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Ein Füllhorn an Leckerbissen und Naturdenkmälern – Grand Junction und das Grand Valley im Westen Colorados

Unterwegs im weniger bekannten Westteil Colorados mit den Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Westen“ und „USA-Nordwesten“, Margit Brinke – Peter Kränzle, April 2018


 Das Colorado National Monument (www.nps.gov/colm) gehört zu den weniger bekannten Naturdenkmälern im nordamerikanischen Westen. Das Plateau ist dicht bewachsen von Pinien und Wacholder und Heimat einer Vielzahl von Wildtieren. Der dem National Park Service unterstehende Park wird erschlossen durch den Rim Rock Drive, der sich über das Plateau windet und von Aussichtspunkten dramatische Ausblicke bietet: Red-Rock-Felsformationen vor den Schnee bedeckten Bookcliff Mountains im Hintergrund, zu Füssen mündet der Gunnison in den Colorado River, und ringsum breitet sich das Grand Valley aus, in dessen Zentrum Grand Junction liegt. Das Städtchen mit seinen rund 60.000 EW – von den Einheimischen „GJ“ oder „Junction“ genannt, hat eine beschauliche Innenstadt mit einer Main Street zu bieten, an der sich Shops und Lokale, aber auch Sitzgruppen und interessante Kunstwerke aufreihen.

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Von Outdoor-Sport bis Obst-Plantagen

Das Grand Valley ist nicht nur bekannt für die kulinarische Vielfalt, sondern auch für ein breitgefächertes Outdoor-Angebot, das von Mountain Biking und Wandern über Whitewater Rafting bis zum Fischen reicht. Ursprünglich von den Ute-Indianern bewohnt, ist das Areal mit Grand Junction, Fruita und Palisade im späten 19. Jh. zum Haupt-Obstanbaugebiet im Westen Colorados geworden. Vor allem Pfirsiche und Trauben, aber auch Kirschen und andere Früchte werden hier kultiviert. So wundert es nicht, dass es neben Obstplantagen auch Weingüter, Schnapsbrennereien und Brauereien gibt.

Spitzenpfirsiche und Spitzenweine

Die Ortschaft Palisade, nur ein paar Meilen östlich Grand Junction, ist als „Peach & Wine Capital of Colorado“ bekannt und schmiegt sich malerisch um den Colorado River. Folgt man dem Palisade Fruit & Wine Byway (https://visitpalisade.com/portfolio-item/fruit-wine-trail), reihen sich im Sommer nicht nur Obst-Verkaufsstände auf, sondern laden ganzjährig Farmen, wie Aloha Organic Fruit (www.alohaorganicfruit.com), mit Farmläden sowie Weingüter zum Besuch ein.

Colterris (www.colterris.com) gilt als eines der Spitzenweingüter der Region, unterhält aber zugleich Obstplantagen. Die hier wachsenden Pfirsiche der High Country Orchards genießen einen so guten Ruf, dass sogar die Obamas 2009 zu Besuch kamen und selbst Pfirsiche pflückten. Doch auch die hier ausgebauten Weine sind speziell: „100 % Estate Grown“. Die verwendeten Trauben stammen also alle von eigenen Weinbergen in Colorado (im Foto einer davon vor grandioser Kulisse) und es wird streng nach Lagen manchmal sogar nach einzelnen Klonen unterschieden und ausgebaut.

Die Weinregion um Palisades gehört zur Grand Valley AVA (Appellation) und die Aushängeschilder des Weingutes sind der Malbec, der Cabernet Sauvignon und ein ungewöhnlicher White Cabernet Sauvignon – diese Sorte wurde hier übrigens erstmals ausgebaut. Doch bei Colterris ist man zugleich sehr kreativ: Dosenweine, die für junge Outdoor-Freunde zum Mitnehmen kreiert wurden, bieten überrraschend gute Qualität zum vernünftigen Preis. Auf dem Foto sind zu sehen: Besitzer Scott High (Mt.) und seine beiden Winemaker Justin Jannusch (links) und Bo Felton.

Red Fox Cellars (www.redfoxcellars.com) ist ein anderes Weingut in Palisade und hier wurde man mit Weinen, die zum Teil in alten Bourbon-Fässern reifen, bekannt. Neben Bourbon Barrel Merlot oder Rye Whiskey Barrel Aged Cabernet Franc gibt es einen süffigen Long Day Rosé oder den 44 Red Blanc. Ebenfalls ein Unikum ist die hier produzierte Vielfalt an Cidres, mit verschiedenen Geschmäckern wie Chili oder hopfig wie ein IPA, mit Rauchnote, süß oder herb.

Süffiges Bier und Hochprozentiges

Danny Wilson ist der Braumeister der Palisade Brewing Company (www.palisadebrewingcompany.com). Seit 2010 arbeitet er am guten Ruf der Brauerei in Sachen Ales, IPAs (India Pale Ale) und anderen „American-style“-Bieren. Alles spielt sich direkt in der Brauerei ab, hier befinden sich die Bar und das Lokal, in dem man nicht nur frisches gezapftes Fassbier bekommt, sondern auch gut und preiswert essen kann.

Zum Absacker empfählen sich die Peach Street Distillers (www.peachstreetdistillers.com), gleich nebenan. Bekannt wurde man dort für den unvergleichlichen Jackelope Gin, einen der besten der Welt, sowie den Goat Vodka. Inzwischen sind zahlreiche Whiskys, Grappe, Brandys u.a. Hochprozentiges dazugekommen – hergestellt aus Früchten bzw. Getreide von lokalen Produzenten, in einer futuristisch wirkenden Brennanlage.

Die Copper Club Brewing Co. (www.copperclubbrew.com) – in Fruita, einer Ortschaft westlich von Grand Junction gelegen – ist vergleichsweise winzig, fast schon eine Hausbrauerei. Im Pub, der fast größer ist wie die Brauerei, gibt es zwar nur Bier vom Fass und keine Speisen, dafür aber ersteres in großer Vielfalt und von hoher Qualität. Vor der Bierprobe empfiehlt sich eine Pizza im Hot Tomato Café (www.hottomatopizza.com) um die Ecke und hinterher weckt eine Tasse Kaffee im Coffeeshop mit angeschlossener Rösterei (www.bestslopecoffeeco.com) die Geister wieder auf. Er gehört wie die Pizzeria zwei jungen Damen, die ihren Fahrradshop aufgegeben haben um in „F-Town“ die kulinarische Szene zu beleben.

Der experimentierfreudige Zorba Proteau zeichnet als Braumeister bei der Rockslide Brewery (www.rockslidebrewpub.com), 1994 gegründet, verantwortlich. Die kleine Brauerei befindet sich neben dem großen und beliebten Restaurant mitten in Grand Junction an der Main Street gelegen. Als Ein-Mann-Betrieb entstehen in der kleinen Brauerei ungewöhnliche Biere wie Raspberry Wheat, Kokopelli Kolsch oder das Horsethief IPA – nur im Restaurant und der Bar erhältlich.

Lavendel und Alpakas

Palisade hat eine kleine nette Innenstadt mit dem gemütlichen Palisade Café (www.palisadecafe11.com) im Zentrum, in dem vorwiegend regionale und vielfach organische Produkte verwendet werden. Die Region ist auch bekannt als Anbaugebiet von Lavendel. Sprigs & Sprouts Lavender Farm (www.facebook.com/sprigsandsprouts) ist nicht nur von duftenden Lavendelfeldern umgeben – Lavendelprodukte aller Art werden im Laden verkauft! –, sondern betreibt zugleich eine Aquaponik-Anlage mit unterirdischem Gewächshaus und Fischtanks sowie einen Tasting Room, in dem über 60 Olivenöle und Essige angeboten werden.


Bei Suncrest Orchard Alpacas & Fiber Works (www.suncrestorchardalpacas.net) begrüßen Alpakas und ihre Hütehunde die Besucher. Die Firma hat sich auf Alpaka-Wolle und -Produkte spezialisiert, bearbeitet aber auch im Auftrag andere Fasern, wie Schafwolle, in der eigenen kleinen Spinnerei, durch die Touren angeboten werden. Wie weich und speziell für Allergiker geeignet Alpakawolle ist, kann man im zugehörigen Shop erspüren, wo neben maschinell im Hause rundgestrickten Schals und Mützen, auch von der Besitzerfamilie handgefertigte Produkte aller Art zum Verkauf stehen.

Nachtisch gefällig? Den gibt’s bei Enstrom Candies (www.enstrom.com) in Grand Junction, einer Firma die 1929 als Ice Cream Company eröffnete und bis heute ein Familienunternehmen ist. „Chocolate Almond Toffee“ – damit ist die Firma bekannt geworden – wird hier immer noch in der eigenen Candy Kitchen handgefertigt und ist Genuss pur.

Praktische Tipps

Info: Grand Junction CVB, www.visitgrandjunction.com

Übernachten: Springhill Suites in Downtown GJ, www.marriott.de/hotels/travel/gjtsh-springhill-suites-grand-junction-downtown-historic-main-street. Große, gut augestattete Zimmer und supergünstige Lage, inkl. Frühstück und mit Bar.

Essen: Bin 707 (www.bin707.com) in Downtown JG serviert kreative Küche großteils lokaler Herkunft, z.B. Lamm, Wild oder Rind, vorweg z.B. eine Käse-Wurst-Platte zum Teilen.

Das Main Street Café (www.mainstreetcafegj.com/) gleicht einem Diner aus den 1950ern und ist ideal zum Frühstück oder Lunch.

Nicht versäumen:
Das Dinosaur Museum und das Museum of Western Colorado sind sehenswert. In Letzteres gibt es eine Abteilung zu dem Aufsehen erregenden Fall des Alfred Packer, der zu Unrecht des Kannibalismus angeklagt worden war. Das mit dem Museum kooperierende „Western Investigations Team“ unter Leitung von Museumsdirektor David P. Bailey untersuchte seine Pistole und bewies damit seine Unschuld – besser spät als nie!

© Text: Dr. Margit Brinke – Dr. Peter Kränzle; Fotos: M. Brinke außer Foto Enstrom Candy, Rockslide Brewing Logo (Brewery), Rafting und Vineyards (GJCVB).

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