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USA-Sport: Mehr als American Football – Der Sport der Native-American-Community: „Rez Ball“ und „Stickball“

News zu den Iwanowski’s USA-Reiseführern zusammengestellt von den Autoren mehrerer USA-Bände, Margit Brinke – Peter Kränzle, August 2014

In Deutschland wird der Juli 2014 Fußballfans unvergessen bleiben und auch in den USA hat die Weltmeisterschaft in Brasilien für einen Boom gesorgt. Auch die Native Americans haben die WM mit Interesse verfolgt, da mit Chris Wondolowski auch ein Kiowa-Indianer zum Kader der US-Mannschaft gehörte. Allerdings geht für die Indianer Nordamerikas der Juli 2014 wegen zweier andere Ereignisse in die Geschichte ein: Lacrosse und Basketball.
Zunächst gewann die Nationalmannschaft der Iroquois bei der Lacrosse-Weltmeisterschaft im Juli 2014 in Denver/Colorado die Bronzemedaille, dann wurde nach einer grandiosen Vorstellung Shoni „Showtime“ Schimmel von den Confederated Tribes of the Umatilla Indian Reservation (Pendleton/Oregon) zur wertvollsten Spielerin („MVP“) des WNBA All-Star Game in Phoenix, dem Spiel der Besten in der Frauen-Basketballprofiliga, auserkoren.

Shoni Schimmel und „Rez Ball“ – Native Americans ganz groß im Basketball

USA-Sport_IwanowskiDie indianische Welt Nordamerikas hat schon seit zwei Jahren die Schimmel-Schwestern – Shoni und Jude – ins Herz geschlossen. Sie zeigen derzeit der Basketballwelt, wie spektakulär und fesselnd „Rez Ball“, wie man in den Indianerreservaten Basketball nennt, sein kann. Nachdem in den letzten Jahren Powwows mit ihren Tanz- und Trommelwettbewerben zum Ausdruck eines neu erwachten Stolzes auf die indianische Herkunft geworden sind, demonstrieren die Schimmel-Schwestern, dass für die Indianer Basketball manchmal sogar noch bedeutender sein kann. Shoni Schimmel (Foto) zeigt derzeit als Profispielerin der staunenden Basketballwelt wie Indianer Basketball spielen: schnell und beweglich, mit zahlreichen Passstaffetten und Wurfversuchen und mit einer aggressiven Abwehr, die schnellen Ballgewinn durch Pressing und Vorchecking anstrebt. Erstmals verblüfften die Schimmel-Schwestern die Basketballwelt im Frühjahr 2013, als sie mit der University Louisville die Vizemeisterschaft errangen. Während Judi noch studiert und zum Kader der Uni Louisville gehört, wechselte Shoni in diesem Jahr ins Profilager.
Basketball_USA-IwanowskiBei Atlanta Dream, einem der Profivereine der WNBA (Women’s National Basketball Association), war sie bislang nur Ersatzspielerin, doch das dürfte sich jetzt ändern: Unter anderem von ihren zahlreichen indianischen Fans in ganz Nordamerika wurde sie ins All-Star-Team der WNBA gewählt, und nutzte die Gunst der Stunde. Während des Spiels bewies sie ein ums andere Mal, dass sie ihren Spitznamen „Showtime“ zu Recht trägt. Sie erzielte 29 Punkte, versenkte allein sieben Dreipunkte-Würfe (!) und erhielt von den Zuschauer in Phoenix/Arizona immer wieder Szenenapplaus und am Ende eine „Standing Ovation“. Sehr zu empfehlen sind die Videos mit den Highlights von diesem WNBA All-Star-Spiel auf der Webseite der Liga (www.wnba.com).  Shoni ist nicht die einzige Indianerin in der Profiliga WNBA: Angel Goodrich (Cherokee) spielt derzeit für Tulsa Shock und nächstes Jahr wird wohl auch Judi Schimmel einen Profivertrag erhalten. Mehr und mehr „girls & boys“ von der „rez“ machen auf ihre Fähigkeiten aufmerksam. Die meisten spielen noch in diversen Studentenmannschaften – College Basketball bildet die höchste Stufe des Amateursports –, einige jedoch klopfen bereits an die Türe der berühmten NBA (National Basketball Association) und treten in der sogenannten D-League, der Nachwuchsliga der NBA, an. Namen von Spielerinnen, die man sich merken sollte, sind z. B. Tesha Buck (Prairie Island), Shauna Long (Standing Rock), Abby Scott (Confererated Tribes of Warm Springs), Keli Warrior (Ponca) oder Lakota Beatty (Lakota/Gros Ventre/Caddo). Zu den hoffnungsvollen Jungs gehören Ben Strong (Chippewa) und Damen Bell-Holter (Haida), die beide in der D-League spielen, Grienntys Chief Kickingstallionsims Jr. (Navajo), Preston Wynne (Spokane), Bronson Koenig (Ho-Chunk) oder Seth Youngblood (Cherokee).

Lacrosse und die Haudenosaunee

LaCrosse_USA-IwanowskiLacrosse ist neben Eishockey Kanadas offizieller Nationalsport, doch auch in den USA ist die Sportart verbreitet, wie das eigens ihr gewidmete Museum in Baltimore zeigt (Foto). Als die Erfinder des Sports gelten die indianischen Völker des nordamerikanischen Ostens. Gewöhnlich wechseln sich Kanada und die USA bei den Meisterschaften auf Platz 1 und 2 ab – heuer holten die Kanadier wieder den Cup –, doch erstmals konnten sich dahinter, auf Platz 3, bei den World Championships in Denver die Iroquois Nationals platzieren. 1990 wurden die „Haudenosaunee“, wie sich die „Six Nations of the Iroquois League“ (Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca und Tuscarora) selbst nennen, in die Federation of Interational Lacrosse (FIL) aufgenommen. Es ist bis heute die einzige indianische Nation, die Vollmitglied eines Weltsportverbandes ist.
Die Haudenosaunee gelten als Weltklasse-Lacrosse-Spieler, doch als Mannschaft konnten sie bis dato nur selten überzeugen. Erst jetzt wächst eine Generation an Spielern heran, die auch international für Aufsehen sorgt, darunter die Thompson-Brüder. Jeremy und Jerome sind begehrte Profispieler, Lyle und Miles wurden zusammen als beste Spieler des College Lacrosse ausgezeichnet. Erstmals erhielten damit Indianer die höchste Auszeichnung für Amateurspieler. Wer mehr über Lacrosse, die Thompson-Brüder und die Bedeutung des Sports für die Irokesen erfahren möchte, dem seien zwei Filme ans Herz gelegt: „The Medicine Game“ von Lukas Korver (http://themedicinegame.com, über die Thompsons) und der Film „Crooked Arrows“ (http://crookedarrows.com).

Stickball – indianischer Nationalsport

Stickball_Chickasaw_IwanowskiAuch andernorts pflegen Indianer „ihren Nationalsport“: Man spielt beispielweise in Oklahoma nicht Lacrosse, sondern Stickball, die körperbetontere und  traditionelle Version. Im Chickasaw Cultural Center in Sulphur oder im Cherokee Heritage Center in Tahlequa werden Besuchern Stickball-Spiele gezeigt und ihnen Bedeutung und Geschichte, Regeln und Ausrüstung erklärt. Zu den Initiatoren gehört Jeremy Wallace (siehe Bild), der im Chickasaw Cultural Center Besuchern die Sportart näher bringt, die Herstellung von Sticks vorführt. Er ist zugleich als Spieler aktiv und betreut als Trainer Teams der Choctaw Nation of Oklahoma.

Amerikas Sportwelt ist mehr als American Football, Baseball, Basketball, Eishockey oder Fußball. Stickball/Lacrosse und Rez Ball sind zwei andere, weniger bekannte, Sportarten die in der Native-American-Community, aber nicht nur dort, für Aufsehen sorgen.

© Text & Fotos: M. Brinke – P. Kränzle, Autoren mehrere USA-Reisebände bei Iwanowski’s, Foto Shoni Shimmel: Native News Online.

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