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USA: Santa Claus vs. Nikolaus – (Vor)weihnachtliche Gedanken über den wahren Weihnachtsmann

Gedanken zum Mythos vom Weihnachtsmann von den Autoren der Bände „USA- Westen“, „USA-Nordosten“ „USA-Texas & Mittlerer Westen“, „USA-Ostküste“ und „USA-Nordosten“, Margit Brinke – Peter Kränzle, Dezember 2013

„Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
ich muss Euch sagen es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor …“

Das Gedicht „Knecht Ruprecht“ von Theodor Storm zählt selbst im tiefsten Bayern zu den Klassikern unter den Weihnachtsgedichten. Xmas-TreeDetÄrger beim Aufsagen gab es weniger beim Stottern zwischen den Zeilen, als bei einem locker eingeworfenen „Ho Ho Ho!“ Das berühmte Lachen von Santa Claus brachte Lehrer oder Pfarrer schon immer in Rage. Kein Wunder, dass bis heute alljährlich in der Vorweihnachtszeit derselbe Streit entbrennt: Wer ist der echte – der lustige, alte Santa Claus oder der altehrwürdige Nikolaus, der Weihnachtsmann mit seinen Rentieren oder das Christkind mit den Engeln?

Coca-Cola-Weihnachtsmann und Hl. Nikolaus

Es vergleichbar mit der in den letzten Jahren steigenden Popularität von Halloween: Für die meisten Deutschen sind natürlich wieder einmal „die Amerikaner“ an allem Schuld, hat doch angeblich Coca Cola den Weihnachtsmann in seiner heutigen Erscheinungsform erfunden und damit all den Trubel um Santa Claus bzw. Weihnachtsmann initiiert. Höchste Zeit also, mit so manchen falschen Vorstellungen aufzuräumen und dem heiligen Mann Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen.

KrippeChristkindDass man sich heute in manchen Regionen in Bayern am 6. Dezember wieder des heiligen Nikolaus’ erinnert, kann man einerseits als Teil des Retro-Trends zu Heimat und Heimattümelei sehen: Dialekt ist ebenso wieder angesagt wie Volksmusik, Dirndl und Lederhosen. Dazu erinnert man sich wieder an so manche Tradition, die schon vergessen schien. Andererseits ist das Nikolaus-Fest ein katholischer Feiertag. Für uns als Kinder in einem katholischen Schülerheim war dies einer der wichtigsten Feiertage im Jahreslauf, da wurde musiziert, ein Krippenspiel aufgeführt und der heilige Mann, begleitet von seinem Knecht Ruprecht – „Krampus“ heißt dieser nur in Oberbayern und Österreich – las uns die Leviten oder lobte für gutes Benehmen; natürlich gab es auch kleine Mitbringsel. Die eigentliche Bescherung erfolgte jedoch erst am 24. Dezember, dann brachte das Christkind die Geschenke.

Der Protestantischer Brauch Beschenkens

Santa-Claus_IwanowskiHeute übernimmt vielfach der bunt-heitere Weihnachtsmann mit vollgepacktem Rentierschlitten diese Aufgabe, aber dies ist keine amerikanische Erfindung. Wie die historischen Wurzeln beim heiligen Sankt Nikolaus – christlicher Bischof von Myra in Kleinasien im frühen 4. Jahrhundert, der als Wohltäter gewirkt hat – verloren gegangen ist, so wissen auch die Wenigsten noch, dass der Weihnachtsmann als Geschenkbringer in den protestantischen Regionen „erfunden“ wurde. Gerade Hoffmann von Fallersleben hatte mit seinem 1835 erschienen Gedicht „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ an der Verbreitung großen Anteil.

Rot und Weiß – Die Weihnachts(mann)farben

Europäisch-protestantische Einwanderer brachten den Nikolaus- bzw. Weihnachtsmann-Brauch mit in die USA und da hatte sich die Gestalt des Bischofs schon gewandelt: Zipfelmütze und Pelzmantel hatten Messgewand, Bischofsstab und Mitra meist abgelöst. Die Figur des weißbärtigen und rot gekleideten, dicklichen und gemütlichen Santa Claus schuf schließlich ein deutscher Einwanderer: Thomas Nast kreierte für das Magazin „Harper’s Weekly“ an Weihnachten 1863 erstmals  einen bärtigen, alten Santa Claus, der vom Schlitten herab die Soldaten der Unionstruppen während des Bürgerkriegs beschenkte. Später kolorierte er diese Figur auch noch: in Rot und Weiß! Coca Cola hingegen sorgte lediglich für die weltweite Verbreitung dieses Bildes, da man es seit 1931 in Werbekampagnen zu Weihnachten benutzte.

…und dann noch das Christkind

Noch ein Wort zum Christkind, eigentlich eine protestantische „Erfindung“, auch wenn es seit Jahrhunderten besonders in katholischen Regionen als alte Tradition gefeiert wird. Schon Martin Luther soll im 16. Jahrhundert angeregt haben, den heiligen Nikolaus – Heiligenverehrung lehnen die Protestanten bekanntlich ab – durch den „Heiligen Christ“ zu ersetzen und die Beschenkung auf den 25. Dezember zu verlegen.

SantaCollectionAnyway, egal, ob nun Santa Claus, Nikolaus, Weihnachtsmann oder Christkind, wichtig ist der Kern von Weihnachten als Fest der Freude und des Friedens, als Fest der Geburt von Jesus Christus. Kein Geringerer als der „große Mayster“ selbst, Karl May, hat dazu ein eindrucksvolles, 16-strophiges Gedicht geschrieben, um das herum dann ein gerade während der Weihnachtszeit lesenswerter Winnetou-Band entstand: „Weihnacht“ (1897; Karl-May-Verlag Bamberg, Bd. 24). Die Anfangszeilen dürfte ebenfalls jeder kennen:

Ich verkünde große Freude,
Die Euch widerfahren ist,
Denn geboren wurde heute
Euer Heiland Jesus Christ!

© Text & Fotos: M. Brinke – P. Kränzle, den Autoren der Bände „USA- Westen“, USA-Nordosten“USA-Texas & Mittlerer Westen“, „USA-Ostküste“ und „USA-Nordosten

 

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