillleben im 19. Jh., mit Winslow Homer, Thomas Eakins, Eastman Johnson, James McNeil Whistler, aber auch mit amerikanischen Impressionisten wie Mary Cassat oder Childe Hassam. Daneben geht es um die Armory Show und um die Kunst der „Native Americans“, der Indianer.


Die Ashcan School nahm mit zunehmender Industrialisierung auch die weniger attraktiven Seiten der Städte ins Visier: illegale Boxkämpfe, Spelunken und Außenseiter aller Art. Besser bekannt in Europa ist der Abstrakte Expressionismus, z. B. vertreten von Marsden Hartley. Alfred Stieglitz’ Fotografien sind ebenfalls ein Thema des folgenden Kapitels „Von der Jahrhundertwende bis zur frühen Moderne“.

O’Keeffe Museum Santa Fe

„Von den 1920ern bis zum Ende des zweiten Weltkrieges“ umfasst viele verschiedene Richtungen in der Kunst: Präzisionismus, Surrealismus, Edward Hopper, Georgia O’Keeffe, aber auch Reginald Marsh oder Thomas Hart Benton. Auch dem „Negro Movement“ und dem Bauhaus werden Essays gewidmet, ehe es dann im nächsten großen Abschnitt um die moderne amerikanische Kunst geht und darum, wie mit dem Abstrakten Expressionismus und Künstlern wie Pollock, Rothko, Kline Francis oder Newman die amerikanische Kunst den Durchbruch in Europa schafft.

South St Seaport Museum Modern Art

Die zweite Hälfte des „Wälzers“ besteht aus dem Katalogteil. Angeordnet nach denselben Kriterien wie vorn, ist jeweils ein ganzseitiges Bild einem beschreibenden Text über Künstler und Werk gegenübergestellt. Ein ausführlicher Anhang mit Literatur und Kurzbiografien der Autoren rundet den Katalogband ab, der zwar keinen Anspruch auf thematische Vollständigkeit erheben kann, jedoch ein gutes Nachschlagewerk für alle Kunstinteressierten darstellt.

Es war einmal in Amerika. 300 Jahre US-Amerikanische Kunst. Hsg. von Anita Hachmann, Barbara Schaefer für das Wallraf-Richartz-Museum Köln. 576 Seiten, über 600 Abb., Gebunden, Wienand Verlag Köln Nov. 2018,  ISBN 9783868324877, 49,80 €.

© Text & Fotos: M. Brinke – P. Kränzle. Die Fotos stammen aus verschiedenen amerikanischen Museen und dienen der allgemeinen Illustration des Textes.

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