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Namibia: Wanderungen im Fish River Canyon

Ich habe den Canyon schon mehrfach durchwandert und es ist immer wieder schön.
Auf jeden Fall kann ich den Hike empfehlen, wenngleich er für ungeübte ziemlich anstrengend sein kann.
Seit 1989 haben sich die Zugangsbedingungen kaum geändert. Die Wanderung ist bei Namibia Wildlife Resorts zu buchen. Mehr als 40 Personen pro Tag werden nicht zugelassen. Bei der Buchung erhält man eine Tauglichkeitsbescheinigung, die von einem in Namibia zugelassenen Arzt vor der Abreise zum Fish River auszufüllen ist. Ateste von deutschen Ärzten werden nicht anerkannt, weil früher bereits des öfteren untaugliche Leute mit solchen ausländischen Bescheinigungen im Canyon kollabiert sind. Mir selbst kamen im August 1989 drei Schweizer UNTAG-Polizisten entgegen, die kurz vor dem Zusammenbruch an der Schwefelquelle ausgestiegen sind und all ihr Gepäck im Canyon verlassen haben.
Das Risiko ist durchaus nicht zu unterschätzen. Die Untersuchung bei einem namibischen Arzt dauert in der Regel ca. 30 Min. pro Person. Sie ist unumgänglich. Die Bescheinigung – und zwar eben genau dieses Formular – müssen alle Hiker heute bereits beim Eingang in Hobas vorlegen, früher konnte man einsteigen und bis Ai-Ais laufen. Erst dort wurde der Nachweis dann verlangt. Es ist 40 Tage gültig, danach braucht man ein neues.
Die minimale Anzahl beträgt 3 Personen pro Gruppe. Ein Einstieg zu zweit ist nicht erlaubt und auch nicht ratsam. Das hat folgenden Grund: im Falle einer Verletzung, eines Schlangenbisses oder Hitzschlags MUSS eine Person unbedingt beim Verletzten bleiben. Und eine Person muss eben Hilfe holen können, was durchaus einen Tag in Anspruch nehmen kann, wenn man Pech hat. Im Canyon ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass man jemandem zufällig begegnet. Bei unserer letzten 3-Tages-Tour ist direkt vor uns eine 20-köpfige Gruppe eingestiegen, von der wir niemanden jemals wieder getroffen haben. Wenn man allein oder zu zweit ist, dann ist es sinnvoll, sich einer anderen Gruppe anzuschließen. Wir haben einmal unseren 3. Mann am Schwarzen Brett der Tourist Information in Windhoek gefunden. Man könnte auch in oder vor Hobas warten, bis eine Wandergruppe zusammenkommt. Wie schnell man später läuft, ist nicht vorgeschrieben. Trotzdem ist es aus den genannten Gründen nicht unbedingt ratsam, sich von der Gruppe vollkommen zu entfernen.
Meines Wissens nach ist der Einstieg in den Canyon vom View Point bei Hobas aus derzeit völlig gesperrt, sprich verboten. Von Ai-Ais aus kann man eine Tageswanderung machen, selbst alleine. Leider kommt man dann aber eben nicht in den schönsten Teil des Canyons. Ich würde aber davon abraten, auf eigene Faust den Canyon von Süden zu durchwandern.

Zum ersten und wichtigsten Punkt: In der Tat ist der Canyon seit einiger Zeit wegen gravierendem Wassermangel gesperrt. Es befindet sich offensichtlich kein trinkbares Wasser im Flussbett. Fragt sich natürlich der geübte Tropen-Trekker, ob es das überhaupt gibt. Mit einem Katadyn-Filter geht schließlich alles. Aber den will man ja vermutlich genauso wenig mitschleppen, wie das Wasser für 3-5 Tage – und davon braucht man wirklich viel. Egal! Gesperrt ist gestperrt. Es ist nicht zu erwarten, dass die Sperre während dieser Trockenzeit aufgehoben wird, weil sich die Wassersituantion nur dann verbessern kann, wenn Naute die Schleusen öffnet. Das ist aber nicht gerade wahrscheinlich, zumal der Damm weit von seiner Kapazität entfernt ist. Ab 15. Sept. ist der Canyon ohnehin geschlossen, weil die Temperaturen dann so langsam unerträglich werden. In einigen Jahren konnten wir selbst im Winter nur von Sonnenaufgang bis 11.00 Uhr und dann wieder ab 16.30 Uhr bis Sonnenuntergang laufen. 40°C ohne Schatten zwischen hitzewabernden Felswänden sind nicht zu unterschätzen. Es ist also nicht gerade unwahrscheinlich, dass die nächste Canyon-Tour frühestens Mitte/Ende April 2004 stattfinden kann.

Beitrag von Jürgen Kemp

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