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USA-Nordwesten: Denver – Grandiose Museen, ein historischer Bahnhof und kulinarische Attraktionen

News aus der Mile High City Denver von den Autoren der Iwanowski’s Reiseführer„USA Nordwesten“ und „USA Westen“, Margit Brinke & Peter Kränzle, März 2015

Denver galt bisher vor allem als Zugangstor zu den Rockies, nicht unbedingt als Kunstmetropole. Dabei hat die „Mile High City“  ein einmaliges Konglomerat an Museen zu bieten, die nicht nur vom Inhalt her, sondern auch architektonisch interessant sind. Im Golden Triangle Museum District ist mitten im Stadtzentrum Denver Colorado State Capitols in den letzten Jahren der sehenswerte Civic Center Cultural Complex entstanden, der zusätzlich zu den spannenden Museen hier moderne Wohngebäude, einen Park, öffentliche Kunst, Galerien und die Stadtbibliothek umfasst.
Capitol Hill heißt der Stadtteil, in dem das mächtige Colorado State Capitol (*1894, Foto) dominiert, das gerade einen neuen Anstrich und eine neue Goldkuppel erhielt. Von seiner obersten Stufe, genau eine Meile hoch gelegen, fällt der Blick hinüber auf die City Hall (Titelfoto), vor majestätischer Rocky-Mountains-Kulisse. Der zugehörige Civic Center Park wird für eine Vielzahl von Festivals genutzt. Im Schatten des Capitols lädt „Capitol Hill Books“ (Ecke Colfax Ave./Grant St.), ein Secondhand-Buchladen, zum Schmökern ein.

Clyfford Still Museum – Vermächtnis des Expressionisten

Clyfford Still Museum DenverEin neues Highlight im Museumsviertel, 2011 eröffnet, ist das Clyfford Still Museum. Einzigartig ist es schon deswegen, weil es sich einem einzigen und noch dazu nicht alltäglichen Künstler widmet. Der abstrakte Expressionist Clyfford Still (1904–1980) vermachte in seinem Testament 94 % seines Gesamtswerks – in eigenem Besitz – jener Stadt, die ihm dafür einen entsprechenden Bau zur Verfügung stellen würde. Denver erhielt den Zuschlag und ist nun stolz darauf, das Vermächtnis eines der bedeutendsten modernen Künstlers endlich einem breiten Publikum präsentieren zu können.

Denver Art Museum mit spektakulärem Anbau

Spektakulärer Anbau des Denver Art MuseumsVon der Architektur her noch spektakulärer ist das benachbarte Denver Art Museum, vom Reißbrett von Daniel Libeskind, der auch für das Jüdische Museum Berlin verantwortlich zeichnet. Der exzentrische Neubau von 2006 wurde Kristallen nachempfunden, die Außenhaut des Gebäudes besteht aus silberglänzenden Titanplatten. American Indian Art-Sammlung im Denver Art Museum In diesem sog. Hamilton Building befindet sich die umfangreiche zeitgenössische Kunstsammlung. Es ist durch einen Gang mit dem alten Museumsbau verbunden, der einer Festung gleicht vor allem die einzigartigen Abteilungen zu Western American und American Indian Art beherbergt.

Erlebbare Geschichte: Colorado History Center

Postmoderne, die Denver Public LibraryDirekt angrenzend, ein stilistisch komplett anderer Bau: die Denver Public Library, ein Beispiel postmoderner Architektur von Michael Graves. Das neue Colorado History Center – 2012 wenige Schritte südlich eröffnet – fällt vor allem durch ein hohes, lichtdurchflutetes Atrium auf, dessen Boden aus einer großen Karte von Colorado besteht. Lobby des Colorado History CenterPer „Time Machine“ kann man hier verschiedene Regionen ansteuern und mittels Ton und Bild mehr zur Geschichte erfahren. Trotz viel Multimedia in allen Formen – Nachbauten, Modellen, Filmen und Tondokumenten, interaktiven Ausstellungsstücken etc. – ist das History Center mehr als ein unterhaltsames Museum für Familien. Besonders interessant ist z.B. die Ausstellung zum Dust Bowl, jener Dürreperiode, die auch Colorado hart traf, sowie die Abteilung zur Umwelt, zu Waldbränden, Zersiedelung, Borkenkäfer und Wasserversorgung

Schön renoviert – Union Station im neuen Design

Das Kapitol und die Museen sind durch die 16th Street Mall, einer Fußgängerzone, mit dem historischen Bahnhof, der grandios renovierten Union Station verbunden, Denver Union Station und zwar durch einen kostenlosen Shuttlebus. Die Union Station, an der täglich nur zwei Amtrak-Züge abfahren, lag bis vor Kurzem einsam und verlassen da. Nun sind Restaurants, Shops, Bars und ein Hotel eingezogen und buntes Leben ist eingekehrt. Vor allem sehenswert sind die unterschiedlichen Sitzgruppen, Couchen und Sessel, Stühle und Schreibtische, dUnion Station in Denver Coloradoie die unbequemen alten Holzbänke des Bahnhofs ersetzen, ebenso das kulinarische Angebot z.B. in „Mercantile“, wo die meisten Produkte von der eigenen Farm stammen, oder „Stoic & Genuine“. Neu ist auch die futuristische neue Überdachung der Bahngleise. Wenn erst die neuen S-Bahnlinien ihren Betrieb aufnehmen werden – eine davon wird den Flughafen mit der Stadt verbinden – wird hier noch viel mehr los sein.

LoDo, LoHi und Larimer Square mit Restaurants und Shops

Der Bahnhof liegt, wie das Baseballstadion Coors Field, im Stadtviertel LoDo (Lower Downtown) und dieses wird im Westen durch den South Platte River begrenzt. Vom Bahnhof führt die auffällige Denver Millennium Bridge über die Eisenbahngleise, eine weitere sehenswerte Fußgängerbrücke über den Fluss, entlang dem Commons Park, der mit Trails und Rasenflächen das grüne Wohnzimmer der Denverites darstellt. Jenseits des Flusses ist in den letzten Jahren ein neues Stadtviertel entstanden: LoHi (Lower Highlands); es lockt mit Restaurants, Bars und Cafés besonders junge Einwohner an.
Noch vor einigen Jahren stand hier in LoHi nicht viel mehr als das Denver Tramway Power Company Building, ein Kraftwerk von 1901, in dem sich REI befindet. Dieser riesige Outdoor-Sportladen verfügt über eine eigene Boot-Teststrecke, Climbingwand und ein Riesenangebot an Camping-, Fahrrad-, Fitness-, Hiking-, Wassersport- und Wintersportzubehör. Hier am Fluss entstanden in letzter Zeit zahlreiche neue Condominiums (Apartmentbauten), denn Denver ist eine Stadt, wo sich das Leben in der Stadt und nicht in den Vororten abspielt.
Larimer Square DenverTattered Cover Books ist ein Paradies für Leseratten, an der 16th Street Mall, in Sichtweite der Union Station. Es ist einer der in modernen Zeiten rar werdenden unabhängigen Buchläden, mit viel Charme, gutem Service, Sitzgelegenheiten und grandiosem Angebot. Bei „Overland“ (1512 Larimer St./16th St, Mall) gibt es hingegen vor allem Lederwaren aller Art, aber auch Kleidung, Hüte und Accessoires. Der Laden wurde in Taos/New Mexico mit Schaffell-Produkten gegründet und verfügt heute über mehrere Filialen. Rockmount Ranch Wear (1626 Wazee St./16th St. Mall) ist hingegen ein ur-amerikanischer Westernwear-Laden in Familienbesitz, gegründet von dem deutschstämmigen Jack A. Weil (1901-2008). Weil wurde bekannt für seine Hemden und Blusen mit Druckknöpfen.
Der Larimer Square ist nicht nur die älteste Fußgängerzone in Denver, um ihn herum entstand einst die Stadt. Abgesehen von der Vielfalt an Lokalen und Cafés, so gut wie alle davon in lokalem Besitz, gibt es ungewöhnliche Geschäfte. Eines der herausragenden Lokale ist das Rioja Restaurant, das schon mehrere Auszeichnungen erhielt. Chefköchin und Besitzerin Jennifer Jasinski, die weitere Lokale (Stoic & Genuine, Euclid Hall und das Bistro Vendome) in der Stadt betreibt, erhielt u.a. die Auszeichnung der James Beard Foundation als beste Köchin im Südwesten. Frische, bevorzugt lokale Ingredienzien werden hier zu Geschmacksbomben, ungewöhnliche Kombinationen, Zutaten und Zubereitungsweisen gehen eine grandiose Symbiose ein. Dazu ist auch das Ambiente des Lokals Rioja ungewöhnlich: rohe Ziegelmauer.

Cherry Creek und Red Rock Amphitheater

Südöstlich der Innenstadt lädt das Cherry Creek Shopping Center (3000 E. 1st Ave.) mit 160 Shops – u.a. Neiman Marcus, Tiffany & Co., Burberry, Louis Vuitton und Ralph Lauren, Nordstrom, Macy’s, Apple und mehreren Restaurants – zum Einkaufsbummel ein. Red Rock AmphitheatreEtwa 25 km südwestlich von Denver liegt eine kulturelle Attraktion der Metropole: das Red Rock Amphitheatre. Dieses Openair-Theater mit seinen mehr als 9000 Plätzen ist allein wegen der Lage zwischen roten Felsen ungewöhnlich. Es wurde in die Front Range eingebaut, die erste Bergkette der Rocky Mountains, die sich unvermittelt über der Prärie, wo Denver liegt, aufbaut. Musiker aller Genres schätzen die besondere Akustik, dazu ist das Areal ringsum als „Red Rocks Park“ ausgewiesen, als frei zugänglicher, öffentlicher Stadtpark. 1927 hatte die City of Denver das Land gekauft und mit Hilfe des Civilian Conservation Corps (CCC) war ab 1936 das Amphitheater eingerichtet worden. Zum Komplex gehört eine Hall of Fame, mit der hier auftretende Musiker wie John Denver, Willie Nelson oder Jethro Tull gewürdigt werden.

Denver vor den Rocky MountainsWeitere Informationen:
Visit Denver: www.denver.org
• in Deutschland: Colorado Tourism Office, c/o Get it Across Marketing & PR, Neumarkt 33, Tel. 0221-47671222, www.colorado.com
• Der besondere Übernachtungstipp: The Curtis, 1405 Curtis St., Tel. (303) 571-0300, http://thecurtis.com. Boutique-Hotel mitten im Stadtzentrum (nahe 16th St. Mall) mit geschmackvoll ausgestatteten Zimmern und Suiten mit allem Komfort. Angeschlossen sind ein Lokal und eine Bar.

© Text & Fotos: M. Brinke – P. Kränzle

USA___Nordwesten_4cfcf15e5f169.jpgAusführliche Infos zu dem Bundesstaat Colorado finden Individual-Reisende in dem Reiseführer USA-Nordwesten. Auch als ebook-Reiseführer erhältlich.

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