Kommentare 0

USA-Westen / Arizona: Museum der Extraklasse: das Heard Museum in Phoenix

News aus Arizona zusammengestellt von den Autoren des Bandes „USA-Westen“ M. Brinke – P. Kränzle

Als Dwight B. Heard und seine Frau Maie im Jahr 1895 nach Phoenix zogen, war die heute attraktive Wüstenmetropole noch ein staubiges Wildwest-Nest mit Bahnanschluss. Banditen und einige „wilde“ Apachen sollen sich damals noch immer im Hinterland herumgetrieben haben, doch die Heards ließen sich nicht abschrecken und bauten eine Ranch im Süden der Stadt. Sowohl in der Landwirtschaft (Baumwolle) als auch im Immobiliengeschäft, als Zeitungsherausgeber und Politiker war der umtriebige Heard, der wegen einer Lungenkrankheit in das trockene und warme Wüstenklima gezogen war, aktiv. Nebenbei sammelte das Ehepaar indianische Artefakte und Kunsthandwerk.

Heard Museum in Phoenix – Indianische Artefakte und Kunsthandwerk

Als die Sammlung eines Tages das Haus zu sprengen drohte, schlugen Freunde vor, ein Museum zu gründen. Es sollte jedoch bis einige Monate nach Heards Tod dauern, ehe seine Frau im Juni 1929 ein kleines Museum im damals immer noch überschaubar kleinen Örtchen Phoenix eröffnete. Mehr als 20 Jahre betreute Heards Witwe die Sammlung und nach ihrem Tod 1951 ermöglichte ihr Erbe eine Expansion. 1958 wurde nicht nur der besuchenswerte Museumsladen eröffnet, damals wurde auch zum ersten Mal der bis heute beliebte Indian Fair & Market abgehalten, ein Markttreiben, das jedes erste März-Wochenende bis zu 20.000 Besucher anlockt.
Wie das Wüstennest zur ansehnlichen Metropole heranwuchs, hat sich auch das Heard Museum zu einem höchst attraktiven und informativen Museumskomplex gewandelt. Mit der Jacobson Gallery of Indian Art konnte man 1968/69 den Ausstellungsbereich fast verdoppeln. Weitere große Expansionen erfolgten 1983 und 1999. Dabei entstanden weitere neue Gebäude, in denen sich heute der Buchladen, das Steele Auditorium, das Dorrance Education Center, das Café at the Heard Museum, ein Künstlerstudio und der Nina Mason Pulliam Pavilion befinden. Auch eine Bibliothek mit Archiv, Büros, Lagerräume und drei neue Ausstellungsräume kamen dazu. Inzwischen können Besucher zehn Ausstellungsbereiche besichtigen, wobei eine der neuesten Errungenschaften die Dauerausstellung „HOME: Native People in the Southwest“ ist. 2007 wurde zudem eine Dependence des Museums im benachbarten Scottsdale eröffnet, die überwiegend für Wechselausstellungen und Veranstaltungen genutzt wird.

„HOME: Native People in the Southwest“ – Indianer des Südwestens

Die Dauerausstellung „HOME: Native People in the Southwest“ hat den Ruf des Heard Museums als eines der besten „Indianermuseen“ der Welt manifestiert und folgt der Absicht der Gründer: Besuchern soll die Kunst und Geschichte, die Traditionen und der Alltag der indigenen Bevölkerung Amerikas, mit Schwerpunkt auf den Völkern des Südwestens, nahegebracht werden.
Das Heard Museum ist alles andere als ein gewöhnliches „Indianer-Museum“ mit Vitrinen und angestaubten Ausstellungsstücken. Es ist vielmehr ein lebendiges Museum, das eng mit den indianischen Völkern, besonders jenen des Südwestens, zusammenarbeitet und sich als deren Sprachrohr versteht. Man sammelt, bewahrt und präsentiert historische Artefakte ebenso wie Kunst und Kunsthandwerk und vermittelt einen umfassenden Einblick in indianische Kulturen – vergangene und moderne.

Lebendiges Museum und Sprachrohr indianischer Völker

Instruktiv und unterhaltsam lernt man die Kulturen und Landschaften des Südwestens kennen: die Pueblo-Indianer, das Plateau Homeland mit den Hopi und Navajos, das Colorado River Land, Heimat der Paiute, Mohave und Pai (Yavapai, Hualapai, Havasupai), das Sonoran Desert Homeland, wo einst die Hohokam und heute die O’odham (Tohona und Akimel) zu Hause sind, das Yaqui Homeland und schließlich das Apache Home in the Mountains. Dazu stehen zahlreiche interessante Wechselausstellungen auf dem Programm und es gibt eine sehenswerte Abteilung über die Boarding Schools – die kirchlichen Internate – früherer Zeiten. Nach dem Besuch dort versteht man, wie durch „Umerziehung“ in den Schulen versucht wurde, die indianische Lebensweise zu unterbinden. Das Abschneiden der langen Haare und der Zwang, westliche Kleidung zu tragen, waren nur zwei der angewandten Maßnahmen.

Sehenswerte Architektur und Indianische Spezialitäten

Auch der Außenbereich des Heard Museums ist sehenswert: Da gibt es blühende Innenhöfe mit Brunnen und Skulpturen, die zum Verweilen einladen, und in einigen Bereichen wie dem Scott L. Libby Jr. Amphitheater oder dem Steele Auditorium finden Vorführungen und Vorträge statt. Im zugehörigen Café gibt es neben typischen Gerichten der Südwest-Küche auch indianische Spezialitäten. Zum Abschluss des Besuches besonders lohnend sind die  beiden Museumsläden mit unglaublicher Literaturauswahl und anspruchsvollen, authentischen Souvenirs und Kunsthandwerk.

INFOS:
Heard Museum, 2301 N. Central Ave., Phoenix/Arizona, Mo.–Sa. 9.30–17, So. 11–17 Uhr, $ 18, www.heard.org

Mit Coffee Cantina und Courtyard Café, Books & More/Heard Museum Shop. In Letzterem befindet sich die Berlin Gallery mit zeitgenössischer indianischer Kunst zum Verkauf, u.a. der bekannte Künstler Allan Houser (Chiricahua Apache) oder Norman Akers (Osage), aber auch jüngere, weniger bekannte Künstler stellen hier aus.
• Infos: http://berlingallery.org, Mo.–Sa. 9.30–17 Uhr, So. 11–17 Uhr.

Dauerausstellungen: Home: Native People in the Southwest; Every Picture tells a Story; Remembering our Indian School Days: The Boarding School Experience; We Are! Arizona’s First People

Programm: Interessante Wechselausstellungen, z.B. noch bis Januar 2014 über Georgia O’Keeffe und über Latino-Künstler oder bis März 2014 über Hopi-Keramik. Regelmäßig Lesungen, Vorträge, Demonstrationen von Handwerkstechniken und andere Programme.

Events: z.B. mehrere im November: am 2.11. Navajo Weavers Marketplace (Webwaren und Begleitprogramm), Heard Museum Spanish Market (9./10.11.13), am 28.11. Thanksgiving Harvest Feast und zu Weihnachten (26.–31.12.13): Holidays at the Heard.

Highlights im Jahreskalender sind der Annual World Championship Hoop Dance Contest (8./9.2.2014) und Heard Museum Guild Indian Fair & Market am 1. und 2. 3. 2014 (www.heard.org/fair)

Filiale: Heard Museum North Scottsdale , Di.–Sa 10–17 Uhr im Sommer, Okt.–Ende Apr.: Mo.–Sa. 9.30–17, So. 11–17 Uhr, $ 5, mit Gallery Cafe.

© Margit Brinke und Peter Kränzle, Autoren des Bandes „USA-Westen“

Fotos: Heard Museum/Margit Brinke

Weitere Reisetipps zum Westen der USA finden Sie in dem Iwanowski Reiseführer USA-Westen. (auch auch ebook erhältlich) Der Versand innerhalb Deutschlands ist kostenfrei.

Schreiben Sie eine Antwort


Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.