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USA-Nordwesten: Mit Blasmusik, Bratwürstl und Lederhosen – Bayern in Amerika

Reisetipp aus Washington State von den Autoren der beiden Bände USA-Westen und USA-Nordwesten, M. Brinke – P. Kränzle,  April 2016

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Leavenworth liegt auf halbem Weg zwischen Seattle und Spokane mitten im Bundesstaat Washington, umgeben von bis zu 2.400 m hohen Bergen und Tälern, die an die Bayerischen Alpen2-WA-Leavenw-BavFlag erinnern, aber in Wahrheit Teil der Cadcade Mountains im Nordwesten Nordamerikas sind.
Ursprünglich war das Land am Wenatchee River, im sog. Icicle Valley, besiedelt von Yakama-, Chinook- und Wenatch-Indianern, die hier jagten und im Icicle Creek nach Lachs fischten. In den 1860ern tauchten dann die ersten weißen Abenteurer auf, die nach Gold schürften, Ende des Jahrhunderts entstand eine Ortschaft. Ein regelrechter Boom setzte ein, als die Eisenbahn (Great Northern Railway) an dem Ort vorbeiführte und 1904 eine große Sägemühle entstand. Anfang des 20. Jahrhunderts setzte dazu der Anbau von Birnen und Äpfeln ein, ein Wirtschaftszweig, der bis heute die Region beherrscht.

„Project Alpine“ – Bayerisches Vorzeigestädtchen

5-WA-Leavenw-MainStMntIn den 1930ern, während der Depression, war die einstige „Wildest Town in the West“, mit Spielhöllen, Bars und Saloons, dann dem Verfall ausgesetzt. Doch bevor sich der Ort in eine Ghosttown verwandeln konnte, ergriffen in den 1960er Jahren Ted Price und Bob Rodgers die Initiative. Mit dem „Project Alpine“ wurde die Transformation von einer hässlichen, eintönigen Innenstadt zum touristischen Vorzeigestädtchen eingeleitet.
3-WA-Leavenw-MainStAls grundlegendes Motto wählte man „Bayern“, dessen Dörfer man aus Fotos kannte. Von Anfang an wurde hoher Anspruch bezüglich Authentizität gelegt, bayerische Künstler engagiert um Wandbilder anzufertigen, die Bedienungen servierten in selbstgenähten Dirndln, zur Unterhaltung gab es „Oom-pah Music“ und „Yodeling“. Die Beliebtheit stieg und man entschloss sich, die existierenden Bauten im 4-WA-Leavenw-MuralDorf zu renovieren und umzugestalten, inklusive Giebeln und Balkonen, Glockentürmen und Glockenspiel, Bäckerei und Biergärten.
So lautete eine Zeitungsschlagzeile, nachdem Hotels wie das „Edelweiss Hotel“, „Hotel Europa“ und das „Alpen Haus“ eröffnet, Dächer umgestaltet, Balkone und Fensterläden vorgeblendet, Lüftelmalerei angebracht, Blumenkästen aufgehängt und bayerische Schilder angefertigt worden waren. 1966 gab es den ersten Lohn für die Mühe: die Auszeichnung von LOOK Magazine als „All America City“. Weitere Gebäude und selbst Garagen wurden umgestaltet 6-WA-Leavenw-HouseDetund in den 1970ern entstand der „Markt Platz“ nach einem Vorbild in Garmisch-Partenkirchen, u.a. mit dem Café Christa. Festivals wie das Bavarian Ice Fest, ein Mai Fest und ein Weihnachtsmarkt wurden ebenso wie eine Trachtengruppe ins Leben gerufen.
Inzwischen gibt es neben der Festhalle ein Nussknacker-Museum, man kann Sauerkraut und Spätzle, 7-WA-Leavenw-FesthalleBratwürstl, Schweinshax’n oder Schnitzel essen – und wird hausgebrautes (oder bayerisches) Bier ausgeschenkt. „German Gemutlichkeit“ bieten Lokale wie „Andreas Keller“ das „King Ludwig’s“, das „Munchen Haus“ mit Biergarten, „Gustav’s Beer Garden & Grill“ oder das Restaurant „Mozart’s“, aber auch der „Icicle Brewpub“ mit eigenem Bier. Heute ist ein Höhepunkt im prall gefüllten Veranstaltungskalender das Oktoberfest (http://leavenworthoktoberfest.com), das von Huffington Post, USA Today und National Geographic zu einem der besten in den USA erklärt wurde.

Großes Outdoor-Angebot – Wenachtee River

In der Tat wirkt der 2000-Seelen-Ort Leavenworth heute wie ein gewöhnlicher Ort in den bayerischen Bergen – fast 20 % der Einwohner sind sogar deutschstämmig. Kitsch ist hier und da vorhanden – 8-WA-Leavenw-RiverLandscdiesbezüglich steht Leavenworth den meisten bayerischen Urlaubsorten in Nichts nach. Und auch das Freizeitangebot in der Bergwelt ist ähnlich: Neben Bergsteigen kann man im Wenatchee Rivers Fischen, Bootfahren oder Schwimmen. Wandern und Wildbeobachtungen sind beliebt, im Winter steht Langlauf und Schneeschuhwandern auf dem Programm. Leider hat der Ort seine einstige Bedeutung als Skisprung-Destination verloren, das war in den 1930ern noch ganz anders. Darüber und über die Geschichte und Natur der Region erfährt man mehr im Upper Valley Museum. Das Museum und Kulturzentrum befindet sich im historischen River Haus, direkt am Wenachtee River.

INFOS: www.leavenworth.com/index.html und www.leavenworth.org

Übernachtungstipp: Sleeping Lady Mountain Resort

9-WA-Leavenw-SleepingL-GroundsDas Sleeping Lady Mountain Resort (www.sleepinglady.com) am Stadtrand von Leavenworth ist ein kleines Hoteldorf idyllisch im Wald. Es wurde nach einem nahen Bergmassiv „Sleeping Lady“ genannt. Einzelne Cabins unterschiedlicher Größe, gemütlich mit viel Holz ausgestattet, stehen Gästen zur Verfügung. 10-WA-Leavenw-SleepingL-BedroomZum Paket gehören Dinner und Frühstück im exzellenten Kingfisher Restaurant mit Produkten aus dem eigenen Biogarten. Es gibt außerdem eine Bar, ein Spa, eine „Library“, eine Spiele-Cabin, ein „Art Trail“ und viel Ruhe.

© Text und Fotos: M. Brinke – P. Kränzle

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