Buchtipp von den Autoren M. Brinke – P. Kränzle, August 2015
Gleich vorweg: »Amerika: Das Kochbuch« ist ein hübsches Geschenk für Amerikafans und Hobbyköche, handlich, mit rund 20 Euro nicht allzu teuer und ansprechend aufgemacht. Dazu gehen die Autorinnen Catherine Bretherton und Elena Rosemond-Hoerr erfolgreich gegen das Vorurteil vor, dass die amerikanische Küche hauptsächlich aus Fastfood und Frittiertem bestehe, fett, süß und ungesund sei. Und sie zeigen, dass die Küche verschiedener amerikanischer Regionen ebenso vielseitig ist wie Landschaft und Menschen.
Klassische Küche – Von Clam Chowder bis Chili
Über 150 Rezepte, teils Klassiker, teils ungewöhnliche Neukreationen sind auf gut 250 Seiten in dem Kochbuch, das 2015 im Dorling Kindersley Verlag erschienen ist, aufgelistet. Gegliedert ist der Inhalt auf zwei Ebenen, übergeordnetes Kriterium sind zunächst die Gerichte nach Kategorien: Vorspeisen, Suppen und Salate, Frühstück und leichte Snacks, Hauptgerichte und Beilagen, Desserts und Kuchen, Süßes und Eingemachtes.
Es werden Klassiker wie New England Clam Chowder, Pancakes, Chocolate Chip Cookies oder Chili vorgestellt, daneben gibt es Variationsmöglichkeiten, zum Beispiel zum „gewöhnlichen“ Krautsalat (coleslaw) eine asiatische Version, eine mit Brokkoli/Speck oder Apfel/Karotte. Bei den berühmten Boston Baked Beans werden als internationale Abwandlungen „Tex-Mex“, „Vegan“ und „Honig&Ketchup“ vorgeschlagen. Gerade diese Rezeptvarianten unter der Rubrik „Oder so…“ schaffen Abwechslung und geben Anregungen.
Praktische Tipps und Hintergundinfos
Dazu gibt es gelegentlich praktische Tipps, Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu Küchentechniken, sinnvoll z.B. zum Krebsauslösen, relativ unnötig bzgl. der Vorbereitung von Erdbeeren zum Verarbeiten. Farbig abgesetzte runde Felder geben unter dem Motto „Was steckt dahinter“ Hintergründe zu Geschichte oder Herkunft einer Speise. Diese sind interessant zu lesen und sinnvoller als die vielerorts (als Lückenfüller?) eingesetzten kleinen Fotos, deren Bildunterschriften eher nichtsagend sind, zum Beispiel „Getrocknete Pasta in den verschiedensten Formen ist ein unverzichtbarer Vorrat“ oder „Tortillas … sind eine leckere Sandwich-Alternative zu Brot“.
Regionale Besonderheiten: Von Cajun bis Indianisch
Zweite Gliederungsebene sind die Regionen: „So schmeckt der… Nordosten/Südosten/Südwesten/Mittlere Westen/Pazifische Nordwesten“, eingeschoben in die oben genannten Kapitel. Die fünf amerikanischen Hauptregionen werden auf jeweils einer Doppelseite mit ihren Siedlern und Kochtraditionen, mit Charakteristika der Küche, besondere Speisen und Aromen vorgestellt: z.B.. Franzosen in Louisiana, indianische und mexikanische Einflüsse im Südwesten, englische Traditionen im Nordosten oder aber Multikulti in Großstädten wie San Francisco oder New York. Illustriert werden diese Einschübe, die leider nicht immer Bezug auf die entsprechenden Gerichte im Buch nehmen, großzügig durch, „atmosphärische“ Schnappschüsse von Gerichten, Städten, Menschen oder Landschaften. Auch hier hätte man sich statt der vielen Fotos mit eher nichtsagenden Bildunterschriften etwas mehr Text gewünscht!
Schön bebildert und gut nachzukochen
Doch das kratzt an der Qualität des Buches insgesamt nur wenig. Es finden sich Rezepte für alle Anlässe, vom süßen oder herzhaften Frühstück bis zum „family dinner“ mit saftigen Rippen oder Schmorbraten. Die Rezepte sind klar strukturiert auf jeweils mindestens einer Seite, manchmal auf einer Doppelseite mit großem Foto dargestellt. Sie sind verständlich erklärt, schön bebildert und gut nachzukochen mit leicht verfügbaren Zutaten.
Ein kleines Problem ist die Namensgebung der Gerichte, denn hier wird zwischen den Sprachen hin und her gesprungen: Einmal findet man „Deviled Duck Eggs mit Räucherlachs“ (Russische Eier), dann wieder „Langsam gegarte Rinderbrust“ (Beef Brisket), einmal Creamed Corn, dann Rinderschmorbraten (Prime Rib). Dieses Wirrwarr an Bezeichnungen hätte man vermeiden können, indem man in der Überschrift englische und deutsche Namen gleichberechtigt nebeneinander gestellt hätte. Auch das Inhaltsverzeichnis, das vor allem nach Zutaten sortiert ist, hätte dadurch gewonnen, denn das übergeordnete Kriterium sind die deutschen Namen. Den beschriebenen „Pineapple-Upside-Down-Cake“ findet man denn auch unter A wie Ananas und nicht unter P wie Pineapple.
Caroline Bretherton; Elena Rosemond-Hoerr, Amerika.
Das Kochbuch – Das Beste von Alaska bis Florida
256 Seiten, geb., ca. 350 Farbfotografien
ISBN 978-3-8310-2739-2
€ 19,95 (D) / € 20,60 (A) / sFr 26,90
DORLING KINDERSLEY VERLAG GMBH
www.dorlingkindersley.de
© Text: M. Brinke – P. Kränzle, Fotos: M. Brinke (Gerichte) sowie Dorling Kindersley Verlag (Buch-Cover).
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