Nur 30 min Autofahrt von der Berliner City oder mit dem Schiff ab Potsdam, und man taucht in die ländliche Idylle am Templiner See und Schwielowsee, beide Ausbuchtungen der Havel. Caputh ist ein im Mittelalter gegründetes Dorf, welches noch heute Ruhe und Beschaulichkeit ausstrahlt. Im Ortskern unweit der Kirche liegt das alte Schloss, mittlerweile perfekt restauriert und umgeben von einem in Würde gealterten Park, den schon Lenné, der berühmte Gartenbaumeister, angelegt hat.

Ausflug in die Berliner Umgebung – Schloss Caputh

Das Schloss Caputh erkundet man am angenehmsten mit einer Schloss-Umrundung. Es liegt pittoresk am Templiner See, mit weitem Blick in die Landschaft bis nach Potsdam. Der umgebende Park bietet im Sommer wunderbaren Schatten. Der übersichtliche Schlossbau – es war ja ein für damalige Verhältnisse kleiner adliger Landsitz – ist angenehm in seinen eher bescheidenen Dimensionen, er stammt aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. 1662 begann man mit diesem Bau. Vorläufer aber war eine im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Sommerresidenz der Kurfürstin Katharina. Der jetzige Bau gehörte seiner zweiten Frau Dorothea. Das Schlossinnere veranschaulicht die adlige Wohnkultur um 1700. Man kann wunderbares Porzellan, lackierte Möbel und Gemälde (überwiegend holländische Meister) bewundern – alles Originalausstattung. 1947 erfolgte dann die Enteignung, die DDR nutzte es für berufsbildende Zwecke. Erst nach der Wende besann man sich des kulturellen Erbes, alles wurde in einem Top-Zustand mit einem finanziellen Aufwand von 5 Millionen € restauriert.

Mit Seeblick und Terassenrestaurant – das Kavalierhaus am Schloss

Tipp: Das Kavalierhaus am Schlossgelände, direkt am See gelegen (Lindenstraße 60) 14548 Schwielowsee, Tel. (03 32 09) 8 46 30, www.kavalierhaus-caputh.de, bietet einige nette Zimmer, zum Teil mit Seeblick, zum Übernachten an. Es verfügt über ein gutes Restaurant mit Terrasse. Nur saisonal „voll“ in Betrieb – siehe Website. Moderate Preise! Ein Kavalierhaus diente im Barock zur Aufnahme des Hofstaats und ist heute Ihnen vorbehalten!

Am östlichen Ortseingang liegt Einsteins Sommerhaus. Berlin wollte dem Nobelpreisträger zum 50. Geburtstag ein besonderes Geschenk machen, und zwar ein Haus mit Seegrundstück. Aber so recht klappte es nicht, alle in Frage kommenden Häuser waren vermietet oder hatten keine ruhige Lage. Es war damals wie heute der Flughafen ein Politikum, auch die Suche nach einem geeigneten Grundstück zog sich in die Länge. So erwarb schließlich Einstein auf eigene Kosten ein schönes Grundstück 300 m vom Templiner See entfernt, um hier nach eigenen Vorstellungen sein Sommerhaus zu bauen.

Einsteins Sommerhaus: klein und dunkel – so wie es Einstein liebte

Es wurde vom Architekten Konrad Wachsmann 1929 geplant und aus Holz gebaut. Einstein unternahm hier gerne Segelausflüge und verbrachte seine Sommer, um im Winter in Princeton New Jersey zu lehren. Doch Caputh liebte er über alles, hier war er seelisch angekommen. Seine Frau Elsa schriebt, Einstein habe sich auf Caputh eingestellt, hier lebe es sich göttlich!

Doch als sie 1933 über Belgien nach Deutschland einreisen wollten, verwehrte ihnen das Nazi-Deutschland die Einreise. Einstein hatte sich ja in den USA kritisch gegenüber den neuen Machthabern geäußert. In der NS-Zeit wurde er enteignet, das Haus diente fortan als Kindergarten und Ausbildungsort für Kindergärtnerinnen. Später nutzte es die Wehrmacht, und nach dem Krieg wurde es wieder zum Wohnhaus. Zu Einsteins 100. Geburtstag wurde es durch die DDR restauriert. Heute gehört es zum größten Teil der Hebräischen Universität Jerusalem. Das Haus fällt durch klare Linien auf und erinnerte an den Bauhausstil. Hauptbaumaterial war amerikanisches Redwood. Innen gibt es leider keine Originaleinrichtung mehr, die Räume sind klein und dunkel… genauso, wie es Einstein liebte.

Gaststätte Fährhaus Caputh – gute Landküche in schöner Atmosphäre

An der Fähre (wenige 100 m westlich des Schlossparks), an  der engen Stelle der Havel zwischen Templiner See und Schwielowsee liegt das Fährhaus Caputh. Hier kann man mit dem Auto oder Fahrrad übersetzen oder einfach an der Gaststätte Fährhaus sitzen und das Treiben genießen. Jahrhundertelang war es ein beliebter Übergang, und ab 1853 wurde ein regulärer Fährbetrieb eingerichtet.

Adressen:
Schloss Caputh, Schloss Caputh, Straße der Einheit 2,14548 Caputh/Schwielowsee. April Sa, So und Feiertag, 10–18 Uhr, Mai bis Oktober Di bis So, 10–18 Uhr, Mo geschlossen, November bis März, Sa, So und Feiertag, 10–17 Uhr, Besichtigung nur mit Führung.

Gaststätte Fährhaus Caputh, Straße der Einheit 88, 14450 Schwielowsee, Tel. 033209/70203. Geöffnet Jan–Feb 12.00–20.00 Uhr, ab März bis Ende Oktober täglich, Winterpause: Nov–Dez. Urig-einfache Atmosphäre mit Landküche wie Blut- und Leberwurst, Sauerkraut und Kartoffeln oder Zanderfilet mit Lauchgemüse. www.faehrhaus-caputh.de

Einsteins Sommerhaus, Am Waldrand 15-17,14548 Caputh. Geöffnet April bis Oktober, Sa, So und feiertags 10.00-18.00 Uhr. Führungen immer zur vollen Stunde. www.einsteinsommerhaus.de

© Michael Iwanowski, Verleger und Autor im Iwanowski’s Reisebuchverlag

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