Ein Buchtipp von den Autoren des Reisebuchs „USA-Westen“ und mehrerer anderer USA-Reiseführer bei Iwanowski, Margit Brinke – Peter Kränzle, Oktober 2019
Inhalte
Frauen auf dem Surfboard sind nichts Ungewöhnliches mehr, ist Surfen ja längst keine reine Männersache mehr. Doch Bildbände darüber gibt es noch keine. Abhilfe schuf im Sommer der im Prestel Verlag erschienene großformatige Fotoband „SURF LIKE A GIRL“.
Surferinnen in Bild und Text
Vor allem die Fotoqualität ist es, die den gewichtigen neuen Bildband ausmachen, dazu kommen kurze Statements der portraitierten Frauen über ihrer Beziehung zum Meer und zum Surfen. Im Mittelpunkt stehen 30 Surferinnen aus aller Welt, vielfach keine Profis, sondern in anderen Berufen aktiv, Frauen verschiedenster Kulturen und aller Alters- und Berufsgruppen. Unter anderem ist die Rede von der marokkanischen Surfmeisterin Meryem El Gardoum, von Liz Clark, die auf der Suche nach den besten Surfspots die Welt umsegelt, vom surfenden Schwesternpaar Ikit und Aping Agudo von den Philippinen, von Easkey Britton aus Irland, die Frauen im Iran das Surfen näherbringt, von Leia Marasovich, die Surfen mit Yoga- und Meditationskursen verbindet, oder von Anne Taravet, die noch mit über 60 Jahren fit auf dem Board steht.
Surfen erfordert nicht nur körperliche Kraft und Geschicklichkeit, sondern auch geistige Stärke, Mut und Entschlossenheit. Dafür bedeutet Surfen aber auch Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Die Porträtierten sind engagierte Frauen, die sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, vor allem aber für Gleichberechtigung und Solidarität einsetzen und die die Liebe zum Wasser und zur Natur eint. Es sind mutige Frauen, denn Surfen ist kein Hobby für Angsthasen und die Naturgewalt Wasser nicht ohne Gefahren.
Grenzübergreifende Leidenschaft
Frau kann nicht nur mit über 60 Jahren surfen (Anne Taravet), sondern auch schwanger (Stéphanie Goldie). Hautfarbe und Herkunft spielen ebenfalls keine Rolle, wie die Schwestern Ikit und Aping Agudo von den Philippinen belegen.
Zitate der Porträtierten – wie in der Überschrift – sind auch auf deren Fotos zu finden, wobei eine klarere Nennung der/des Dargestellten und Fotonachweise am Bild (statt im Anhang) geholfen hätten. Auch wäre eine Art Inhaltsverzeichnis mit Namensliste hilfreich gewesen.
Es sind großartige Aufnahmen, Surferinnen in der Luft oder unter Wasser, Fotos die mit Wasser und Licht spielen und zwischen Action und Entspannung wechseln. Auch wenn die Frauen oft knapp bekleidet gezeigt werden, hält sich der Voyeurismus in Grenzen.
Dazu räumt beispielsweise die „Surfragette“ Marta Tomasini mit dem Klischee von sexy Surferinnen auf: Bräunungsstreifen, zerstörte Frisuren oder Bikini-Teile, die sich selbständig machen, gehören eben zum Alltag.
Carolina Amell vereint in dem Bildband die Fotografien und Biografien von Surferinnen, deren Fotos oft von den Akteurinnen selbst stammen. Der im Prestel-Verlag veröffentlichte 256 Seiten starke Bildband „Surf like a girl“ ist einzigartig, weil er sich ausschließlich mit surfenden Frauen beschäftigt. Am Ende des Buches gibt es einen Miniguide „Surfschulen, Urlaube, Retreats und Camps für Frauen“ – o.k., aber nötig?
Die exquisite Qualität des Buches zeigt sich nicht nur an den Fotos, sondern auch in der Wahl des Papiers, das sich samtig-rau anfühlt. Mit 38 Euro ist der Bildband zwar kein Schnäppchen, doch Einmaligkeit hat eben seinen Preis.

Carolina Amell „Surf Like a Girl“, Prestel Verlag München, 2019.
Hardcover, 256 Seiten, 24,0 x 30,0 cm, 280 farbige Abbildungen
ISBN: 978-3-7913-8594-5, 38 Euro.
©Text: M. Brinke – P. Kränzle,
©Fotos: VeraNording©VeraNording; EmilyGrubb©BryannaBradley; AnneTaravet©KaroKrassel; IkitAgudo©BrenLopezFuentes; TahneiRoy©TahneiRoy; TaraRock©TaraRock; IshitaMalaviya©NicoleGormley; CarolinaAmell©Camell; Buchcover©PrestelVerlag