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Berlin: Eine andere Welt, mitten in der Stadt – Die Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg

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Am Moritzplatz, im dicht besiedelten Stadtteil Kreuzberg, gab es bis 2009 ein unbebautes 6000 qm großes Areal, zwischen Prinzen- und Oranienstraße gelegen. Auf dem Grundstück lag jede Menge Müll, ein regelrechter Schandfleck. Und das über 60 Jahre lang! Eine Initiative verwirklichte hier die Idee, einen Garten für jedermann zu schaffen. Alle konnten mitmachen, egal, wie alt, egal, welche Fähigkeiten man mitbrachte. Ziel war und ist es, in einem sozialen Miteinander ökologisch orientierte Landwirtschaft zu betreiben.

Ökologisch orientiert und „basisdemokratisch“

Dieses Projekt ist wirklich so etwas wie „Basisdemokratie“, es erhält keine öffentlichen Zuschüsse, sondern lebt vom uneigennützigen Engagement der Mitmachenden. Und so ist jetzt mitten im dicht bebauten Kreuzberg eine grüne Idylle entstanden, die in den wärmeren Jahreszeiten Menschen anzieht.

Die Pflanzen wachsen in Bäckerkisten, Säcken und Tetrapaks

Die Fläche ist jeweils für ein Jahr von der Stadt gemietet, nur für diese Zeit ist eine Nutzung garantiert. So war von vornherein der Gedanke Grundlage, mit allem schnell umziehen zu können. Gebäude gibt es nicht, dafür Container, die man schnell woanders abstellen kann. Die Pflanzen wachsen in alten Bäckerkisten, in Säcken und Tetrapaks. Vorteil: Die „Pflanzfläche“ als solche ist dadurch auch mobil und auch ein Anbau auf nicht geeignetem Untergrund ist so möglich. Selbst auf Asphalt… Mittlerweile scheint sich im Senat der Stadt die Meinung zu verbreiten, dass die Prinzessinnengärten eine Art Pilotfunktion wahrnehmen, nicht nur für Berlin, sondern weit darüber hinaus.

Eine Idee aus…Kuba!

Als ich es las, konnte ich es kaum glauben: 75 % des Gemüsebedarfs in kubanischen Städten werden in „urbanen Gärten“ angebaut. Im Englischen wurde der Begriff „urban gardening“ populär. Als Anfang der 90ger Jahre die UdSSR zusammenbrach, wurde auch Öl für Kuba sehr teuer. In der Landwirtschaft braucht man es direkt oder indirekt für Transport, Feldbestellung, Düngemittel- und Pestizid-Herstellung. Man musste also diese Kosten sparen, indem man nah am Verbraucher anbaute. Der Staat gab dafür Bebauungsflächen frei: Es waren Brachen, Randgebiete von Siedlungen und Städten. Für viele Kubaner erschloss sich neben der Sicherstellung des Eigenbedarfs auch die Möglichkeit, im kleinen Stil die Ernte zu verkaufen.

Und abends gibst leckere Gemüsepizza

Von Beginn an konzentrierte man sich auf Bio-Anbau. Das bedeutet, es wird kein künstliches Düngemittel verwendet und auch kein chemischer Pflanzenschutz. Erde und Samen sind bio-zertifiziert. Wer Lust hat, kann während der Pflanzenzeit in der Gartenküche von 12 – 15 Uhr Mittag essen, abends gibt es ab 18 – 21 Uhr die leckere Gartenpizza.
Kinder und Jugendliche sind eingeladen, selbst hier anzubauen. So lernen sie, welche essbaren Pflanzen es gibt, wie man sie pflegt und wie gut sie nachher schmecken. Schulen und Kindergärten sowie Jugendeinrichtungen sind zum Mitmachen aufgefordert. Schön, dass eine solch grüne „Nutz“-Oase mit Flair, Improvisation und Kommunikation entstehen konnte. Und die Produkte können sich „schmecken lassen“!

Adresse: Prinzenstraße 35 – 38 / Prinzessinnenstraße 15, U-Bahn Moritzplatz, www.prinzessinnengarten.net

Buchtipp: Prinzessinnengärten. Anders gärtnern in der Stadt, Herausgeber: Nomadisch Grün, DuMont Buchverlag, 220 Seiten, ca. 160 farbige Abbildungen und Illustration, Preis 29.95 €.

© Michael Iwanowski, Verleger und Autor im Iwanowski’s Reisebuchverlag

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