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Berlin und seine Biere: Im Mikrokosmos der kleinen Privatbrauereien – ohne Zusatzstoffe und nach Deutschem Reinheitsgebot

Vor mehr als 150 Jahren gab es noch rund 200 Brauereien in Berlin. Der Bierkonsum boomte, da viele Menschen nach Berlin zogen, um Arbeit in den Fabriken von Siemens, Borsig oder AEG zu finden. Es herrschten sehr beengte Wohnverhältnisse, die Familien lebten zusammengedrängt. Wenn die Arbeit nach 12 oder 14 Stunden zu Ende war, zog es die Männer nach Feierabend zur „Erholung“ zunächst eher in die Kneipe auf eine „Molle“ statt ins bedrängte Heim. Auf den Höhen des Barnim im Norden (wozu der Prenzlauer Berg gehört) oder der Teltower Hügelzüge im Süden entstanden die Brauereien. Hier konnte man in die eiszeitlichen Dünenzüge Kühlkeller treiben, wichtig für die gute Lagerung. Das Eis für die Kühlung kam im Winter von Spree und Havel, schmolz dann bis zum Sommer langsam dahin und sorgte für Temperaturen um Null Grad Celsius.

Berliner Biere aus Privatbrauereien nach dem Deutschen Reinheitsgebot

Iwanowski_Berliner_Biere2Heute dominiert in Berlin die riesige Berliner Kindl-Schultheiss-Brauerei, doch als Gegenbewegung sind in der Bierszene in den Stadtteilen Kreuzberg, Wedding oder Moabit Mikrobrauereien entstanden, z.T. direkt in der Gaststätte.

Info: Das Reinheitsgebot wurde 1516 erlassen. Es schreibt vor, dass nur Malz, Hopfen, Hefe und Wasser im deutschen Bier enthalten sein dürfen – ein Jahrhunderte altes Gebot sorgt damit noch heute für höchsten Verbraucherschutz, und das im Umfeld vieler Lebensmittel-Skandale. Bier aus Deutschland hat keine Zusatzstoffe, keine Fremdaromen, sondern nur Malz, Hopfen, Hefe und Wasser.

Eine wirklich kleine Brauerei ist u.a. am Rollberg in Neukölln entstanden, auf dem ehemaligen Gelände der Kindl-Brauerei. Klein, aber fein lautet die Devise. Hier brauen Wilko Bereit und Nils Heins seit 2009 ihr eigenes Bräu nach alter handwerklicher Art, das Bier wird ausschließlich an die Gastronomie verkauft. Wie das Bier vieler kleiner Brauereien ist es etwas naturtrüb und beinhaltet deshalb wirklich gute aromatische Inhaltsstoffe und Vitamine, die nicht weggefiltert wurden. Das Reinheitsgebot wird so perfekt umgesetzt.

Iwanowski_Berliner-Biere3Adresse: Privatbrauerei am Rollberg, Am Sudhaus 3 (ehemals Werbellinstraße 50), www.rollberger.de, 12053 Berlin, geöffnet Do 17-23 Uhr, Fr und Sa 17-24 Uhr, nur Bier, kein Essen. Tipp: Samstags um 17 Uhr kann man mit den Berliner Unterwelten e.V. das Sudhaus und die unterirdischen „Bierkatakomben“ der ehemaligen Kindl-Brauerei besichtigen. Hinweis: Man sollte ab 16.15 Uhr da sein, da der Andrang manchmal sehr groß sein kann, und die Gruppen klein gehalten werden. Ein Vorverkauf findet nicht statt. Infos: www.berliner-unterwelten.de, U-Bahn Boddinstraße (U8) oder Rathaus Neukölln (U7).

Restaurant-Empfehlung in der Nähe:
Nach einem Besuch der Brauerei eignet sich für einen leckeren Imbiss das Sala Da Magiare. Mainzer Straße 23, 12053 Berlin, Tel. 0157/75729170, www.saladamangiare.de,   geöffnet Di–Sa 19.30 –22.30 Uhr, sehr nettes italienisches Restaurant, preiswert, ehrliche Küche, sehr gute Bruschetta, wechselnde Karte. Reservierung empfohlen, da nur wenige Tische.

Weitere Klein-Brauereien im Stadtgebiet:
Brauhaus Südstern, Berlin-Kreuzberg, Hasenheide 69, 10967 Berlin, Tel. 030/9001624, http://www.brauhaus-suedstern.de/, U-Bahnhof Südstern, geöffnet im Sommer Mo–Sa ab 14 Uhr. Sonn- und feiertags ab 10 Uhr: Brunch vom Buffet, warme Küche täglich bis 23Uhr. Außerdem werden Brau-Kurse angeboten!

Iwanowski_Eschenbraeu_BerlinEschenbräu in Wedding, Triftstr.67, 13353 Berlin, Tel. 030/4626837, 0162/4931915, http://eschenbraeu.de/. Kleine Brauerei von Martin Eschenbrenner (Braumeister) mit wunderbar ehrlichen, würzigen Bieren. Sie nennt sich „Kreativ Brauerei“ und betont damit den Anspruch auf besondere Biere (es gibt Saison-Biere, fast jeden Monat ein anderes). In einem Keller mitten im Wohngebiet gelegen kann man wunderbare Biersorten genießen und sogar eigenes Essen mitbringen (Teller und Besteck gibt es kostenlos!). Aber es gibt auch Flammkuchen und frische Brezeln! Bierflaschen von 1–3 l zum Mitnehmen.

Hausbrauerei Hops & Barley, Berlin-Friedrichshain, Wühlischstr 22/23, 10245 Berlin, Tel. 030/29367534, http://www.hopsandbarley-berlin.de/, geöffnet täglich 17–3 Uhr, Kleinigkeiten wie Bockwurst und belegte Stullen und natürlich wunderbare Friedrichshainer Biere!

© Fotos und Text: Michael Iwanowski, Verleger und Autor im Iwanowski’s Reisebuchverlag

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