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Der besondere USA-Buchtipp: Henry David Thoreau, Die Wildnis von Maine

Ein Lesetipp von den Autoren der Bände „USA-Nordosten“ und „USA-Ostküste“ sowie mehrerer anderer USA-Bände, Margit Brinke – Peter Kränzle, Jan. 2017

Zu Lebzeiten von seinen Mitbürgern als „studierter Taugenichts“ angesehen, genießt Henry David Thoreau heute unter Naturfreunden und Umweltschützern sowie als Verfechter des zivilen Ungehorsams einen besonderen Ruf. Besonders „Walden; or, Life in the Woods“ henrydavid_thoreauhat Thoreau weltberühmt gemacht; sogar ein deutsches Naturmagazin ist danach benannt.
Doch Thoreau nur auf „Walden“ zu reduzieren, würde dem Schriftsteller, Philosophen und Lebenskünstler nicht gerecht. 1817 in dem kleinen Städtchen Concord, im US-Bundesstaat Massachusetts, nur wenige Kilometer westlich von Boston, geboren und dort 1862 verstorben, hat Thoreau ein vielseitiges Oeuvre hinterlassen. Vieles davon wurde posthum veröffentlicht, so auch das 1864 erschienene „The Maine Woods“ – drei Essays über Reisen, die Thoreau 1846, 1853 und 1857 in die Wälder von Maine unternommen hat.

Die Wildnis von Maine im Verlag Jung und Jung

Dem umtriebigen kleinen Verlag Jung und Jung aus Salzburg ist es zu verdanken, dass diese Reiseberichte Thoreaus nun auch in deutscher Sprache vorliegen. Als erster Band erschien unter dem Titel „Die Wildnis von Maine. Eine Sommerreise“ seine fesselnde Erzählung einer abenteuerlichen Fahrt durch die nordamerikanische Wildnis an der Seite eines Indianers.
Als sich Thoreau 1857 entschlossen hatte, mit einem Freund eine dritte Sommerreise in die Wälder von Maine zu unternehmen, maine-landschaft-maineofficeoftourismheuerte er einen ortskundigen Penobscot-Indianer namens Joseph Polis an. Mit ihm und seinem Kanu, genügend Proviant und passender Kleidung machten sich die beiden Männer auf den nicht ungefährlichen Weg durch Wälder, Sümpfe und Seen, durch die Wildnis im Norden von Maine. Thoreau lernte viel, vor allem von dem weisen Indianer, der uraltes Wissen mit den Vorteilen der Zivilisation zu verbinden wusste. Die Sprache der Natur, die Deutung von Zeichen, das genaue Hinhören und Beobachten, all das verarbeitete Thoreau zu einer lebhaften, oft auch heiteren Schilderung.

Ein einfaches Leben, kein Leben im Wald

Im vorliegenden Essay „Die Wildnis von Maine“ lernt man den wahren Henry David Thoreau kennen. Er sah sich nämlich in erster Linie als Verfechter eines einfachen Lebens. So ist sein Hauptwerk „Walden“ nicht als Anleitung zum Leben im Wald zu verstehen, vielmehr handelt es davon, wie der Mensch mit Stadt und Umwelt im Einklang stehen könnte.
waldenpond-thoreaushut-brianherzogThoreau gehörte wie Ralph Waldo Emerson (1803–1882) zu den führenden Köpfen des Transzendentalismus, deren Vertreter sich sozial-utopischen Ideen und ein einfaches Leben auf die Fahnen geschrieben hatten. Thoreaus Rückzug an den Walden Pond 1845/46 muss in diesem Zusammenhang gesehen werden. Emerson und seine Schüler wandten sich gegen das traditionelle und rationalistische Denken in Staat, Kirche und der (puritanischen) Gesellschaft, predigten die Hinwendung zur Natur und setzten sich für die Verwirklichung der eigenen Individualität ein.

Fortsetzung im Frühjahr 2017

buchcover-thoreaumaineDer von Jung und Jung herausgegebene Essay „Die Wildnis von Maine“ ist ein durchaus vergnüglich zu lesendes Buch. Das liegt auch an der hervorragenden Übersetzung von Alexander Pechmann. Informativ sind außerdem die zahlreichen Anmerkungen, die vorkommende Personen und Orte vorstellen, sowie das von Pechmann verfasste Nachwort. Im Frühjahr wird der Verlag den zweiten Essay aus dem englischen Band „The Maine Woods“ herausbringen, mit dem Titel „Ktaadn. Die Natur als großer Ereignis, und der Mensch als ihr Teil“. Man darf gespannt sein auf Thoreaus zweite Reisegeschichte, für die erneut Alexander Pechmann verantwortlich zeichnet.

INFO:
Henry David Thoreau, Die Wildnis von Maine. Eine Sommerreise
Mit einer Vorbemerkung von Nathaniel Hawthorne; aus dem Amerikanischen übersetzt und hsg. sowie mit einem Nachwort versehen von Alexander Pechmann, Jung und Jung Verlag Salzburg/Wien, 2. Auflage 2015, 160 Seiten, gebunden, 19,80 €.

© Text: M. Brinke-P. Kränzle, Fotos: Jung und Jung Verlag (Buchcover), Maine Office of Tourism (Landschaft) und Hütte am Walden Pond (Brian Herzog).

USA___Nordosten__4cfe07bcb9d0a.jpgAusführliche Infos zu den geschichtsträchtigen Staaten Neuenglands finden Individual-Reisende im Reiseführer USA Nordosten von Margit Brinke und Peter Kränzle, als auch ebooks erhältlich. Der Versand innerhalb Deutschlands ist kostenlos.

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