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USA-Nordwesten: Märchenschloss am Enchanted Highway – Schrottskulpturen am Straßenrand

News aus North Dakota zusammengestellt von den Autoren des Bandes „USA-Nordwesten“, M. Brinke – P. Kränzle

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Regent ist eine kleine Stadt im Südwesten von North Dakota und an sich wenig beachtenswert. Jetzt wurde dort nach 17 Monaten Bauzeit in einem früheren Schulhaus das „Enchanted Castle“ eröffnet, ein Schlösschen mit 19 Gästezimmern ganz in Gold und Purple. Besitzer ist Gary Greff und er ist als Künstler, oder genauer, als genialer Schöpfer des Enchanted Highway bekannt. Die Zimmer sind geräumig, mit Kitchenette ausgestattet, und in der ehemaligen Turnhalle können sich Gäste aufhalten und vergnügen. In den früheren Umkleiden stehen große Badewannen mit heißem Wasser. Ein Standardfrühstück gibt es derzeit noch im Haupthaus, demnächst, wenn auch die Schulküche renoviert ist, soll es ein hot breakfast geben. Im Freien stehen Picknicktische, ein Brunnen und Gasgrills für die Gäste bereit. Greff plant einen weiteren Flügel des ehemaligen Schulbaus in vier zusätzliche Gästezimmer umzuwandeln, dazu soll außerdem ein Swimmingpool zwischen den Gebäuden entstehen.

Enchanted Highway in North Dakota – Eine Märchenwelt aus Schrott

???????????????????????????????Der Enchanted Highway ist ein knapp 50 km langer Straßenabschnitt, der von Greff mit monumentalen Metallfiguren ausgestattet wurde. Er beginnt am Interstate Hwy. 94, mitten in der weiten Prärielandschaft zwischen Bismarck, Hauptstadt des US-Bundesstaats North Dakota, und dem Landstädtchen Dickinson, und läuft südwärts bis Regent. Eine von einem Farmer zum Spaß aufgestellte und von Passanten häufig fotografierte Figur eines Bauern mit Heugabel, geschaffen aus einem großen Heuballen, brachte Gary Greff auf eine zündende Idee: Er wollte entlang der Landstraße Metallskulpturen aufstellen, die Touristen anlocken sollten. „Als ich mit diesen Riesenskulpturen anfing, hatte ich weder Ahnung vom Schweißen, noch von Kunst – und dazu keinen Cent in der Tasche“. 1992 begann er, seine Vision umzusetzen: Mit überdimensionierten Blechskulpturen wollte er die Welt auf seine Heimat aufmerksam machen und Besucher anlocken. Lange Jahre als Lehrer tätig, zog es Greff vor gut zwanzig Jahren zurück in seine Heimat, das 200-Seelen-Dorf Regent, wo er auf einer Farm mit neun Geschwistern aufgewachsen ist. Gary Greff schweißt in einem zugigen Lagerschuppen oder auf dem freien Feld seine Monsterskulpturen im Groben zusammen, was im eiskalten Winter North Dakotas keine kleine Herausforderung darstellt. Aufgestellt werden sie dann vor Ort, unter Mithilfe von Nachbarn, Ranchern, Polizei und Feuerwehr. Das Material stammt großteils von Schrottplätzen oder Ölfirmen. Ansonsten macht Greff fast alles selbst, mäht den Rasen rings um die Skulpturen, sorgt für Sauberkeit der zugehörigen Picknick- und Spielplätze und streicht die Blechfiguren bei Bedarf neu an.

Skulpturen aus Blech:  „Geese in Flight“ und „Fisherman’s Dream“

EnchHwy-TinFamily.IMG_43821993 wurde als erstes Kunstwerk die „Tin Family“ aufgestellt. Wie Gulliver im Land der Riesen steht man zu Füßen des 13 m großen Vater der Blech-Familie, dessen Baseball Cap allein so groß wie ein VW Käfer ist. Selbst der Jüngste überragt mit seinen fast 7 m jeden Besucher mühelos. Im gleichen Jahr noch ehrte Greff dann den berühmtesten Bewohner des Rough Rider Country, Teddy Roosevelt, mit einer über 15 m hohen Skulptur mit dem Titel „Teddy Rides Again“. Daraufhin wandte sich Gary wichtigen Lebewesen der Prärie zu und 1996 entstanden die „Pheasants on the Prairie“, mit allein fast 5 m hohen Fasanenküken; die Muttertiere sind bis zu 12 m hoch. Es folgten die „Grasshoppers in the Field“ (1999), deren größte Heuschrecke 12 mal 15 m misst. 2002 wurde dann an der Autobahn „Geese in Flight“ aufgestellt. Dargestellt sind die Silhouetten von zehn fliegenden Gänsen. Dieses 33 x 46 m große Kunstwerk wurde gleich nach Fertigstellung als weltgrößte Blechskulptur ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Es kostete mehr als $ 150.000, wurde jedoch komplett aus Spenden finanziert, wie Greff stolz betont. 2002 folgte „Dear Crossing“ (21 m) und zuletzt entstand zwischen 2003 und 2006 das aufwändigste und wohl beeindruckendste, da vielteiligste Werk:EnchHwy-Fisherman'sDream.IMG_4370 „Fisherman’s Dream“. Es wurde 2007 aufgestellt. Vier weitere Skulpturen sind entlang dem Highway geplant, sodass am Ende Figuren in regelmäßigem Drei-Meilen-Abstand stehen werden. Die Plätze sind von Gary festgelegt, die Pachtverträge über einen symbolischen Dollar großteils abgeschlossen. Derzeit sind ein riesiges Spinnennetz in Arbeit, dazu eine „Motorcycle“-Skulptur, anvisiert hat Greff auch noch ein überdimensionales Denkmal für die Ureinwohner. Greff ist komplett auf Spenden angewiesen, doch da seine Kunstwerke bereits als „Folk Art“ gerühmt werden und Greff mit Gottvertrauen und unendlicher Energie ausgestattet zu sein ist, scheint alles möglich. Immerhin verfügt jetzt sein Heimatort Regent schon einmal über ein Hotel, und damit ist es auf dem besten Weg, „Metal Art Capital of the World“ zu werden.

Information: Enchanted Castle Hotel, 607 Main St., Regent/ND, Tel. (701) 563-4858, www.enchanted-castle.net

© Text und Fotos: Margit Brinke und Peter Kränzle, Autoren des Bandes „USA-Nordwesten

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