Weniger als 50 km westlich von Berlin, doch man kommt in eine andere Welt: Verlässt man die Hauptstadt vom Brandenburger Tor in Richtung Westen, wird die Umgebung immer ländlicher, ruhiger. Aneinanderreihende Dörfer, typische Baumalleen, dazwischen weite Felder, die öfter von Flüssen und Bächen durchzogen werden – das ist typisch Havelland.
Und besonders, wenn sich im Sommer der blaue Himmel über die Horizonte spannt und man das idyllische Dorf Ribbeck erreicht, werden Theodor Fontanes Worte erlebbar:
„Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbstszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn‘s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ‚ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er:
»Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb ‚ne Birn.«“
Ribbecks Sohn dagegen war geizig und verschenkte keine Birnen. So bat der alte Ribbeck wohlahnend, man möge ihm eine Birne ins Grab geben. Und nach drei Jahren spross ein neuer Birnenbaum auf dem Friedhof:
„So spendet Segen noch immer die Hand,
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“
Das Dörfchen ist wirklich wie aus dem Bilderbuch und man fühlt sich in eine andere, gemächlichere Zeit versetzt: Das neubarocke Schloss Ribbeck aus dem 19. Jahrhundert wurde wunderbar restauriert und beherbergt heute ein gediegenes feines Restaurant. Da ist der kleine Weiher für Löschwasser, und dort die aus dem 14. Jahrhundert stammende einschiffige Kirche, wo auch der legendäre Birnbaum stand und heute von einem „Nachfolger“ ersetzt ist.
Auf jeden Fall ist die Alte Schule sehenswert, heute dient sie als Café. Im Inneren stehen alte Schulbänke, man sieht alte Hefte, Landkarten und Klassenfotos. Witzig ist die Speisekarte in Form eines Schulheftes!
Die Alte Brennerei ist schon von Weitem durch den 30 Meter hohen Schornstein mit einem Storchennest lokalisierbar. Hier wird noch heute Birnenessig hergestellt sowie Birnenschnäpse und -liköre verkauft, übrigens von einem echten Nachfahren Ribbecks.
Alte Waschaus in Ribbeck – Reisetipp von Michael Iwanowski
Im Alten Waschhaus wird keine schmutzige Wäsche gewaschen, sondern die Seele aufgebügelt. Birnenkult pur in wunderbaren Torten und abgefüllt in Flaschen, allerlei Nippes und lustige Waschweiber mit entsprechender Herzlichkeit und Ribbecker Schnauze garantieren einen lustigen Aufenthalt.
Dank Fördergeldern für diese Region entstand eine wunderbare, angepasste gastfreundliche Infrastruktur, so u. a. das neu eröffnete Landhaus Ribbeck. Es gehört der Malerin Claudia Jung. Im Winter kann man am Kamin sitzen und im Sommer auf der Terrasse, alles nur einen Steinwurf vom Dorfzentrum entfernt. Also auf von Berlin nach Ribbeck ins Havelland!
INFO
Anreise mit dem Auto: Auf der B 5 nach Westen über Unter den Linden, Straße des 17. Juni und Heerstraße in Richtung Nauen. Folgen Sie der B5 noch bis in das 3. Dorf hinter Nauen.
Anreise mit der Bahn: RE 2 Berlin nach Nauen (mit Busanschluss), Fahrzeit Berlin-Nauen etwa. 25 Min. www.bahn.de und www.vbbonline.de
Sehenswürdigkeiten (alle in Fußweite, 300 m Umkreis): Schloss Ribbeck, Theodor-Fontane-Strasse 10, 14641 Nauen-Ribbeck, Tel. 033237-85900, www.schlossribbeck.de. Geöffnet tgl. 10–18 Uhr.
Übernachten: Landhaus Ribbeck, Uhlenburger Weg 2 b, 14641 Nauen-Ribbeck, Tel. 033237-869838, www.landhaus-ribbeck.de. Preise DZ p.P. mit Frühstück ca. 43 Euro. Das angeschlossene Café Monet ist Mi–Fr 13–21 Uhr, Sa/So 12–21 Uhr geöffnet.
Essen: Alte Schule, Am Birnbaum 3, 14641 Nauen-Ribbeck., Tel. 033237-85458, www.alteschule-ribbeck.de . Tgl. 10–18 Uhr (Nov.– März bis 17 Uhr). Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie Fahrradverleih.
Altes Waschhaus, Am Birnbaum 6, 14641 Nauen-Ribbeck, Tel. 033237-85106, www.waschhaus-ribbeck.de.
© Michael Iwanowski, Verleger und Autor im Iwanowski’s Reisebuchverlag
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