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Über den Wolken – Fliegen mit den Kleinsten

Wie sie sich am besten auf einen Flug mit dem jüngsten Familienmitglied vorbereitet, beschreibt unsere neue Blog-Autorin und junge Mutter Dominika Klingenthal.

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Spannender Ausblick

Egal, ob es mit einem Inlandsflug zu den Großeltern an den Bodensee oder mit einem Langstreckenflug in die Ferien geht: Wer sich mit kleinen Kindern in ein Flugzeug setzt, begibt sich unweigerlich auf ein mittelgroßes Abenteuer.
Eltern wissen: Man verlässt das Haus niemals so gut ausgestattet, dass nicht doch ein unvorhergesehener Zwischenfall die komplette Tagesplanung ruinieren kann. Auf Reisen trifft dies – zumindest gefühlt – in potenzierter Form zu. Mit ein bisschen Mut und einer entsprechenden Vorbereitung steht einer Flugreise mit den Kleinsten trotzdem nichts im Wege. Und im Vorfeld mit den wichtigsten Infos versorgt, kann man die Herausforderung auch entspannt angehen.

Vor der Reise – Richtig geplant ist der halbe Flug

Wie alt ein Kind bei seinem ersten Flug mindestens sein muss, ist von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft unterschiedlich; hier muss man sich also im Vorfeld kundig machen. Für die meisten Airlines spricht ab einem Alter von acht Tagen nichts gegen die Beförderung, sofern keine gesundheitlichen Bedenken vorliegen.
Welche Art von Reisedokument bei Auslandsreisen für Kind und Eltern erforderlich ist, ist meistens auf der Internetseite des Auswärtigen Amts zu erfahren. Dort findet man auch Informationen über spezielle Bestimmungen, z. B. wenn nur ein Elternteil mit dem Kind fliegt. Wenn es etwas exotischere Reiseländer sind, schaue ich gern zusätzlich auf der Seite der jeweiligen Botschaft.

Checkliste: Vor der Reise
– Welche Fluggesellschaft ist für uns die richtige?
– Welche Reisedokumente benötigen wir? (Auswärtiges Amt, Botschaft des Reiselandes)
– Habe ich die Kopie der Geburtsurkunde und die Einverständniserklärung des abwesenden Elternteils?

Da ich zu den Mamas zähle, die viel allein mit ihrem Kind unterwegs sind und die zudem noch einen anderen Nachnamen tragen, gehört bei einer Reise ohne den Papa neben dem Pass des Kleinen immer auch eine Kopie der Geburtsurkunde sowie eine schriftliche Einverständniserklärung meines Mannes in unser Handgepäck. In einigen Ländern sind diese Dokumente obligatorisch, aber auch innerhalb Europas weiß man nie, an welchen Beamten man gerät und es kann einem viel Zeit und Nerven ersparen, wenn man die Papiere einfach immer bei seinen Reiseunterlagen hat. Auch bei verheirateten Paaren mit gleichem Nachnamen kann die Einverständniserklärung des abwesenden Elternteils obligatorisch sein, empfehlenswert ist sie in jedem Fall.

Am Flughafen – Immer mit der Ruhe

Der Check In raubt viel Zeit

Die wichtigste Regel beim Reisen mit Kindern lautet sicher: Viiiiel Zeit einplanen! Was man bei einer solchen Unternehmung wirklich nicht braucht ist Zeitdruck. Auch wenn man bei der Sicherheitskontrolle manchmal das Glück hat, vom Personal vorgelassen zu werden, ist diese Etappe wohl die zeitaufwändigste. Sowohl Kinderwagen als auch eine Bauchtrage werden hier überprüft. Dabei ist es dem Sicherheitspersonal einerlei, ob der Zwerg gerade eingeschlafen ist und es für alle Beteiligten besser wäre, ihn nicht zu wecken. Er muss raus. Das ist natürlich richtig so, obwohl es für alle Beteiligten häufig angenehmer wäre, wenn die Kleinen nicht geweckt würden.

Sicherheit geht vor – Umgang mit Scannern und Detektoren

Während die Bauchtrage und der Wagen inspiziert werden bzw. durch den Scanner fahren, dürfen die Kleinkinder auf dem Arm durch den Metalldetektor getragen werden. Meiner Erfahrung nach ist dies jedoch keine Pflicht. Auch wenn diese Detektoren gesundheitlich unbedenklich sind, sind sie einigen Eltern einfach nicht geheuer. Das Personal reagiert in der Regel verständnisvoll und führt die Kontrolle auf Wunsch manuell durch.
Im Allgemeinen werden Reisenden mit kleinen Kindern die Abläufe an Flughäfen wirklich leicht gemacht. Beim Einchecken, bei der Sicherheitskontrolle und beim Boarding tun sich plötzlich Abkürzungen auf, Absperrbänder werden geöffnet und hinter einem wieder geschlossen, und gerade als alleinreisende Mama haben mir bisher immer ganz viele nette Menschen ihre Hilfe angeboten. Sei es ein klassisches „Darf ich Ihnen mit dem Kinderwagen helfen?“ oder ein „Ich bringe Ihnen erst mal einen Tee oder einen Kaffee mit“. Mein Tip: Annehmen!

Alle Wege führ’n zum Gate – Kinderwagen & Co. am Flughafen

Je nach Alter des Kindes macht es mehr oder weniger Sinn, einen Kinderwagen bzw. Buggy am Sperrgepäck-Schalter aufzugeben oder ihn bis zum Einstieg ins Flugzeug zu behalten.
Da man mitunter mehrere Stunden am Flughafen verbringt, kann es durchaus sinnvoll sein, ihn so lange wie möglich bei sich zu haben. Die Wege zum Gate sind für kleine Kinderfüße oft endlos lang und manchmal muss es trotz perfekter Planung eben doch mal schnell gehen. Und mit Handgepäck und Kind auf dem Arm zum Gate zu rennen, ist sicher nicht der entspannteste Start in den Urlaub.

Das stille Örtchen – Der letzte Windelchek vor dem Boarding

An Flughäfen ist die Wickelsituation meist sehr unproblematisch. Es gibt erfahrungsgemäß speziell zum Wickeln und Stillen ausgestattete Räume, wo man bequem mit dem Kinderwagen hineinfahren und sich und das Baby flugbereit machen kann. Im Idealfall ist dies der letzte Raum, den man vor dem Boarding noch einmal aufsucht. Da man mit dieser Idee natürlich nicht allein ist, kann es hier schon einmal zu einem kleinen Stau kommen, also auch hier lieber etwas mehr Zeit einplanen.
Mit etwas Glück gibt es in diesen Räumen eine Toilette, sodass man sich dafür nicht zusätzlich noch einmal anstellen muss. Häufig gibt es auch in den Toilettenräumen einen Wickeltisch.

An Bord – Nur Fliegen ist schöner

Auch wenn ich selbst früher geradezu in Panik geraten bin, sobald sich Reisende mit kleinen Kindern der eigenen Sitzreihe näherten, waren die Reaktionen auf unser Baby im Flugzeug bisher insgesamt sehr positiv.
Das Bordpersonal der größeren Fluggesellschaften scheint hier besonders geschult zu sein. Natürlich ist meine persönliche Erfahrung hinsichtlich der verschiedenen Airlines begrenzt, aber die Begeisterung für den kleinen Reisegast und die Hilfsbereitschaft waren stets wunderbar.

Bassinet oder Fußraum – Wo hat ein Baby seinen Platz?

Bassinett in der ersten Reihe

Auf Nachfrage kann man bei den meisten Airlines auf Mittel- oder Langstreckenflügen ein Bassinet erhalten. Das sind kleine Babybetten, die in die Wand vor den Plätzen der ersten Reihe eingehängt werden.
Ich war so begeistert von der Idee, dass ich diese Option bei unserem ersten Flug nicht bis zu Ende gedacht habe. Zwar hat man in der ersten Reihe etwas mehr Beinfreiheit als in den nachfolgenden, dafür darf in diesem Fußraum während des Fluges oft kein Handgepäck gelagert werden. Da in meinem Fall der Sitzplatz, der zu dem Bassinet gehörte, auch noch einer der Mittelplätze war, war das Handgepäck in der oberen Ablage schier unerreichbar. Auf besagtem Flug war ich daher ständig auf die Mithilfe meiner sehr lieben Sitznachbarinnen angewiesen, die jedes Mal aufstehen mussten, wenn ich etwas aus dem Rucksack brauchte oder mit dem Baby zum Wickeln auf die Toilette verschwinden musste.
Da das Bassinet vor mir hing, konnte ich mich zudem nicht einmal problemlos vor den Sitznachbarn an der Wand entlang drücken, um aus der Sitzreihe zu kommen. Und zu allem Überfluss ließ sich mein Bildschirm nicht aus der Armlehne klappen, nachdem das Bettchen eingehängt war. Sicher kein Drama, aber auch eine Sache, auf die ich beim nächsten Mal achten würde.

Tiefenentspannt im Flieger

Insgesamt habe ich mich auf diesem Flug mehr denn je nach einem normalen Gangplatz gesehnt und hätte gern das Bassinet gegen mein Handgepäck eingetauscht – zumal der Kleine damals noch bequem längs auf meinen Schoß gepasst hat und man ein schlafendes Baby auch ohne Probleme auf einer Decke zwischen den Füßen ablegen kann.
Obwohl so ein Bassinet zunächst gemütlich klingen mag, ist es nicht unbedingt ein kuscheliger Schlafplatz. Da die Flugzeugdecken auch oft nicht besonders weich sind, empfehle ich, unbedingt eine zusätzliche weiche Decke mitzubringen. Während Start, Landung und bei Turbulenzen müssen die Kleinen mit einem Schlaufengurt (Loop-belt) auf dem Schoß der Eltern befestigt werden. Angeblich dient dies der Sicherheit der Kinder. Da diese Gurte meines Erachtens allerdings eher eine Gefahr als eine Sicherheit für die Kleinen darstellen, vermute ich, dass der Sinn des Ganzen wohl eher der Schutz der Mitreisenden ist. Ebenso soll während des Fluges das Verdeck des Bassinets verschlossen werden, wenn das Baby darin liegt, auch wenn hier die Praxis oft anders aussieht.

Aufmerksam die Sicherheitshinweise lesen

Die sicherste Methode ist wohl eine Babyschale, für die man dann jedoch einen eigenen Sitz buchen muss. Kann das Kind schon sitzen und wiegt über 10 Kilo, kann ein Cares-Gurtsystem eine sichere und praktische Alternative sein.
Wenn man allein fliegt, wird es spätestens nach der Landung ohne fremde Hilfe ziemlich herausfordernd. Mit einem Baby in einem engen Sitz zu versuchen, die Trage anzulegen, ist schon beinahe unmöglich (ich habe eine Babybjörn-Trage, die man sich über den Kopf ziehen muss). Aber dann noch sämtliche Sachen, die sich während des mehrstündigen Fluges im Fußraum ansammeln, einzupacken, übersteigt schnell die eigenen Fähigkeiten. Hier bleibt einem wohl nichts anderes, als nach einer vertrauenserweckenden Person oder einem Flugbegleiter Ausschau zu halten, der sich freut, den Knirps kurz zu übernehmen.

Na, schmeckts? – Essen und Trinken für die Kleinen

Babynahrung unterliegt glücklicherweise nicht der Mengenbeschränkung von 100 ml, wie es bei anderen Flüssigkeiten der Fall ist, und kann normalerweise in recht großen Mengen mit ins Handgepäck genommen werden. Bei einigen Fluggesellschaften wird Babynahrung sogar auf dem Flug angeboten. In jedem Fall kann man aber an Bord nach heißem Wasser zum Anrühren der Nahrung oder für einen Tee fragen.
Am praktischsten ist es sicherlich, wenn das Baby noch gestillt wird. Die Möglichkeiten an Privatsphäre sind hier zwar begrenzt, aber mit Stilltüchern kann man sich selbst in einem Mittelsitz zwischen fremden Mitreisenden ein kleines privates Plätzchen schaffen.
Ein Thema, über das ich mir im Vorfeld die meisten Gedanken gemacht habe, ist der Ohrendruck beim Start und besonders bei der Landung. Wenn man z. B. aufgrund einer Erkältung keinen Druckausgleich hinbekommt, können die Ohrenschmerzen eine wirkliche Qual sein. Wie also die ganz kleinen Mitreisenden davor bewahren?

Tipps für die Verpflegung an Bord:
– Babynahrung kann ohne Mengenbeschränkung mitgenommen werden, an Bord gibt es auch immer genug heißes Wasser
– Einige Fluggesellschaften bieten sogar Babynahrung an
– Stillen: Mit Hilfe von Stilltüchern kann man in einem Mittelsitz für sich und das Kind etwas Privatsphäre schaffen

Das Baby bei Start und Landung zu stillen bzw. eine Flasche oder einen Schnuller zu geben, ist wohl die einfachste Idee. Durch die Saug- und Schluckbewegung kann den Ohrenschmerzen vorgebeugt werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, können zusätzlich abschwellende Nasentropfen gegeben werden. Ich habe bei unserem ersten Flug alles zusammen versucht. Mit mäßigem Erfolg. Die Nasentropfen sind überall gelandet, nur nicht in der Nase, der Kleine ist beim Stillen eingeschlafen, noch bevor wir in der Luft waren, und kurz vor dem Landeanflug ist er aufgewacht und hat so geweint, dass weder an Stillen noch an einen Schnuller zu denken war.
Nasentropfen und Schnuller habe ich immer noch zur Sicherheit dabei. Aber bisher habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass dem Zwerg die Veränderung des Luftdrucks überhaupt zu schaffen macht. Aber wie so oft sind die Kinder in dieser Hinsicht natürlich unterschiedlich empfindlich.

Druckausgleich:
Um Ohrenschmerzen beim Kind zu vermeinen, ist es das Einfachste, dem Baby bei Start und Landung etwas zu Trinken oder einen  Schnuller zur geben. Durch die Saug- und Schluckbewegung können Ohrenschmerzen vorgebeugt werden!

Boxenstopp oder Windelwechsel in 10.000 m Höhe

Beim Wickeln im Flugzeug kann hin und wieder etwas Kreativität vonnöten sein. Zwar haben die meisten Bordtoiletten einen ausklappbaren Wickeltisch, doch leider eben nicht alle. Eine Windel muss aber nun einmal gewechselt werden, wenn eine Windel gewechselt werden muss. Im Zweifel einfach das Bordpersonal fragen. Je nach Alter des Kindes gibt es da viele Möglichkeiten. Vom eigenen Schoß über den Fußbereich bei den Notausgängen bis hin zu einem leeren Sitz oder dem Bassinet. Spätestens, wenn man einhändig im Handgepäck nach den nötigen Utensilien für einen Windelwechsel kramt, wird man auch feststellen, wie wichtig es ist, minimalistisch zu packen und wirklich nur das mitzunehmen, was man braucht. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass das Gepäck gelegentlich erst einige Tage nach einem selbst am Reiseziel ankommt.

Keep calm and travel on – Ruhe bewahren und durch

Ob und wann Eltern mit ihren kleinen Sprösslingen eine Flugreise unternehmen sollten, kann natürlich nicht pauschal beantwortet werden. Wie immer muss auch hier das eigene Gefühl entscheidend sein. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man mit kleinen Kindern fast alles machen kann. Es dauert nur viel, viel länger. Wie im normalen Alltag gilt auch beim Fliegen: Sei entspannt! Denn mal ehrlich: Es sind doch erst die kleinen bis mittelgroßen Katastrophen, die eine Reise zu einem richtigen Abenteuer werden lassen.

Über die Autorin Dominika Klingenthal

Ihre Leidenschaft, die Welt zu entdecken, führte Dominika Klingenthal bereits auf alle sieben Kontinente. Die hauptberufliche Apothekerin wurde 1986 in Manitoba in Kanada geboren und lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in Köln. Seit dessen Geburt im Juni 2017 ist sie in Elternzeit und schreibt über ihre Erfahrungen mit dem kleinen Reisegefährten.
Sie liebt Giraffen, kleine Cafés, Bibliotheken und den Geruch von Regen.
Gibt es Fragen und Anmerkungen direkt an die Autorin?
Gerne an: D.Klingenthal[at]gmx.de

© Texte und Bilder: Dominika Klingenthal

 

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