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USA-Ostküste / New York: Von Clam Diggers und Mussel Suckers – Ein Besuch auf City Island

Reise-News zu den Iwanowski’s USA-Reisehandbüchern „USA-Ostküste“ und „USA-Nordosten“ – Oktober 2014

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New York ist reich an Inseln: Manhattan ist eine, Staten Island eine andere, und Brooklyn und Queens liegen ebenfalls auf einer Insel, nämlich auf Long Island. Nur die Bronx befindet sich als einziger der fünf New Yorker Boroughs (Stadtbezirke) auf dem nordamerikanischen Festland. Die ganze Bronx? Nein, City Island bildet die Ostgrenze der Bronx und ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Das rund 2,5 km lange und kaum 1 km breite Inselchen am Long Island Sound ist ein wenig bekanntes Juwel.
Bronx_USA_IwanowskiHat man erst einmal den langen Weg aus dem lauten und geschäftigen Manhattan nach City Island hinter sich gebracht (Subway Nr. 6 bis Endstation Pelham Bay Park, dann Bus Bx29), taucht man in die Atmosphäre eines beschaulichen Fischerdorfs in Neuengland ein. Kein Wunder, dass City Island auch als „Little Nantucket“ bezeichnet wird. Segelboote und Kajaks bestimmen das Bild, Lokale locken mit Fischgerichten und kleine Läden bieten Kunst, Kunsthandwerk und Souvenirs feil. Lärm und Hektik scheinen hier unbekannt.

An der Bronx Riviera

Iwanowski_Reisefuehrer_USAPräsentiert sich City Island als beschauliches Idyll am Rande der Metropole New York, geht nur wenige Kilometer entfernt, an der „Bronx Riviera“, im Sommer die Post ab. Was Coney Island für Brooklyn ist, ist die Orchard Beach, wie die Bronx Riviera offiziell heißt, für die Bronx. Der einst künstlich vom New Yorker Stadtplaner Robert Moses (1888–1981) geschaffene Sandstrand im Pelham Bay Park am Long Island Sound im Osten der Bronx ist im Sommer eines der beliebtesten Ausflugsziele der Gegend. Ehe man die Straße nach Norden, zu Strand und Park, einschlägt, führt jedoch eine historische Brücke hinüber nach City Island. Sie soll demnächst durch eine moderne Brücke ersetzt werden – allerdings erst nachdem die gut 4000 Bewohner die von der Stadtverwaltung ursprünglich geplante Version abgeschmettert und eine eigene durchgesetzt hatten.

Von Muschelsammlern und -schlürfern

Reisefuehrer_Iwanowski_NewYorkCity Island war einst von Lenape Indianern besiedelt, 1654 kam der Engländer Thomas Pell auf die Insel, 1761 gelangte sie in Besitz von Benjamin Palmer aus New York, der von einem Hafen und von Werften träumte. Seit 1819 ist die Insel Teil von Pelham Westchester County und seit 1896 gehört sie zur Stadt New York. Fast wie einst, lebt man heute noch von Bootsbau und Austernzucht, doch zunehmend ist der Fremdenverkehr, wenn auch vor allem in Form von Tagesausflüglern, bestimmend.
CityIsland_Iwanowski_ReisefuehrerAussteiger und Künstler wie der Fotograf Ron Terner, der eine Fotogalerie (Focal Point Gallery, 321 City Island Ave.) betreibt, oder der Schmuckdesigner Paul Klein, der in seiner Kaleidoscope Gallery (280 City Island Ave.) auch das kleine Besucherzentrum betreibt, haben schon vor vielen Jahren die eigene Welt der Insel schätzen gelernt. Doch selbst wenn man schon Jahrzehnte lang auf City Island wohnt: Für die „clam diggers“ wie sich die „Eingeborenen“ bezeichnen, bleibt man ein Zugereister, ein „mussel sucker“. Was beide Gruppen verbindet, ist die Liebe zu dieser winzigen, beschaulichen Insel, einerseits Teil der Bronx und damit der pulsierenden Metropole New York, andererseits so abgelegen, dass man sich in dem idyllischen Dorf mit weißem Kirchlein und Strand fernab der Zivilisation fühlt.

Naturidyll und Künstleroase

Reisefuehrer_USA_IwanowskiCity Island ist ein Naturidyll mit einer Flora und Fauna, wie man sie so nahe der Großstadt kaum erwarten würde: Wasser- und Watvögel in enormer Vielfalt, aber auch Koyoten, Rehe, Truthähne und sogar Papageien lassen sich beobachten. Lediglich an (v.a. Sommer-)Wochenenden, wenn New Yorker das beschauliche Inselchen zum Ausflugsziel wählen, geht es auf der City Island Avenue etwas lebhafter zu. Entlang der Hauptstraße locken nämlich Läden und Lokale, Kirchen und Lebensmittelläden, Galerien und Antiquitätenshops – wie Focal Point Gallery, Starving Artist Cafe & Gallery, Kaleidoscope Gallery, Early Ruth’s Antiques oder Corona’s Hidden Treasures.
Bronx_Iwanowski_ReisefuehrerDas City Island Nautical Museum erinnert an die maritime Geschichte der Insel, doch auch vier Jachtclubs und etliche Marinas halten das Erbe aufrecht. In dem Roman „Bluebeard“ von Kurt Vonnegut liegt die Yacht von Dan Gregory in City Island in der Werft und noch heute ist die Insel für ihre Werkstätten bekannt. So manches Boot, das im America’s Cup mitsegelte, ist im Minneford Boat Yard auf City Island gebaut worden.

Sehenswerte Architektur und gutes Essen

Iwanowski_ReisefuehrerArchitektonisch sehenswert ist die prächtige Bartow-Pell Mansion (895 Shore Rd., http://bartowpellmansionmuseum.org) nahe der St. Mary Star of the Sea Church. Überhaupt gibt es auf der Insel historische Häuser in Hülle und Fülle, was erklärt, warum City Island schon als Drehort vieler Filmen, TV-Shows oder Werbefilme fungierte. „City Island“ (2010 mit Andy García und Julianna Margulies) oder „Zeit des Erwachens“ (1990, mit Robert De Niro und Robin Williams) wurden beispielsweise hier gedreht.
Seafood_USA_IwanowskiNach dem Bummel entlang der Hauptstraße zieht es die meisten Besucher in die Seafood Restaurants – und davon gibt es mehr als genug: Das Angebot reicht von der Lobster Box über das French Bistro SK, das feine Restaurant The Black Wale bis zum Irish Pub The Snug. Abends wird es dann selbst im Sommer wieder angenehm ruhig auf der Insel, denn Hotels gibt es nicht. Dann treffen sich Clam Diggers und Mussel Suckers noch auf ein Bier im Alehouse, das auch delikate Burger anbietet, oder man gönnt sich ein Eis bei Lickety Split.

Iwanowski_Reisefuehrer_USAInfos:
Bronx Tourism Council, Tel. 718-590-3518, www.ilovethebronx.com, siehe auch: www.cityislandchamber.org und www.nycgo.com/the-bronx. Tauchtouren vor City Island bietet Captain Mike’s an (www.captainmikesdiving.com).

Text & Fotos: M. Brinke – P. Kränzle mit Ausnahme Foto Bartow-Pell Mansion (© Museum).

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