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USA-Texas/Mittlerer Westen und Nordwesten: Der Jahrhundert-Blizzard vom Oktober 2013

News aus den Dakotas zusammengestellt von den Autoren des Bandes „USA-Texas & Mittlerer Westen“ und „USA–Nordwesten“ , M. Brinke – P. Kränzle, Okt. 2013

Schneestürme im September oder Oktober sind in den Great Plains nichts Ungewöhnliches. An die extremen Wetterbedingungen sind die Menschen und Tiere in der Weite der nordamerikanischen Prärie seit Generationen gewöhnt. Allerdings hatte man einen Blizzard, wie er am 4. Oktober über Regionen im Westen der beiden Dakotas – den US-Bundesstaaten South und North Dakota – hinwegfegte, vorher noch nicht erlebt. Zwischen den Black Hills im Westen von South Dakota und Bismarck, der Hauptstadt von North Dakota, fiel innerhalb von 24 Stunden stellenweise bis zu 1,50 m Neuschnee. Autobahnen mussten gesperrt werden und Städte wie Rapid City oder Deadwood versanken unter einer fast ein Meter starken, schweren Neuschneedecke.

Als Jahrhundert-Blizzard wird der Sturm nicht nur wegen der Schneemengen in die Geschichtsbücher eingehen, sondern vor allem wegen der großen Schäden. Abgesehen von zerstörten Bäumen und Dächern waren vor allem die Folgen für die lokale Viehzucht verheerend. Fast kein Baum überstand den Sturm unbeschadet und über 30.000 Rinder sollen dem Sturm zum Opfer gefallen sein – für die Rancher eine Katastrophe! Stellten schon der extrem trockene Sommer 2012 und die deshalb hohen Futterpreise für viele Rancher eine enorme Belastung dar, versetzte der Blizzard 2013 Vielen den K.O.-Schlag.

30.000 Rinder sind dem Sturm zum Opfer gefallen

DND13-Cattle NDabei hatte zunächst alles nach Entspannung der Situation ausgesehen: Viele Rancher hatten gerade begonnen, die Kälber von den Muttertieren zu trennen, um sie zum Verkauf anzubieten. Zudem waren die Preise gestiegen und lagen zwischen $ 900 und $ 1.100 pro Kalb. Das Ende der Krise schien absehbar – doch dann schlug der Blizzard zu. „Uns geht es wie einem Kaninchen, dem man eine Karotte vor die Nase gehalten hat, nur um es dann doch wieder wegzunehmen,“ meinte der Viehhändler Scott Vance. Eigentlich sind die hier gehaltenen Rinderrassen, v.a. Angus und Black Baldy (eine Kreuzung mit Hereford-Rindern) sturm- und frosterprobt. Sie rücken bei schlechtem Wetter eng zusammen und strecken das Hinterteil in den Wind. Drei Faktoren machten diesen Blizzard jedoch zum tödlichen Sturm: Regen, Schnee und Wind zugleich, und das reichlich. „Einen oder zwei dieser Faktoren können die Tiere mühelos aushalten, aber alle drei gleichzeitig war zuviel,“ fügte Vance hinzu. Viele der Tiere wurden schneeblind, erstickten im Schnee, wurden bewegungsunfähig, starben an Erschöpfung oder stürzten in Panik.

Viehzucht als Hauptwirtschaftszweig

Viehzucht ist sowohl im Südwesten von North Dakota als auch im Westen von South Dakota der Hauptwirtschaftszweig. Viele Rancher stehen nach den beiden verheerenden Jahren mit dem Rücken zur Wand, zumal es keine Versicherung für derartige Verluste gibt. Dabei erwiesen sich die Politiker erneut als nicht sonderlich hilfreich: Im Streit um den Haushalt ging eine Gesetzesvorlage unter, die Ranchern bei unvorhergesehenen Verlusten mit einer Entschädigungszahlung unter die Arme greifen sollte. Nun gilt es diese möglichst schnell umzusetzen, damit wenigstens die schlimmsten Verluste aufgefangen werden können. Die Obergrenze der Entschädigung soll bei $ 100.000 pro Ranch liegen. Vielen kleineren Züchtern wird dies das Überleben ermöglichen, doch munkeln Fachleute, dass so manche Ranch wesentlich höhere Verluste zu verzeichnen hatte.

Die hartgesottenen Cowboys in den Dakotas haben zweifellos schon Einiges mitgemacht, doch angesichts Tausender toter Tiere trieb es selbst den härtesten Cowboys die Tränen in die Augen. Immerhin konnte der Jahrhundert-Blizzard eines nicht zerstören: den unbeugsamen Optimismus der hier lebenden Menschen: Es gibt immer ein neues Jahr und einen neuen Anfang.

© Text & Fotos: Margit Brinke und Peter Kränzle, Autoren des Bandes „USA-Texas & Mittlerer Westen“ und „USA-Nordwesten“.

USATexas2013USA___Nordwesten_4cfcf15e5f169.jpgAusführliche Infos zu den Bundesstaaten Texas, Oklahoma, Kansas, Minnesota, Nebraska, Missouri, Illinois, South und North Dakota sowie Teile von Iowa und Wisconsin finden Individual-Reisende in dem Reiseführer Iwanowski´s USA – Texas & Mittlerer Westen. bzw. zu den Staaten Washington, Oregon, Kalifornien, Idaho, Nevada, Montana, Wyoming, Utah, Colorado, North Dakota und South Dakota in Iwanowski´s USA – Nordwesten.

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