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Absolut sehenswert: North Dakota Heritage Center & State Museum und South Dakota Cultural Heritage Museum

Zwei ungewöhnliche Museen in den Dakotas vorgestellt von den Autoren mehrerer USA-Bände, darunter „USA-Westen“ und „USA-Texas Mittlerer Westen“, Margit Brinke – Peter Kränzle, Dez. 2018

Nur auf den ersten Blick wirkt die Prärie in North und South Dakota eintönig, sie ist es nicht. Die Landschaft ist jedoch nicht die einzige Gemeinsamkeit: Ähnlich sind auch die Geschichte und Kultur beider US-Bundesstaaten. Das beweisen eindrucksvoll die beiden staatlichen Museen in ihren Hauptstädten, das North Dakota Heritage Center & State Museum in Bismarck (links) und das South Dakota Cultural Heritage Museum in Pierre (rechts).

Inhalte

Beeindruckende Architektur …

Allein die Architektur sorgt für Aufsehen: Neben dem State Capitol von North Dakota in Bismarck – ebenfalls ungewöhnlich, da ein Hochhaus im Art-déco-Stil – fällt am Neubau des North Dakota Heritage Center vor allem der moderne Glaskubus ins Auge, der als Eingangsbereich dient und in dessen Innerem ein Stahlgerüst an die Tipis der Prärieindianer erinnert. Bismarck mit seinen 73.000 EW wurde Ende des 19. Jh. bewusst nach dem damaligen deutschen Kanzler benannt, denn damit wollte man damit deutsche Zuwanderer anlocken. Und das gelang auch, denn noch heute bilden die Deutschamerikaner mit über 47 % die ethnische Mehrheit in North Dakota – weit vor den Norwegern mit rund 31 %!


So wurde aus dem einst von Mandan-Indianern bewohnten und 1873 von Siedlern „Missouri Crossing“ getauftem Ort mit der Ankunft der Eisenbahn die Stadt Bismarck. Die Stadt wuchs beständig und tut es bis heute. Neben einer lebendigen neuen Kunstszene, für die zum Beispiel die „Art Alley“ ein eindrucksvolles Beispiel ist, existiert in der Hauptstadt eine interessante kulinarische Szene mit mehreren Kleinbrauereien, z.B. der Bismarck Brewing Co, der Stonehome Brewing Co. oder der Laughing Sun Brewing Co.

Art Alley in Bismarck

Optisch komplett anders präsentiert sich das South Dakota Cultural Heritage Museum in Pierre. Es wurde derart in einen Hügel eingebaut und in die Prärielandschaft eingebettet, dass nur der Eingangsbereich sichtbar ist. Damit erinnert das Museum einerseits an die Erdhäuser der einst hier lebenden Arikara-Indianer, andererseits an die „Sod Houses“ der ersten Siedler.

Vom Museum blickt man über die kleine Hauptstadt von South Dakota mit dem alles überragenden Stadt Capitol, das diesmal ganz im „klassischen Stil“ mit mächtiger Kuppel gehalten ist. Ringsum erstreckt sich ein schöner Park mit See und Statuen aller Gouverneure des Staates und anderen Denkmälern, sowie der Governor’s Mansion. Mit gerade einmal 14.000 Einwohnern ist Pierre die zweitkleinste Hauptstadt eines US-Bundesstaats nach Montpelier im Staat Vermont. Wie Bismarck liegt Pierre ebenfalls am Ostufer des mächtigen Missouri River, allerdings etwa 340 km weiter südlich.


… und interessante Ausstellungen

„History for Everyone“ – unter diesem Motto steht das North Dakota Heritage Center & State Museum (https://statemuseum.nd.gov), das seit 1981 Besucher kostenlos informiert. Der Bau ist gleichzeitig Sitz der State Historical Society und der State Archives. 2014 eröffnete zum 125. Jubiläum der Staatswerdung North Dakotas und der gleichzeitigen Aufnahme in die Union der Neubau des „Smithsonian on the Plains“, der neue Komplex, in den der Vorgängerbau geschickt integriert wurde.
In drei große Abteilungen erfahren Besucher alles über North Dakota. In der erste Halle – Adaptation Gallery: Geologic Time – geht es um die Urgeschichte bis zum Auftauchen der ersten Menschen vor etwa 13.000 Jahren. Dabei stehen die in der Region gefundenen Dinosaurier im Mittelpunkt. Highlight ist ein seltener, mumifizierter Edmontosuarus mit noch erhaltener Haut.

Die zweite Ausstellungshalle – Innovation Gallery: Early Peoples – ist ganz den Native People gewidmet. Dabei geht es um die prähistorischen Indianer ebenso wie um die bekannten Völker der Sioux oder Mandan. Auch das Leben der heutigen Indianer wird ausführlich beleuchtet.

Die dritte Halle – Inspiration Gallery: Yesterday and Today – beschäftigt sich mit dem Leben in North Dakota seit dem Auftauchen der ersten Siedler. Landwirtschaft und Energiepolitik stehen im Zentrum; sie prägen bis heute den Staat. Zwischen den drei Haupthallen finden kleinere Ausstellungen zu Land und Leuten statt, dazu gibt es eine Native American Hall of Honor. In der vierten Halle schließlich rücken Sonderausstellungen besondere Themen ins Rampenlicht: Bis 2020 heißt eine sehr sehenswerte Ausstellung „The Horse in North Dakota“.

„Honoring the Horse“

Auch im South Dakota Cultural Heritage Museum (https://history.sd.gov/museum/default.aspx) spielt das Pferd eine besondere Rolle. Es dient in einer besonderen Form sogar als Logo des Museums. Die sogenannte Sioux Horse Effigy stellt eines der Schmuckstücke des Museums dar. Mit solchen aus Holz gefertigten „dance sticks“ ehren seit jeher Prärie-Indianer außergewöhnlichen Pferde.
Bei der Sioux Horse Effigy handelt es sich um eines von nur zwei erhaltenen Holzskulpturen, die ein ganzes Pferd zeigen. Ein Lakota-Sioux soll das Stück als Erinnerung an sein im Kampf gefallenes Pferd um 1875 geschaffen haben. Es gibt noch weitere „Horse Dance Sticks“ im Museum, die den hohen Stellenwert des Pferdes bei den Sioux-Indianern belegen. Das berühmte Pferdebildnis bildet das Zentrum der ersten der drei Abteilungen. Die Halle mit dem Titel Oyate Tawicoh’an – The Ways of the People ist aber nicht nur den Sioux-Indianern gewidmet, sondern wurde auch von Vertreter der drei Untergruppen Dakota, Nakota und Lakota mitgestaltet.

Von Trappern, Hasen und dem Schmeckfest

In der zweiten Abteilung – Proving Up – geht es um die Geschichte der europäischen Inbesitznahme von South Dakota. Sie beginnt im Jahr 1743, als der französische Abenteurer und Pelzhändler Louis-Joseph Gaultier de La Vérendrye in der Region weilte und eine Bleiplatte mit Namen und Datum vergrub. Endpunkt ist das Jahr 1904: Damals entschied man sich für Pierre als neue Hauptstadt. Dazwischen werden auf informative Weise die Ereignisse erzählt, es geht um Abenteurer, Trapper, Siedler, Minenarbeiter und Politiker, illustriert durch Dokumente aller Art, Originale und Nachbildungen.


In der dritten und letzten Abteilung des Museums – Changing Times – South Dakota in the 20th Century – stehen die Veränderungen im 20. Jh. im Vordergrund und es werden auch die Herausforderung der Zukunft angesprochen. In der Hogen Gallery finden Sonderausstellungen – derzeit über den „Spirit of the Seventies“ – statt, ebenso in der Observation Gallery. Das eigentliche Highlight dieser Galerie ist der Ausblick, der sich auf den Ort, das State Capitol Building und das Hochufer des Missouri River bietet.

Gegenwärtig läuft dort auch die Ausstellung „Jackrabbits to Schmeckfest: The Faces of Community Identity in South Dakota“, wobei sich „Jackrabbits“ nicht nur die einst zahlreichen Präriehasen bezieht, sondern zugleich der Spitzname der Sportmannschaften der South Dakota State University ist. Und das „Schmeckfest“ (www.schmeckfest.com/home.html) erinnert an die deutschen Siedler – noch heute die mit Abstand größte ethnische Gruppe in South Dakota. Seit 1959 feiern bei dem viertägigen Fest in der Kleinstadt Freeman ihre Nachfahren kulinarische und andere Traditionen und essen z.B. „Dakota Kuchen“ (Foto).

Wie im ND Heritage Museum ist auch in Pierre das Museum nur ein Teil des SD Cultural Heritage Komplex. Auch hier sind gleichzeitig die State Historical Society und die umfangreichen State Archives untergebracht. Das Museum verfügt über eine beachtliche Sammlung von reich bestickten indianischen Mokkasin bis hin zu modernen Möbeln, von Gestern bis Heute.

Informationen

North Dakota und South Dakota gehören zum „Great American West“. Über die deutsche Vertretung erhält man Informationen zu beiden Bundesstaaten:
• The Great American West, Bavariaring 38, 80336 München, Tel. (089) 6890 63841, https://greatamericanwest.de
• www.travelsouthdakota.com, www.ndtourism.com sowie
www.noboundariesnd.com (Bismarck–Mandan), https://visitpierresd.com 

© Text: M. Brinke – P. Kränzle
© Fotos: M. Brinke mit Ausnahme Dakota Kuchen (© Prairie California)

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