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Amerika und die Pilgrims: 400 Jahre Plymouth und die Landung der Mayflower

Ein Reisetipp von den Autoren des Bandes „USA-Nordosten“ und „USA-Ostküste“, Dr. Margit Brinke – Dr. Peter Kränzle, Juli 2017

Eigentlich sollten die „Pilgrims“ ja in Virginia, wo 1607 mit Jamestown die erste dauerhafte britische Kolonie entstanden war, eine weitere Siedlung gründen, doch eine Atlantiküberquerung war im 17. Jh. noch ein Lotteriespiel. So landete die „Mayflower“ mit 102 Siedlern und rund 30 Mann Besatzung an Bord Anfang November 1620 nach wochenlanger, beschwerlicher Reise über den Atlantik weiter nördlich, auf Cape Cod.
Die „Pilgrims“ gingen auf der westlichen Seite der Bucht von Cape Cod am 21. Dezember 1620 von Bord und ließen sich in der aufgelassenen Indianersiedlung Patuxet nieder. Hier waren vormals rund 2000 Wampanoag-Indianer zu Hause gewesen, die jedoch wenige Jahre zuvor durch von europäischen Fischern eingeschleppte Seuchen weitgehend ausgerottet worden waren. In Erinnerung an den letzten britischen Hafen, von dem aus die „Mayflower“ Richtung „Neue Welt“ in See gestochen war, nannten die „Pilgrims“ ihre neue Siedlung „Plimoth Plantation“.

Authentischer Nachbau der ersten Siedlung

Fast 400 Jahre liegen die Ereignisse zurück und für 2020 plant die Gemeinde Plymouth mit heute etwa 60.000 Einwohnern den Geburtstag gebührend zu feiern. Dabei sollen endlich auch die Indianer miteinbezogen werden und ihre Seite der Geschichte erzählen. Schließlich waren die Wampanoag nicht nur die ursprünglichen Bewohner der Region, nein, ohne ihre Gastfreundschaft und Hilfe hätte die Siedlung keinen Bestand gehabt.


Schon jetzt erhalten Besucher der Plimoth Plantation, dem einige Kilometer südlich des modernen Städtchens gelegenen, authentischen Nachbaus des Dorfes um 1627, eine anschauliche Vorstellung vom Leben der ersten Siedler und der Indianer. Von der ursprünglichen Siedlung sind bei Ausgrabungen zwar lediglich Spuren entdeckt worden, doch bei der Rekonstruktion konnte man sich auf Beschreibungen der ersten Siedler stützen. Der Nachbau ist ein Musterbeispiel für ein gelungenes „Living History Museum“, denn man hat nicht nur auf historische Genauigkeit geachtet, sondern lässt es auch von Darstellern originalgetreu „bewohnen“ und bewirtschaften.

Peascod, Succotash & Nausamp – Küche um 1700

Bis 2020 soll nun vor allem das Wampanoag Village ausgeweitet und die friedliche Interaktion zwischen Indianern und Siedlern stärker hervorgehoben werden. Neben den „Schauspielern“ soll eine größere Zahl an weiteren Mitarbeitern Besuchern die Hintergründe erläutern und Schautafeln und Multimedia-Angebote sollen die Eindrücke vertiefen. Im zum Museum gehörigen „Plentiful Café“ gibt es schon jetzt neben den üblichen Snacks historische und indianische Gerichte wie Peascod (Chicken Pie), Succotash (Turkey Stew) oder Nausamp (Cornmeal Pudding) und auch für Begleitprogramm ist bereits gesorgt: Von Juni bis Oktober gibt es im Theatersaal des Hauptgebäudes Kino und jeden Donnerstagnachmittag findet im Sommer ein Farmers Market – mit vielen Produkten der Region – auf dem Parkplatz statt.

Jubiläum in Plymouth, Mayflower II & Cranberrys

Das moderne Plymouth präsentiert sich als schmucke, kleine Hafenstadt. An der Hafenpromenade, dort wo einst die Pilgrims an Land gegangen sind, befindet sich heute der Plymouth Rock Memorial Park und im Hafen liegt die Mayflower II vor Anker. Normalerweise, denn derzeit – ebenfalls im Hinblick auf das Jubiläum – wird dieser Nachbau der historischen Mayflower in Mystic Seaport restauriert.

Eine weitere Attraktion der Stadt hat sich der Geschichte der Kolonie verschrieben: das Pilgrim Hall Museum. Zur 200-Jahr-Feier 1820 gegründet und seit 1824 in einem prächtigen Greek-Revival-Bau an der Main Street untergebracht, stehen in der Main Hall die ersten Siedler – Pilgrims und Indianer – von der Ankunft ersterer bis 1692 und dem Ende der Kolonie im Mittelpunkt. Interessant ist besonders die Lower Hall, wo anhand einiger seltener Originalstücke, die auf der Mayflower mitgebracht wurden – z. B. eine Babywiege, eine Bibel oder ein Schwert – und mittels eines Films ein informativer Einblick in die Koloniegeschichte gegeben wird.

Abgesehen von der Hafenpromenade mit dem Village Landing Marketplace lohnt die Main Street mit zahlreichen Lokale, Cafés und Läden einen Bummel. Etliche Shops bieten dabei Produkte aus der Region an, vor allem Cranberries. Das Areal zwischen Plymouth, Cape Cod und New Bedford gilt als Zentrum der Cranberry-Produktion (www.cranberries.org) und es gibt z. B. Cranberry Bog Tours (www.admakepeace.com) oder Einblick in die Produktion auf der Flax Pond Farm (www.flaxpondfarms.com).

Gut Übernachten und Schlemmen im Mirbeau Inn & Spa

Benannt nach dem französischem Journalisten und Autor Octave Henri Marie Mirbeau, eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Literatur der französischen Belle Époque, ist das Mirbeau Inn & Spa gleichermaßen ungewöhnlich. Es liegt, einem französischen Landschlösschen gleich, mitten im Wald, in „The Pinehills“, in den Kieferwäldern am Rande der Ortschaft.


Von den insgesamt 50 Gästezimmern befinden sich 16 im Haupthaus, dem Manor House, darunter zwei besonders ungewöhnliche und romantische Turret (Turm-) Suiten (Foto). Alle Zimmer haben Kamine, übergroße Badezimmer mit Löwenfuß-Badewannen und bieten Blick auf den wunderschönen „Monet-Garten“ oder den Golfplatz. Im Guest House, durch eine Brücke verbunden ist, gibt es weitere Zimmer sowie das Spa Mirbeau. The Bistro & Wine Bar, angrenzend an die Lobby, ist bekannt für gutes Essen, aber auch für die grandiose Auswahl von der Bar. Von der Bistro-Terrasse schweift der Blick über die üppig blühenden Gärten und es gibt sogar eine Gartenbar mittendrin.

Leckeres Seafood & Farmprodukte in der Rye Tavern

Nur einen Katzensprung entfernt davon: die beliebte Rye Tavern. In einem unscheinbaren schuppenartigen Bau – vormals ein Kutschenstopp – verbirgt sich eines der besten Lokale der Gegend, in dem der junge Chefkoch Andrew Swain regionale Produkte zu kreativen Gerichten verarbeitet. Auf der saisonal variablen Karte steht viel Seafood und Meeresfrüchte, aber auch Farmprodukte wie Duck Meatballs, Steaks oder Burgers, Huhn und schöne Salate.

PRAKTISCHE TIPPS
Informationen: www.seeplymouth.com
Plimoth Plantation, http://plimoth.org
Pilgrim Hall Museum, www.pilgrimhallmuseum.org
• Hoteltipp: Mirbeau Inn & Spa, 35 Landmark Dr., Plymouth, Tel. (508) 209-2626, http://plymouth.mirbeau.com
• Restauranttipp: Rye Tavern, 517 Old Sandwich Rd., Plymouth, Tel. (508) 747-0100, www.ryetavern.com.

© Text und Fotos: M. Brinke – P. Kränzle, mit Ausnahme folgender Fotos: Wampanoag Indianer (Foto Maine Tourism), Plymouth Hall Museum – Gebäude (Foto Museum), Mayflower (Foto Plimoth Plantation); Rye Tavern (Foto Rye Tavern).

usa_ostkueste_2017_low_rgb_72dpiAusführliche Hintergrundinfos zu den geschichtsträchtigen Staaten an der amerikanischen Ostküste, interessante Selbstfahrer-Touren und außergewöhnliche Übernachtungstipps bietet der Reiseführer USA-Ostküste (auch als ebook) von Dr. Margit Brinke und Dr. Peter Kränzle.

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