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Die funkelnde Welt der Diné: Silberschmuck der Navajo-Indianer im Südwesten der USA

Ein Reise- und Einkaufstipp von den Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Westen“, Margit Brinke – Peter Kränzle, Oktober 2017

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Farbenfrohe Webwaren und kunstvollen Silberschmuck – dafür ist das indianische Volk der Navajo, die sich selbst „Diné“ nennen, bekannt. Ihre Heimat „Dinétah“ liegt in der sog. Four Corners Region im Südwesten der USA, dort wo die Bundesstaaten Utah, Colorado, New Mexico und Arizona aufeinandertreffen. Das größte Indianerreservat der USA, die „Navajo Nation Reservation“, umfasst 71.000 qkm und ist damit größer als Bayern. Allerdings leben inmitten der grandiosen Landschaft nur rund 170.000 Menschen, weit verstreut in Familienverbänden.

„Yá’át’ééh – Willkommen!“ 

Mitte des 19. Jh. sollte das Land für die weiße Besiedlung und Erschließung freigegeben werden und deshalb beschloss 1863 die US-Regierung, die Navajo-Indianer umzusiedeln. Es kam zum erzwungenen „Langen Marsch“ nach Fort Sumner (Bosque Redondo) im Winter 1864. Viele Indianer starben während der Umsiedelungsaktion oder später im Reservat im Osten New Mexicos.
1868 durften die überlebenden Navajos in ihre Heimat zurückkehren und im Laufe der Jahre entstand das größte Reservat der USA. Dabei spielt die Schafzucht bis heute eine große Rolle: Traditionell verarbeiten die Frauen die Wolle und ihre Decken und Teppiche sind berühmt und begehrt. Die Navajo-Männer sind hingegen seit dem späten 19. Jh. als ausgezeichnete Silberschmiede bekannt.

Silberschmuck der Navajo mit Tradition

Nach der Rückkehr der Navajo waren Handelsposten entstanden, die der Versorgung der Indianer dienten und wo auch ihre Produkte vertrieben wurden, so z. B. 1876 die legendäre Hubbell Trading Post. Bis heute bringen viele Navajo ihre Waren zu Hubbell, aber auch die Twin Rocks Trading Post in Bluff/Utah oder die Galerie der Goulding’s Lodge im Monument Valley führen exquisites Navajo-Kunsthandwerk.
Silberschmuck hat bei den Navajo eine lange Tradition: Seit dem 19. Jh. bearbeiten die Diné Silber, doch erst in den letzten 50 Jahren haben sich Navajo-Künstler einen exzellenten Ruf erworben. Alles hatte mit „Old Smith“ begonnen, Atsidi Sani, der erste namentlich bekannte Silberschmied der Navajo. Er soll sein Handwerk Mitte des 19. Jahrhunderts von einem mexikanischen Silberschmied gelernt haben. Die Schmuckstücke waren zunächst schlicht, mit einfachen Gravuren oder gehämmerten Mustern versehen. Um 1880 begannen die Navajo-Künstler dann Türkissteine zu integrieren, die „Inlay-Technik“ war geboren – heute ein typisches Merkmal von Navajo-Silberschmuck. Verwendet wird vor allem Türkis, von dem es im Südwesten viele Fundstellen gibt, die den Indianern schon seit Jahrhunderten bekannt sind. Die meisten Steine stammen aus Minen in Arizona, New Mexico oder dem angrenzenden Sonora (Mexiko) und variieren farblich zwischen bräunlich-gold über grün bis himmelblau.

Von den Yazzies bis Jacob D. Morgan

Es gibt viele berühmte Navajo-Künstlerfamilien, z. B. die Yazzies aus Gallup, New Mexico oder die Morgans aus Crownpoint. Jacob Morgan, von dem hier vor allem die Rede sein soll, repräsentiert die sechste Generation von Silberschmieden in seiner Familie, wobei Ur-Ur-Urgroßvater Gray Horse einst den Grundstein legte.
Harry Morgan, Jacobs Vater, wuchs auf der Navajo-Reservation in Arizona auf, lebte dann aber die meiste Zeit in New Mexico. Er verstarb 2008 und gilt als einer der bedeutendsten Silberschmiede im Lande. Harry war Neffe der ebenfalls bekannten Künstler Charlie Bitsue und Ike Wilson, deren Stücke heute als Sammlerstücke hoch gehandelt werden. Zwölfjährig hatte er mit der Schmuckherstellung begonnen und trotz eines Stipendiums, zog er es vor, Rodeo-Cowboy zu werden, ehe er einen „Silver Supply Store“ in Crownpoint/NM eröffnete. Auf Geheiß seiner Mutter begann er selbst Schmuck im traditionellen Stil („Old Style“) anzufertigen, bei dem er das Silber sandete (Sandcasting) und damit „antik“ matt machte.

„Old Style“ – modern und kreativ

Jacob D. Morgan, Anfang 40, hat das Handwerk von seinem Vater Harry gelernt. Er lebt mit Frau und den beiden Töchtern heute in Rio Rancho, nördlich von Albuquerque, der größten Stadt in New Mexico. Jacob hatte anfangs überhaupt kein Interesse am Kunsthandwerk gezeigt, erst 2005 brachte ihn sein älterer Bruder Kelly – selbst Silb erschmied – dazu, es auszuprobieren um die Familientradition fortzuführen.
J.D. kaufte sich Werkzeug und begann mit Kupfer zu „üben“, ein Jahr später schuf er bereits Arbeiten in Silber, noch mit Hilfe und unter Anleitung seines Vaters Harry. 2009 wurde Jacob D. Morgan zur ersten Art Show, dem renommierten Santa Fe Indian Market, eingeladen und erhielt dort gleich den ersten Preis für eine Silber-Schmuckdose. 2010 folgte die Teilnahme am Heard Indian Fair & Market in Phoenix/AZ und seither nimmt Jacob D. Morgan regelmäßig an diesen beiden renommierten Verkaufsausstellungen teil. Und natürlich hofft er darauf, dass seine Töchter einmal in 7. Generation die Tradition fortführen werden.
Auch Jacob verwendet traditionelle Navajo-Designs und -Techniken, arbeitet mit Türkisen und Sterling Silber, allerdings mit kreativem „zeitgenössischen Touch“. Seine Einzelstücke vereinen „old-style“ und „contemporary“ perfekt, sind traditionell und modern zugleich. Morgan legt Wert auf besonders schöne Türkise, und auf zeitlose, schlichte Designs. Die Schmuckstücke sprechen mit ihren gepunzten Musterbändern ganz für sich und sind noch dazu (noch) erschwinglich. Jedes ist ein Einzelstück und Kundenwünsche werden berücksichtigt. Neben Ohrringen und Geldklammern, Ringen und Armbändern, Halsketten und Bolo Ties, stellt Jacob auch wunderschöne Concho-Buckles und Concho-Belts her und eine seiner Spezialitäten sind silberne Schmuckdosen mit höchst kreativen Gravuren. Ein Blick auf seine Webseite lohnt sich – es wäre sicher ein schönes Geschenk!

Praktische Informationen
• Jacob Morgan: www.jacobdmorgan.com, Tel. +1 (505) 301-1704, Email: jdm@jacobdmorgan.com
• Navajoland/Navajo Nation: www.discovernavajo.com, www.explorenavajo.com

© Text: Dr. M. Brinke – Dr. P. Kränzle, Fotos: Jacob D. Morgan (Schmuck, Porträt) sowie M. Brinke (Landschaften Navajoland)

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