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USA/Buchtipp: An American Odyssey – Beeindruckende Farbfotografien von der Neuen Welt

Der besondere Lese- und Reisetipp von M. Brinke und P. Kränzle, Autoren im Iwanowski’s Reisebuchverlag von „USA-Ostküste“, „USA-Nordwesten“ und vielen anderen USA-Bänden, Juni 2014

Zugegeben, der Preis ist stolz: 150 Euro, doch dafür hält man ein grandioses und allein von Maßen und Gewicht her – 40 x 30 x 6 cm und etwa 5 kg – gigantisches Buch des Taschen-Verlages in Händen, das mit grandiosen Fotos aus der Zeit um 1900 das Leben in Nordamerika dokumentiert und eine ungewöhnliche Bestandsaufnahme der Neuen Welt liefert.

Auf über 600 Seiten zeigen historische Farbaufnahmen einerseits die weite, vielfältige Landschaft Nordamerikas, vom Atlantik bis zum Pazifik, von den Rocky Mountains bis zum nördlichen Wendekreis, spektakuläre Landschaften und Motive von endlos weiter Prärie und gewaltigen Wasserfällen über karge Wüsten, Sümpfe, american_odyssey_Iwanowskiriesenhafte Wälder bis hin zu reißenden Flüssen, mächtigen Gebirgen und Vulkanen. Andererseits wird Nordamerika als Vielvölkerstaat dargestellt und es kommen Indianer, Afroamerikaner, Immigranten, die letzten Goldgräber, Farmer und Arbeiter vor. Legendäre Orte wie Wildwest-Saloons, Straßenzüge im hektischen New York, Gassen in San Franciscos Chinatown oder die Vergnügungsmeile auf Coney Island wurden Filmkulissen gleich festgehalten.

Vielfältige Landschaft Nordamerikas

Die beeindruckenden Bilder wurden zwischen 1888 und 1924 von der Detroit Photographic Company produziert und stammen aus der Privatsammlung Marc Walters. Der Grafiker und Fotograf hat sich auf alte Reisefotografien, vor allem auf Photochrome (Flachdruckverfahren zur Nachkolorierung von Bildern), spezialisiert und verfügt über eine der größten Sammlungen weltweit. Walters hat schon zahlreiche Bände mit Bildern aus seiner Sammlung sowie eigenen Aufnahmen publiziert und ist jetzt, zusammen mit der Dokumentarin, Bildredakteurin und Autorin Sabine Arqué, für dieses jüngste kiloschwere Kunstwerk verantwortlich.

Reise durch ein vergangenes Amerika

Die ersten Farbfotografien der Neuen Welt zeugen von Entdeckungsdrang und Abenteuerlust und laden noch heute den Betrachter zur Reise durch ein vergangenes Amerika ein. Viele der Naturaufnahmen stammen von William Henry Jackson, der seine schwere Ausrüstung aus Fotoapparaten und american_odyssey_Reisefuehrer_Iwanowskimobiler Dunkelkammer mühsam per Maultier in schwer zugängliche Regionen schaffte. Er war auch Mitglied der Forschungsexpedition unter Ferdinand Vendeveer Hayden, die 1871 die Yellowstone Region erkundete. Präsident Ulysess Grant und der US-Kongress waren von seinen Aufnahmen so begeistert, dass sie den Yellowstone 1872 unter Schutz stellten – als ersten Nationalpark der Welt. Damals konnten die Politiker die Pracht des Yellowstone nur in Schwarzweiß bewundern. Erst in den 1880er-Jahren erfand der Schweizer Hans Jakob Schmidt, Chef-Lithograf der Druckerei Orell Füssli in Zürich, den Photochromdruck. Rund 20 Jahre vor der Erfindung der Farbfotografie, 1905, konnte man damit erstmals Bilder in „natürlichen“ Farben bewundern.

Photochromdruck entsteht durch Übertragung eines Schwarzweiß-Negativs auf mehrere Lithografiesteine – einen für jede Farbe. Albert Schuler, Techniker des Schweizer Unternehmens, führte dieses Verfahren 1895 in der Detroit Photographic Company ein, die bis zu ihrem Konkurs 1924 Tausende kolorierter Fotos verschiedenster Fotografen verkaufte. Das Besondere an diesem Verfahren war nämlich auch, dass damit Serienproduktion ermöglicht wurde und so die Bilder als Touristensouvenir vertrieben werden konnten: stückweise, in Sets oder Alben sowie als Postkarten. Gerade in den USA waren diese sogenannten „Phostint“-Postkarten ein Renner.

Nachdem der Historiker Frederick Jackson Turner Ende des 19. Jahrhunderts erklärt hatte, dass die Wildnis des amerikanischen Westens gezähmt sei, machten sich William A. Livingston jr. und Edwin H. Husher von der Detroit Publishing Company daran, dem Land Farbe zu verleihen und ihren Landsleuten zu zeigen, von welcher Naturschönheit sie umgeben sind und wie viele Gesichter ihre Heimat hat.

Bei den Photochromdrucken in dem Prachtband „An American Odyssey“ handelt es sich um Reproduktionen von Vorlagen aus der über 15.000 großformatige Originale umfassenden Marc Walter Collection. Die Schwarzweiß-Negative, die diesen ersten Farbdrucken zugrunde liegen, sind jedoch oft wesentlich älter – viele, wie eben Jacksons legendäre Aufnahmen aus dem Yellowstone, stammen aus den 1870er-Jahren. Die perfekt reproduzierten Bilder dieses Bandes ermöglichen eine epischen Reise durch ein längst vergangenes Amerika.

Marc Walter/Sabine Arqué
An American Odyssey: Photos from the Detroit Photographic Company 1888-1924
TASCHEN 2014
gebunden mit Schutzumschlag, 612 Seiten, ca. 40x30x6 cm, sowie ca. 5 kg,  150 €,
www.taschen.com

@ Text: M. Brinke – P. Kränzle; Fotos: Collection Marc Walter / Courtesy TASCHEN, Clear Creek Canyon/Colorado und Grand Canyon/Arizona, William Henry Chackson

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